Quo vadis Digital-Signage?

Björn Christiansen, CEO bei Digitalsignage.de

Digital-Signage, also die Ausspielung von Content über elektronische Medien, erobert sich mehr und mehr Einsatzbereiche, von kleinen Infopoints bis zu riesigen Videowänden. Monitore allerorten, die mal mehr, mal weniger Nützliches kommunizieren oder zum Dialog einladen. Netzpalaver sprach mit Björn Christiansen, CEO bei Digitalsignage.de, über den aktuellen Stand und die Zukunft der Technologie.

 

Netzpalaver: Herr Christiansen, Sie beschäftigen sich seit mehr als 20 Jahren mit dem Thema Digital-Signage. Gibt es da immer noch genug Dynamik, um sich inspirieren zu lassen?

Björn Christiansen: Berechtigte Frage. Als ich angefangen habe, mich damit zu beschäftigen, gab es nichts weiter als dumme Monitore, die mit erheblichem Aufwand mit Inhalt gespeist werden mussten. Das Ganze erforderte eine beachtliche Investition in die Hardware, Experten, die in der Lage waren, alles anzuschließen und zu programmieren und letztlich war der Einsatzradius sehr beschränkt. Alles in allem ein sehr bescheidener Start. Heute reden wir über flexible Cloud-basierte Lösungen, die mit geringstem Aufwand betrieben werden können und überall einsetzbar sind. Und die Entwicklung ist weiter im Fluss.

 

Netzpalaver: Beim Einsatz von Digital-Signage-Lösungen gilt es vor allem drei Bereiche zu betrachten. Da ist zum einen die geeignete Hardware, zum anderen die Bereitstellung der Inhalte und schließlich das Thema Wirtschaftlichkeit. Lassen Sie uns zunächst die Hardwareseite betrachten. Wo stehen wir da heute?

Björn Christiansen: Die Hardware-Entwicklung hat in den letzten Jahren gewaltige Fortschritte gemacht. Das Angebot ist breit, und es gibt für jeden Einsatzbereich passende Lösungen, aber auch gewaltige Unterschiede zwischen den verschiedenen Produkten. Da müssen wir einerseits unterscheiden zwischen Bildqualität und Nutzungseigenschaften, andererseits den rein physikalischen Merkmalen. Als Digital-Signage am Point-of-Sale lediglich im Wettbewerb mit Kreidetafeln und Flipcharts stand, sorgte das elektronische Display per Se für Aufmerksamkeit. Heute finden sich Monitore an jeder Ecke, und es bedarf deutlich mehr, um die Blicke auf sich zu ziehen. Das geht heute vor allem über Eigenschaften wie Größe, High-Brightness, 4k-Auflösung, zuverlässige und frustrationsfreie Dialoge per Touchscreen, aber auch über das ansprechende Design mit hochwertigen Materialien. Zum anderen müssen die Produkte für den jeweiligen Einsatzbereich geeignet sein. Denken Sie an die unterschiedlichen Anforderungen im Indoor- oder im Outdoor-Einsatz. Oder auch den Aspekt der räumlichen Flexibilität. Ein Gerät, das Sie jeden Abend aus dem Gang einer Mall in ein Geschäft bewegen, muss ganz anders konzipiert sein als ein Wall-Mount-Monitor. Unsere Produkte sind in jedem Falle auf einen 24/7-Dauerbetrieb ausgelegt und damit für den professionellen Einsatz optimiert.

 

Netzpalaver: Wenn das geeignete Gerät gefunden ist, muss es aber immer noch mit Inhalten gefüttert werden.

Björn Christiansen: Ja, klar. Das war auch für lange Zeit eine Schwachstelle. Entweder, Sie benötigten für die Bereitstellung der Inhalte hinreichende Kenntnisse vor Ort oder aber die Inhalte wurden irgendwo vorbereitet und konnten deshalb kaum aktuell sein. Das hat sich mit der Entwicklung intuitiv bedienbarer Software und der Vernetzung über die Cloud komplett verändert. Alle unsere Geräte verfügen über entsprechende Kommunikationsschnittstellen, um sie flexibel ansteuern zu können. Das kann eben auch von jedem beliebigen Ort aus zentral erfolgen. Sie brauchen dazu lediglich einen Internetanschluss, einen Browser und die entsprechende Software. So sind Sie etwa als Reiseanbieter in der Lage, alle angeschlossenen Büros in Sekundenschnelle mit aktuellen Angeboten zu versorgen, ohne dass dazu das Personal vor Ort eingreifen muss.

Im Übrigen setzen heute fast alle Kunden auf eine Cloud-basierte Lösung. Selbst Cloud-Skeptiker schwenken um, wenn sie als Anbieter sicherstellen können, dass ihre Lösung als „Cloud Services Made in Germany“ zertifiziert ist. Ganz im Gegenteil: Gerade nach Corona fragen viele Kunden von sich aus nach einer Cloud-Lösung. Selbst Öffentliche Auftraggeber.

 

Netzpalaver: Es werden also im Prinzip keine technischen Experten mehr benötigt, um das System zum Laufen zu bringen?

Björn Christiansen: Genau. Mit einer innovativen Software ist das kein Problem mehr. Die Anwendungsfelder unterscheiden sich ja doch drastisch, etwa zwischen einer großen Videowall, einem kleinen Infopoint oder Outdoor-Stelen. Das Prinzip ist jedoch immer das gleiche. Sie können eine große Vielfalt an Medienformaten wie Bilder, Videos, Präsentationen oder sogar Audiodateien flexibel kombinieren und in eine abwechslungsreiche Folge bringen. Diese Software ist einfach zu bedienen und bietet gleichzeitig umfangreiche Einstellungsmöglichkeiten. Für Einsteiger gibt es zudem vorgefertigte Templates. Wenn Sie wollen, kann diese Software auch über einen Cloud-Zugriff ortsunabhängig genutzt werden. Die Ausgabe der Inhalte erfolgt dann per Knopfdruck an alle vorhandenen Geräte. Eine hochwertige Software bietet darüber hinaus die Möglichkeit des Nutzermanagements, regelmäßige Updates, die Anpassung des Netzwerkes und ermöglicht eine kontinuierliche oder ereignisabhängige Wartung.

