Wired versus Wireless-WAN – Mythen über kabellose Breitbandverbindungen in Unternehmen

Netzwerkverantwortliche sind immer noch skeptisch, Wireless-Verbindungen über 4G-LTE und 5G als primäre WAN-Verbindungen zu nutzen. Doch diese Skepsis ist kaum mehr haltbar. Wie steht es um Zuverlässigkeit, Leistungsfähigkeit und Kosteneffizienz von drahtlosen Wide-Area-Networks? Gut, sagen unabhängige Branchenexperten – und auch die Fakten sprechen für mehr Wireless im WAN.

Stabile kabellose Konnektivität – das klingt für viele Unternehmen noch immer wie ein schöner Traum. Denn es ranken sich nach wie vor zahlreiche Mythen um das Thema Wireless-Wide-Area-Networks (Wireless-WANs). Das führt dazu, dass sich auch die Zweifel halten: Sind kabellose Breitbandverbindungen zuverlässig? Kann ihre Leistung mit der Performance kabelgebundener Verbindungen mithalten? Ist das nicht mit hohen Kosten verbunden? Trotz dieser Bedenken gibt es aber immer mehr Unternehmen, die den Schritt wagen – und feststellen: Die drahtlosen stehen den kabelgebundenen Verbindungen in nichts nach. Im Gegenteil, häufig haben sie sogar die Nase vorn.

Das jedenfalls zeigt die Studie „The Viability of a Wireless WAN for Business“ von Nemertes, einem weltweit aktiven forschungsbasierten Beratungsunternehmen. Sie enthält Analysen, die auf qualitativen Interviews mit zwölf Unternehmen basieren, die drahtlose WAN-Lösungen einsetzen. Die Unternehmen kommen aus unterschiedlichsten Branchen darunter Einzelhandel, Gesundheitswesen, Dienstleistung, Behörden und Logistik. Die Studie stellt fest: Agilität und die Reduktion von Ausfallzeiten sind für moderne Unternehmen unerlässlich.

Sie zeigt außerdem, dass kabellose Technologien wie 4G-LTE und 5G für Unternehmen viele Vorteile bieten, denn sie erleichtern die Anbindung neuer – auch unterschiedlicher – Geräte. Das stetig komplexer werdende Unternehmens-WAN kann so vereinheitlicht werden: Von festen Standorten, wie Geschäften und kleinen Büros, über Fahrzeugflotten bis hin zu IoT – und zwar überall.

Breitband-Konnektivität binnen Minuten

Für die Effizienz eines Unternehmens ist störungsfreie Konnektivität wesentlich. Auch wenn die Mitarbeitenden nicht 24/7 am Arbeitsplatz sind, gibt es meist viele Geräte und Anwendungen, die ständig Daten an die Cloud und andere Stellen senden müssen. Von Überwachungskameras über Sensoren bis hin zu Point-of-Sale-Geräten oder WiFi für Gäste – die meisten Verbindungsunterbrechungen würden das laufende Geschäft schwerwiegend beeinträchtigen.

Im ersten Moment scheint es, als wären kabelgebundene Lösungen hier das Mittel der Wahl. Sie wirken robust und sind jahrzehntelang erprobt. Doch ist eine Leitung beschädigt, betrifft das alle daran angeschlossenen Geräte. Und selbst in Gebieten, in denen der Glasfaserausbau vorangeschritten ist, kann es sein, dass die letzten Meter noch mit Kupferleitungen überbrückt werden. Darunter leidet die Bandbreite. Solche Einschränkungen gibt es bei kabellosen Lösungen nicht.

Die Nemertes-Umfrage kommt zu dem Schluss, dass kabellose Breitbandverbindungen das vielleicht beste Mittel gegen Ausfallzeiten und ein bewährter Faktor für eine verbesserte Zuverlässigkeit sind. So konnten die Befragten eine drastische Reduzierung der durch Internetausfälle verlorenen Zeit feststellen: Diejenigen, bei denen mindestens 90 Prozent der Standorte Wireless-WAN als primäre Verbindung nutzen, meldeten eine Verringerung der durchschnittlichen Ausfallzeit um 88 Prozent, während diejenigen, bei denen mindestens 90 Prozent der Standorte kabelloses WAN als Failover nutzen, eine Senkung um 62 Prozent verzeichneten. Demnach konnte bereits die Nutzung von Wireless-Verbindungen als sekundären Link die Ausfallzeiten deutlich verringern.

Zudem findet Business heute überall statt, sei es im Büro, im Homeoffice, in einer neuen Filiale oder im Pop-up-Store. Doch auf die Installation von kabelgebundenen Leitungen muss man oft wochen- oder gar monatelang warten. Die von Nemertes Befragten gaben an, dass es im Durchschnitt 35 Tage dauert, bis ein Kabelanschluss installiert ist. In Deutschland muss man in der Regel zwei bis sechs Wochen auf den Kabelanschluss warten. Nicht so bei kabellosen Breitbandlösungen: Nach kurzer Installationszeit kann der Betrieb in der Regel starten. Diese deutliche Diskrepanz unterstreicht, dass es im Geschäftsleben kaum mehr möglich ist, sich allein auf herkömmliche kabelgebundene Verbindungen zu verlassen.

