Unser Link in die Cloud ist tot

Die Wahrnehmung definiert unsere Realität und bestimmt einen Großteil unseres Handelns. Wird diese Tatsache ignoriert, kann es passieren, dass wir uns mit ellenlangen Erklärungen über unsere nicht funktionierende Verbindung in die Cloud herumschlagen müssen.

Ein ungeplanter Ausfall einer wichtigen IT-Ressource kann immer wieder passieren und gehört zu den normalen Dingen des IT-Alltags. Für einige Nutzer von Geschäftsanwendungen hat so ein Ausfall auch etwas Gutes. Sie nutzen die Ausfallzeit bis zu Neustart für andere Arbeiten bzw. für eine Ruhepause. Die Wahrheit eines Ausfalls lautet: Auch eine kurze Betriebsstörung kostet dem Unternehmen Geld und mindert die organisatorische Effizienz der IT. Auch oder gerade wegen der Verlagerung der Anwendungen in die Cloud muss sich die IT mit der Bereitstellung von redundanten Verbindungen und anderen Backup-Lösungen beschäftigen.

Für die Sprachkommunikation besteht einer Redundanzfunktion darin, den Sprachverkehr automatisch zu einer anderen Vermittlungsressource (beispielsweise über einen anderen SIP-Trunk) in der Cloud umzuleiten. Der Ausfall der Verbindung zur Cloud lässt sich auch dadurch abfangen, indem die eingehenden Sprachverbindungen entweder direkt auf die Voicemail oder direkt auf Handys der betreffenden Mitarbeiter weitergeleitet werden. Das Umrouten der Daten auf die Handys funktioniert jedoch nur sehr eingeschränkt und kann sehr teuer werden. Die Kartenleser zur Nutzung von Bank- oder Kreditkarten können problemlos auf das Mobilfunknetz umgeroutet werden, da die darüber verschickten Transaktionen relativ kurz sind.

Trotzdem gilt: Wer sein Geschäft nur über einen Link mit der Cloud verbindet spielt „Russisch Roulett“ und kann sehr viel verlieren. In der Regel kann eine zweite Anbindung ins Internet problemlos realisiert werden, zumal die Kosten einer solchen Versicherung gegen Ausfälle relativ gering sind. Von den Providern werden zwar immer wieder viele Lösungen zur Absicherungen von Ausfällen aufgezeigt, aber keine Lösung ist so gut, wie eine voll redundante zweite Route ins Internet. Sobald eine Störung auftritt, haben sich die Kosten für diese zweite Verbindung bereits amortisiert.

Genau diesen Fall hatte ich vor kurzem bei einem Kunden. Die einzige Internetverbindung zu meinem Kunden stand aufgrund einer defekten Leitung (der berühmt, berüchtigte Bagger, der das Kabel abgerissen hat) für einen ganzen Tag nicht zur Verfügung. Da die gesamte Kommunikationsstrukturen (Sprache und Daten) in der Cloud residierten, war an keinerlei vernünftige Arbeit zu denken. Über die Handys konnte noch ein Teil der Kommunikation zu den Kunden abgefangen werden, aber die gesamte Datenkommunikation blieb im Nirwana hängen. Ein Umschwenken auf die früher genutzten Strukturen war auch nicht mehr möglich, da das frühere Rechenzentrum inzwischen abgebaut war und die darin verbauten Server verkauft bzw. verschrottet wurden.

Die Schwere dieser Unterbrechung machte allen Mitarbeitern im Unternehmen und der Firmenleitung die Bedeutung der IT-Ressourcen und die Auswirkung eines Ausfalls der internen Kommunikation klar: Das gesamte Unternehmen war zu 100 Prozent von dem Funktionieren der gehosteten Kommunikationswerkzeuge und der Anwendungen abhängig! Als Notfallmaßnahme konnte zwar noch mit den Handys kommuniziert werden, aber diese stellen keine vollwertige Ersatzlösung dar.

Fazit

Die Kosten einer redundanten Verbindung ins Internet zur Anbindung an die Cloud ist für jedes Unternehmen realisierbar und die Kosten einer solchen Lösung sind im Vergleich zu den Ausfallkosten gering. Bei vielen Unternehmen wird diese Backup-Verbindung nicht von Anfang an eingeplant, sondern immer erst realisiert, wenn ein größeres Unglück passiert ist. (mh)