Hohe Nachfrage nach IT-Freiberuflern bei komplexen Projekten

Je knapper das Personal, je stärker profitieren die Personaldienstleister. Das trifft vor allem auf die Vermittlung von externen IT-Fachkräften zu. Aktuell sind sie besonders in Projekten mit Zukunftstechnologien gefragt, in denen es schnell komplex werden kann.

Trotz oder besser gesagt, gerade wegen einer krisengebeutelten Wirtschaft, haben Personaldienstleister für externe IT-Fachkräfte Hochkonjunktur. Und das aus nachvollziehbaren Gründen: Hochqualifizierte Solo-Selbständige im Technologieumfeld sind seit Jahren Mangelware und die Suche nach ihnen wird immer schwieriger. Dadurch steigt der Bedarf an systematischer Vermittlung. Denn mit der Rekrutierung in Eigenregie haben Unternehmen auf Dauer immer weniger Erfolg. Zudem wissen sie längst, dass sie ihre Belegschaft aufgrund konjunktureller Schwankungen und wirtschaftlicher Turbulenzen permanent flexibel halten müssen. Das freut ihre externen Rekrutierungspartner. Denn ihnen verschafft diese Situation dauerhaft eine solide Planungs- und Auftragslage. Das bestätigen auch die Ergebnisse zweier Studien des Marktforschungsunternehmens Lünendonk & Hossenfelder.

 

Externe sind operative Säulen der IT-Projekte

Ende 2022 kamen die Analysten in der Studie „Der Markt für IT Workforce Services in Deutschland“ zu dem zentralen Ergebnis, dass der Löwenanteil der in 2021 getätigten  Jahresumsätze von spezialisierten IT-Personalvermittlern aus dem Geschäft mit der Vermittlung von IT-Freiberuflern (69 Prozent) resultiert. Im Vergleich dazu liegt der Umsatzanteil mit der Arbeitnehmerüberlassung durchschnittlich bei nur 26 Prozent.

Kaum jemand weiß zudem, dass immerhin ganze 17,4 Prozent aller IT-Fachkräfte, die Unternehmen temporär unter die Arme greifen, IT-Freelancer, Zeitarbeitskräfte oder andere externe Berater sind. Diese Entwicklung macht deutlich: Externe sind als operative Säulen für laufende IT-Projekte nicht mehr wegzudenken.

Laut der Marktanalysten stellt jedes fünfte Unternehmen seine Maßnahmen zur Digitalisierung sogar über den laufenden Sparkurs.  Nicht selten werden daher Projektbudgets für den Einkauf externer IT-Experten nach oben korrigiert „Aufgrund der Fülle an externen IT-Fachkräften, die über das Jahr in ganz verschiedenen Projekten gebraucht werden, ist es vorteilhaft, den Einsatz der benötigten IT-Freelancer gemeinsam mit dem Personaldienstleister strategisch zu planen,“ so Etengo Vorstand Alexander Raschke, dessen Kerngeschäft es ist, diese Spezialisten zu vermitteln.

 

Projekterfahrene Profis werden rar

Allerdings sollten diese positiven Signale nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Vermittlungsprozesse an sich immer anstrengender werden. Und hier kommen gleich mehrere Faktoren zusammen. „15 Prozent aller IT-Freiberufler werden sich in den kommenden fünf Jahren in den Ruhestand verabschieden,“ weiß Thomas Maas, Geschäftsführer von Freelancermap, aus eigenen Erhebungen. In Summe wird also immer weniger Erfahrungswissen zur Verfügung stehen. Gleichzeitig wachsen im Zuge neuer Technologien die Ansprüche an externe IT-Fachkräfte. „Wir beobachten, dass IT-Freiberufler aktuell verstärkt zum Zuge kommen, wenn es um Projekte geht, die viel Erfahrung benötigen, einen hohen beraterischen Anteil aufweisen und in der Aufgabenstellung einfach schwer zu erlernen sind, so Maas. Solche IT-Profis müssen heute neben speziellen Programmierkenntnissen wie Java, Javascript, Python oder  PHP vor allem ganze IT-Infrastrukturen modernisieren oder neue Prozesse beispielsweise für eine tragfähige Security-Strategie entwickeln. Wer das kann, braucht keine langen Einarbeitungszeiten und hat gelernt, in Zusammenhängen zu denken. Für die Security-Strategie kann das bedeuten, dass der externe Spezialist sie im Kontext des gesamten Geschäftsmodells auf potenzielle Risiken abklopft und gleichzeitig schützenswerte Assets identifiziert. Aber auch die Schulung des internen Personals kann zu so einer Aufgabenstellung gehören. Und wer heute einen externen Daten-Spezialisten einkauft, braucht nicht nur praxiserprobtes Wissen für Strategien zu Datenarchitekturen, sondern auch Anwendungswissen in puncto künstlicher Intelligenz.

 

Lukrative Stundensätze für hohe Spezialisierung

„Die besten Karten haben Kandidaten, die eine gewisse Seniorität mitbringen und Erfahrungen mit komplexen sowie vergleichbaren Projekten haben,“ weiß Christoph Kugelmann, Vertriebs-Chef bei Etengo. Laut Lünendonk sprechen sich 68 Prozent aller befragten Personaldienstleister für die Vermittlung genau dieser Senior-Experts mit mindestens zehn Jahren Projekterfahrung aus.   Dieser Bedarf schlägt sich auch auf die Stundensätze für diese Profis nieder. „In allen Bereichen, von Cloud bis Big-Data, können wir steigende Stundensätze feststellen,“ so der Chef von Freelancermap.

IT-Security-Spezialisten oder Software-Architekten können bei voller Auslastung aktuell beispielsweise Stundensätze bis zu 140 Euro ansetzen. SAP-Berater liegen sogar noch deutlich darüber. Aber nicht nur die alten Hasen mit jahrelanger Projekterfahrung kommen in den Genuss solcher Summen. Auch für den IT-Nachwuchs ist noch Luft nach oben: „IT-Freiberufler, die fünf Jahre im Geschäft sind, können, je nach Skill, ebenfalls bereits von einem Stundensatz von bis zu 120 Euro ausgehen,“ so Kugelmann.