Drahtlos schlägt Kupferkabel um Längen

Gut zu wissen für die optimale Ausrichtung der Wireless-Router: Die Position der nächstgelegenen Sendemasten. Wireless-WAN-Management-Lösungen geben einen Überblick über die umliegende Mobilfunkinfrastruktur.

Die Netzwerkanforderungen haben in den vergangenen Jahren immer mehr zugenommen. Dieser Trend wird sich in der kommenden Zeit fortsetzen. Es werden immer mehr Geräte vernetzt, die zu verschickenden Datenmengen nehmen stetig zu und sowohl die Zugriffszeiten als auch -orte werden flexibler. Je mehr die Konnektivität im Aufwind ist, umso wichtiger ist es, dass sie einwandfrei funktioniert. So zum Beispiel, wenn manche Daten nicht vollständig ankommen, während in Video-Calls Bild und Ton mit Taktzittern (Jitter) übertragen werden oder es zu einer Verzögerung autonomen Fahren kommt. Das heißt, man braucht eine hohe Bandbreite. Es bedarf also einer Netzwerktransformation, bei der 5G von entscheidender Bedeutung sein wird.

Wireless-WANs brauchen sich nicht zu verstecken. Sie sind genauso leistungsfähig wie herkömmliche WANs – und toppen diese sogar. Denn dank 5G bieten sie Datenraten von bis zu zehn Gigabit und geringe Reaktionszeiten von unter einer Millisekunde. Mit dem richtigen Router erreicht man im 5G-Netz Downloadraten von bis zu vier Gigabit pro Sekunde und auch das 4G-Mobilfunk-Netz kann sich mit bis zu zwei GBit/s sehen lassen.

Die Nemertes-Umfrage belegt: 80 Prozent der von Nemertes Befragten fanden die Leistung kabelloser WANs genauso gut oder besser als jene kabelgebundener Verbindungen in Bezug auf Verlust, Latenz und Jitter. 67 Prozent fanden den Durchsatz so gut wie oder besser als den der kabelgebundenen WAN-Verbindungen. Im Durchschnitt erzielten die Teilnehmer eine fünfeinhalbfache Steigerung der Bandbreite bei Verbindungen, die sie auf Wireless WAN umstellten.

Sinkende Kosten machen Wireless wirtschaftlich attraktiv

Die vergleichsweise hohen Kosten von Mobilfunkbreitband waren lange Zeit das vielleicht größte Hindernis für die Einführung von drahtlosen Weitverkehrsnetzen in Unternehmen. Schließlich kann die Bezahlung pro Megabyte die monatlichen Rechnungen in die Höhe treiben. Allerdings sinken die Kosten für Drahtlosverbindungen stetig, große Datenvolumina sind die Regel inklusive.

Die Nemertes-Umfrage zeigt, dass kabelloses WAN sehr kosteneffizient ist, wenn man die Netzwerkkosten aus einer umfassenden Perspektive betrachtet. Im Durchschnitt konnten die Unternehmen mit kabellosem WAN im Vergleich zu den alten kabelgebundenen Verbindungen ihre monatlichen Breitbandkosten pro Standort um mehr als die Hälfte senken und ihre Kosten pro Megabit pro Sekunde um 90 Prozent reduzieren.

Außerdem musste laut Umfrageteilnehmern durchschnittlich 19 Prozent weniger in WAN-bezogene Aufgaben investiert werden, Mitarbeiter benötigen zudem 54 Prozent weniger Zeit für die Behebung von WAN-Problemen. Das heißt, sie können mehr Zeit für die Verbesserung der Geschäftsabläufe aufwenden.

Die Umfrageergebnisse von Nemertes unterstreichen, dass Wireless WAN mit den richtigen Strategien und Lösungen nicht nur flexibler und leistungsfähiger sein kann als viele herkömmliche WAN-Verbindungen, sondern sich auch positiv auf das Geschäftsergebnis auswirkt.

Proof of Concept und bewusstes Vorgehen schaffen Vertrauen

Jan Willeke, Area Director Central Europe bei Cradlepoint

Wireless-WAN und 5G gewinnen als zentrale Komponente der WAN-Architektur rasch an Bedeutung. Kabelloses WAN ist im Vergleich zu kabelgebundenen Verbindungen zuverlässiger, leistungsfähiger und insgesamt oft kostengünstiger. Bleibt nur die Frage, wie Unternehmen Wireless WAN möglichst schnell einsetzen können. Dafür eignen sich diese Schritte:

  • Proof of Concept: Eine Machbarkeitsstudie hilft Unternehmen Risiken in der Entscheidung zu minimieren und kritische Anforderungen zu validieren.
  • Failover: Ausfallsicherheit und Zuverlässigkeit sind das A und O. Viele Unternehmen nutzen daher Wireless WAN zunächst nur als Ersatz bei Netzwerkausfällen.
  • Zusätzliche aktive Verbindung: In einem weiteren Schritt ist Wireless-WAN immer aktiv und dient als Ergänzung des kabelgebundenen Breitbands, um dauerhaft die Ausfallsicherung zu gewährleisten.
  • Primäre Verbindung über Wireless-WAN: Wenn Unternehmen von der Performanz des kabellosen Breitbands überzeugt sind, verwenden sie es gern als primäre WAN-Verbindung, um die Flexibilität bei der Anbindung voll ausnutzen zu können.

Von Jan Willeke, Area Director Central Europe bei Cradlepoint

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