Mobilfunknetze in Deutschland bieten schlechtere Nutzererfahrung als die in Österreich und der Schweiz

Im Vergleich zu den Mobilfunknetzen in Österreich und der Schweiz hinkt die Nutzererfahrung in Deutschland hinterher. In Deutschland bietet die Telekom ihren Kunden überwiegend die beste Nutzererfahrung und muss sich nur in einer Kategorie O2 geschlagen geben. Zu diesem Ergebnis kommt der Report “State of Mobile Networks DACH” des Mobile-Crowdsourcing-Unternehmens Tutela.

Tutela hat für den Report 7,4 Milliarden Datensätze von Smartphone-Nutzern aus sogenannten Common-Coverage-Areas in der DACH-Region ausgewertet. Common-Coverage-Areas sind laut Tutela Gebiete, in denen die Mehrheit der Mobilfunknetzbetreiber ihre Dienste anbieten. Unter den Tutela-Daten, die für den Report ausgewertet wurden, befinden sich mehr als 83 Millionen Geschwindigkeitstests und 1,02 Milliarden Latenztests (in eine Richtung gemessen), die zwischen dem 1. Oktober 2019 und dem 31. März 2020 DSGVO-konform per Mobile-Crowdsourcing gesammelt wurden. In allen drei Ländern wurden jeweils drei Mobilfunknetze untersucht.

 

Telekom liegt vorn in Deutschland

In Deutschland legte die Telekom vor und gewann in vier der fünf gemessenen Kategorien. Das bedeutet im Detail:

  • das beste Ergebnis bei der Excellent Consistent Quality,
  • das beste Ergebnis bei Core der Consistent Quality,
  • die höchste mittlere Download-Geschwindigkeit mit 17,2 MBit/s,
  • die höchste mittlere Upload-Geschwindigkeit mit 7,8 MBit/s.

In der Kategorie Latenz (in eine Richtung gemessen) ging der Sieg an O2 mit einer mittleren Latenz von 14,8 Millisekunden, im Vergleich zu 16,8 Millisekunden bei der Telecom.

Alleinstehend sind diese Zahlen nicht ganz einfach zu interpretieren, aber im Ländervergleich wird der Vorsprung der Nachbarländer greifbarer. In der Schweiz liegt die mittlere Download-Geschwindigkeit bei 30 MBit/s, in Österreich bei 24,7 MBit/s und in Deutschland nur bei der Hälfte, bei 14,7 MBit/s. Das sind wohlgemerkt die Durchschnittswerte aller drei getesteten Mobilfunknetze pro Land. Der Vergleich des jeweiligen Spitzenreiters und Schlusslichts untereinander zeigt eine noch größere Lücke: Swisscom bietet eine mittlere Download-Geschwindigkeit von 38 MBit/s – fast 21 MBit/s mehr als bei der Telekom und fast 25 MBit/s mehr als bei Vodafone.

 

30 Prozent der Zeit im 3G-Netz

Deutlich wird der Vorsprung der Nachbarn auch beim Vergleich der Zeit, die die Mobilfunkkunden im 3G- bzw. 4G- (LTE-)Netz verbringen: Am besten schneidet hier die Schweiz ab, Kunden hatten dort zu fast 90 % der Zeit auch eine LTE-Verbindung. In Deutschland war dies dagegen nur zu knapp 70 % der Zeit der Fall.

Auch hier schärft der Vergleich zwischen dem jeweiligen Spitzenreiter und Schlusslicht das Bild: Kunden von Swisscom haben zu gut 91 % der Zeit eine LTE-Verbindung. In Deutschland liegt O2 vorne und bietet immerhin zu rund 73 % der Zeit LTE. Die Telekom kommt auf nur gut 60 %. Vodafone liegt mit etwa 65 % dazwischen. Diese Zahlen sind aber mit Vorsicht zu genießen: Wird die gesamte mobile Nutzererfahrung betrachtet, führt die Telekom.

 

Ein besserer Ansatz, um die mobile Nutzererfahrung zu bestimmen

Mittlere Download-Raten beispielsweise sind aber, laut den Experten von Tutela, nicht optimal geeignet, um die Qualität der Verbindung und damit die tatsächliche Nutzererfahrung zu erfassen. Daher hat Tutela seine Tests und Messungen so aufgebaut, dass sie die tatsächliche Performance erfassen – und nicht die maximale.  Eine gute Verbindung ist eine Verbindung, die den Nutzern erlaubt, das zu tun, was sie tun wollen: Surfen im Web, Mobile-Gaming, Verwenden von Apps, Telefonieren mit Kontakten, Streamen von Videos und Videoanrufe beispielsweise.

