Mehr Tempo für den Digitalpakt Schule

Ralf Koenzen, Lancom-Gründer und Geschäftsführer

Rund zwei Wochen vor dem offiziellen Stichtag sickerten letzte Woche die neuesten Zahlen zum Digitalpakt Schule durch. Das Ergebnis: Mit 198 Millionen wurden bis Ende Juni dieses Jahres gerade einmal knapp 4 % des Fördertopfes abgeschöpft. Zu wenig, findet Lancom-Gründer und Geschäftsführer Ralf Koenzen. Damit das großangelegte Förderprogramm nicht verpufft, brauche es jetzt eine genaue Analyse der Hemmnisse und ebenso wichtig: pragmatisches Voneinander-Lernen.

„Der Digitalpakt Schule hat in den letzten sechs Monaten Fahrt aufgenommen. Das ist erfreulich, aber leider immer noch viel zu wenig. Nicht einmal 4 % der Mittel aus dem fünf Milliarden schweren Basis-Digitalpakt für digitale Bildungsinfrastruktur wurden bis Ende Juni abgerufen. Die Mittelbindung – also die bereits fest für Infrastrukturprojekte eingeplanten und zugesagten Fördermittel – lag bei 28 %.

In der Praxis heißt das: Ein Großteil der Schüler in Deutschland startet auch in das neue Schuljahr ohne WLAN und digital gestützten Unterricht. Denn auch bereits angeschaffte Laptops und Tablets aus den zusätzlichen Sofortprogrammen bleiben ohne leistungsstarke Netzwerkinfrastruktur offline.

2024 ist Schluss

Dabei drängt die Zeit. Und das nicht nur, weil Deutschland bei der Digitalisierung des Bildungswesens laut einer Ende 2020 veröffentlichten Auswertung der OECD international zu den Schlusslichtern zählt. Der Digitalpakt Schule läuft Ende 2024 aus. Konkret bedeutet das: Schulen, die es bis dahin nicht geschafft haben, ihre digitale Infrastruktur aufzubauen, können nicht mehr auf die staatlichen Fördermilliarden zurückgreifen. Eine vertane Chance, die wir uns als Land und als Gesellschaft nicht leisten können.

Hürden und Best-Practices

Was es jetzt braucht, ist eine genaue Analyse, warum der Mittelabfluss bis dato so schleppend läuft. Ein runder Tisch aus Bund, Ländern – und vor allem Schulträgern – könnte die nötige Erkenntnis bringen und neben Hürden auch Best-Practices aufzeigen. Denn: Auch, wenn der prozentuale Anteil ernüchternd ist – hinter den knapp 4 % abgerufenen Mitteln stehen Tausende von Schulen, die den Weg in die Digitalisierung bereits erfolgreich gemeistert haben. Warum nicht einfach von ihnen lernen? Ob ein Schul-WLAN beispielsweise aus der Cloud verwaltet oder per Controller gesteuert wird, hängt stark von den individuellen Gegebenheiten, Ressourcen und Bedürfnissen ab. Ein „One-size-fits-all“ gibt es bei der Schuldigitalisierung nicht. Genau das macht den Erfahrungsaustausch auf Basis konkreter Best-Practice-Beispiele so wertvoll.

Die aktuellen Zahlen aus den Ländern sind ein Weckruf, endlich ins Handeln zu kommen. Der Digitalpakt muss endlich auf die Straße gebracht werden, genauer gesagt: in die Klassenzimmer unserer Schulen!“

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