 

Netzpalaver: Trotzdem – Auch beim Look & Feel kommt es ja darauf an, sich vom Wettbewerb an der nächsten Ecke zu unterscheiden.

Björn Christiansen: Das ist so. Auch wenn die Content-Erstellung im Prinzip einfach ist, so unterscheidet sich doch in der Praxis der gut gemachte Auftritt von dem mit dem Wow-Effekt. Templates sind das Eine, aber das ist dann nicht immer der gewünschte Hingucker. Ein Anbieter, der alles aus einer Hand bietet, sollte auch über die Kompetenz verfügen, Inhalte auf Basis kundenspezifischer Vorlagen zu erstellen, die über den Standard hinausgehen. Wir haben viele Kunden – von Universitäten bis zu Supermärkten – für die wir den gesamten Betrieb übernehmen. Die sagen uns am Donnerstag, welche Inhalte in der Folgewoche auf den Screens ausgestrahlt werden sollen. Und das passiert dann auch so – inklusive der Effekte, die ein Design-Profi einfach aus dem Effeff beherrscht.

 

Netzpalaver: Eine leistungsfähige und robuste Hardware sowie die einfache und flexible Content-Bereitstellung sind das eine. Aber es muss sich ja auch rechnen. Wie steht es um den Return-on-Investment?

Björn Christiansen: Diese Frage stellt sich bei jedem Investment, und es liegt in der Natur der Sache, dass hier eine ganze Reihe von Einflussgrößen zum Tragen kommen. Zunächst müssen Sie ja erst einmal den Vergleich zu anderen Lösungen heranziehen. Digital-Signage kommt in den unterschiedlichsten Szenarien zum Einsatz. Die Rechnung stellt sich bei digitalen Türschildern nun einmal völlig anders da als bei einer Videowall oder einem Infopoint in einer Mall. Zwei wesentliche Aspekte sind dabei: Wie viel zusätzliche Aufmerksamkeit bzw. potenziellen Umsatz schaffe ich mit einer Digital-Signage-Lösung? Und zweitens: Wie viel Zeit kann ich mit einer digitalen Lösung einsparen? Nehmen Sie das Beispiel Türschilder. Hier muss ein Mitarbeiter irgendwelche Pappen beschriften und sie an die jeweiligen Orte verteilen. Ein recht zeitaufwändiges und kostspieliges Unterfangen. Von der Flexibilität ganz zu schweigen. Das gleiche gilt für Info-Boards in Hotels, öffentlichen Einrichtungen oder in Wartezimmern. Die Generierung zusätzlicher Einnahmen ist ein anderer Aspekt, der vor allem im Handel eine große Rolle spielt.

 

Netzpalaver: Den Vergleich mit konventionellen Lösungen gewinnt der Einsatz von Digital-Signage-Lösungen also. Aber worauf sollte ich achten, wenn ich zwei digitale Angebote miteinander vergleiche?

Digital-Signage-Stele mit Contentverwaltung aus der Cloud

Björn Christiansen: Auch hier sind es ja zwei Aspekte, die eine Rolle spielen. Das eine ist das anfängliche Investment, das von Fragen dominiert wird wie Produkteigenschaften, Robustheit, Lebensdauer etc. Das andere sind die Betriebskosten. Wer sich mit dem Einsatz einer Digital-Signage-Lösung beschäftigt, sollte sich eingehend mit Fragen wie Garantie, Service und Support beschäftigen. Gibt es einen qualifizierten Support? Wird eine Projektberatung durch Experten angeboten oder können Player und User im Bedarfsfall komplett vom Dienstleister eingerichtet werden? Auf der sicheren Seite ist, wer sich für einen Partner entscheidet, der Beratung, Konzeption, Installation, Content-Design, Management und technischen Support aus einer Hand anbietet. Wir haben aus dieser Überlegung heraus unser Angebot gebündelt, das zum Beispiel eine 3-Jahres-Garantie, eine kostenlose Nutzung der Cloud-CMS-Software für drei Jahre und kostenlosen Webinare und Beratung umfasst. Dieses Angebot hat uns mitunter inzwischen zu 125.000 Installationen in Deutschland geführt.

 

Netzpalaver: Nun, da alle Hotels mit digitalen Signboards ausgerüstet sind, und in jedem Kiosk ein Bildschirm die aktuellen Lottozahlen per Monitor kommuniziert, strebt der Markt einer Sättigung entgegen?

Björn Christiansen: Bei weitem nicht. Das Potenzial ist riesig. Ich denke, wir befinden uns erst am Anfang der Entwicklung. Es ist eben lediglich erforderlich, kreativ zu denken. Die digitale Speisekarte wird uns über kurz oder lang zur Verfügung stehen. Stadien, Museen oder der Verkehr sind Einsatzbereiche, die es noch weitgehend zu erschließen gilt. Überhaupt ist das Zusammenspiel zwischen Digital-Signage und Marketing noch rudimentär. Und dann gibt es überaus spannende Entwicklungen im Bereich des multisensorischen Marketings, also der zeitgleichen Ansprache mehrerer Sinne. Bisher haben wir uns auf Optik und Akustik konzentriert, mit ein wenig Haptik bei der Bedienung. Aber Geruch und Geschmack sind noch gänzlich außen vor. Das wird sich ändern.

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