Um objektiv beurteilen zu können, wie gut Mobilfunknetzwerke ihren Nutzern erlauben, diese Dinge zu tun, hat Tutela einen Standard entwickelt, genannt Consistent-Quality. Einfach ausgedrückt handelt es sich um zwei Gruppen von Schwellenwerten, die Core und Excellent genannt werden.* Eine Core-Verbindung ist gut genug für eine Gruppe von Anwendungsszenarien wie SD-Videostreaming, Web-Browsing, E-Mails und VoIP-Anrufe, aber bei anspruchsvolleren Anwendungen ist es wahrscheinlich, dass es zu Verzögerungen oder Buffering kommt. Wenn eine Verbindung den Excellent-Standard erreicht, ist sie für die Gruppe der anspruchsvollsten mobilen Anwendungsfälle, wie HD-Gruppen-Videoanrufe oder 1080p-Videostreaming, gut genug.

 

Österreich hat die beste mobile Nutzererfahrung

In Bezug auf die Consistent-Quality führt Österreich knapp den Ländervergleich an: Österreich bot seinen Mobilfunkteilnehmern im Vergleich zu Netzen in der Schweiz und in Deutschland durchweg das beste Mobilfunkerlebnis. 88 % der Tests erfüllten die Schwellenwerte für Excellent-Consistent-Quality. Das heißt, Nutzer konnten fast immer 1080p-Videos streamen, HD-Videoanrufe tätigen oder mobil spielen. Nach Österreich belegte die Schweiz mit einem Anteil von 87,6% Excellent-Consistent-Quality den zweiten Platz. Deutschland folgt mit 78,5% Excellent-Consistent-Quality auf dem dritten Platz. Diese Prozentzahlen sind abstrakt, bedeuten aber konkret, dass deutsche Mobilfunknutzer zu bei vier von fünf Gelegenheiten mobile Anwendungsmöglichkeiten nur eingeschränkt nutzen konnten. Zudem erreichte die Verbindungsqualität bei gut 5 % der Messungen in Deutschland noch nicht einmal die Schwellenwerte für die Core-Consistent-Quality.

„Mobilfunkkunden in der gesamten DACH-Region, insbesondere die in Österreich und der Schweiz, stehen sehr gute und konsistente Verbindungen zur Verfügung“, sagt Tom Luke, Vice President bei Tutela. „Obwohl sich der Schwerpunkt jetzt stark hin zur 5G-Bereitstellung verlagert und die Infrastruktur und Technologie umfassend erneuert werden, kommen die Nutzer wahrscheinlich weiterhin in den Genuss einer gleichbleibend hohen Qualität der Nutzererfahrung. Es ist wichtig, diese im kommenden Jahr aufrecht zu erhalten, zumal sich einige Frequenzauktionen verzögern, was ein Hindernis auf dem Weg zur 5G-Exzellenz darstellen könnte.“

 

Methodik des Reports: Tutela führt DSGVO-konform Netzwerktests durch und sammelt Daten mit Hilfe von Software, die in über 3000 Consumer-Apps eingebettet ist. Tutela hat so Zugriff auf ein globales Panel von über 300 Millionen Smartphone-Nutzern und kann rund um die Uhr die Qualität der mobilen Nutzererfahrung in der realen Welt messen. Tutela misst die Netzqualität auf der Grundlage der realen Leistung der Mobilfunkkunden, einschließlich der Fälle, in denen ein Netz oder ein Tarif gedrosselt oder überlastet sein kann. Auch die Qualität der mobilen Nutzererfahrung von Kunden von Mobilfunkprovidern (Mobile Virtual Network Operators, MVNO) wird erfasst. Die Ergebnisse in diesem Report basieren auf einer Testkonfiguration, die so gestaltet ist, dass sie die typische (und nicht die maximale) Leistung darstellt, die die Benutzer erleben. Tutela verwendet eine 2 MByte-Datei für die Durchführung des Download-Tests und eine 1 MByte-Datei für die Durchführung des Upload-Tests. Die Tests werden mit denselben Content-Delivery-Netzwerken durchgeführt, über die viele der weltweit beliebtesten Consumer-Apps laufen, und spiegeln somit die End-to-End-Leistung des Netzwerks wider.

Der komplette Report steht hier zum Download zur Verfügung: https://www.tutela.com/blog/dach-state-of-mobile-networks-20?hs_preview=RbpHGcEf-31424518935

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