Streaming-Telemetrie verändert das Netzwerkmanagement

Mathias Hein, Consultant, Buchautor, Redakteur

Durch die Streaming-Telemetrie können wir eine noch bessere Sichtbarkeit erhalten und uns direkte Einblicke in den Leistungsstatus der Geräte, Dienste und Anwendungen in Next-Generation-Netzwerken verschaffen.

Vor etwa 30 Jahren haben wir damit begonnen, Geräte wie Router, Switches und Drucker an IP-Netzwerke anzuschließen. Diese Ressourcen wurden an zentral im Rechenzentrum, aber auch verteilt im gesamten Unternehmens installiert. Die IT- und Netzwerkadministratoren erkannten, dass eine standardisierte Methode zur Überwachung und Verwaltung dieser Geräte benötigt wird. Das war die Geburtsstunde des Simple-Network-Management-Protocols (SNMP).

SNMP machte das Netzwerkmanagement „einfach“. Die notwendigen Daten von einer ständig wachsenden Anzahl und Art von Geräten in unseren Netzwerken wurden zentral abgefragt und dort verarbeitet. Dies geschah auf der Basis eines Standardprotokolls welches das Sammeln und Organisieren der über die IP-Netzwerke abgerufenen Geräte ermöglichte.

SNMP hat seine Arbeit sehr gut gemacht. Seit 30 Jahren gehört dieses Arbeitstier zum festen Bestandteil aller Netzmanagementlösungen. SNMP hat ganzen Generationen von IT-Experten geholfen, unzählige Probleme mit der Netzwerk-Performance zu lösen oder hat beigetragen, vermeidbare Probleme zu vermeiden.

Dreißig Jahre sind eine lange Zeit, aber nichts in der Technologiebranche hält ewig. Die Datenmodelle und Betriebsfunktionen, die das SNMP-Protokoll in der Vergangenheit so erfolgreich gemacht haben, sorgen heute dafür, dass die Anforderungen der modernen Netzwerke nur unzureichend abgebildet werden können. Dazu gehört beispielsweise das veraltete Pull-Modell, die Probleme mit den Abfragefrequenzen und der Aufwand, den man betreiben muss, wenn man viele Abfragen über das Netzwerk starten möchte.

Die digitale Transformation dominiert die derzeitigen IT-Diskussionen und -Pläne sowie softwaredefinierte Netzwerk-, virtualisierte Netzwerkdienste und -Anwendungen werden deutlich häufiger genutzt. Das Problem bei der Nutzung von SNMP in diesem Umfeld besteht darin, dass das Protokoll einfach nicht mit den Anforderungen (Geschwindigkeit und Skalierbarkeit) der Netzwerke der nächsten Generation mithalten kann.

Tatsache ist, dass eine dynamisch bereitgestellte Applikation oder ein dynamisch bereitgestellter Netzwerkdienst innerhalb eines typischen fünfminütigen SNMP-Polling-Zyklus ausgerollt, genutzt, und wenn dieser seinen Zweck erfüllt hat, weitestgehend abgeschaltet werden kann. In einem solchen Fall wird ein typisches SNMP-Management-Tool von dem betreffenden Vorgang nichts mitbekommen. Das bedeutet jedoch für die Praxis, dass die IT- und Netzwerkadministratoren die damit verbundenen Prozesse nicht erkennen und sich deshalb nicht mehr auf ihre Netzmanagementwerkzeuge verlassen können. Der Mangel an granularer Echtzeit-Netzwerktransparenz ist letztendlich der Grund, weshalb die SNMP-Mechanismen immer weniger genutzt werden.

Aber die IT-Branche entwickelt sich weiter und schließt die Lücke mit einem Mechanismus, welcher „Streaming-Telemetrie“ genannt wird.

Die nächsten Schritte der Überwachung und des Monitorings

Anstatt über ein Management-Tool die notwendigen Informationen per Polling von den jeweiligen Geräten zyklisch abzufragen, entstehen diese Daten bei der Streaming-Telemetrie direkt im Gerät und lassen sich bei Bedarf über mehreren Systeme hinweg nachverfolgen. Das hierbei verwendete Push-basierte Modell übermittelt die benötigten Leistungsdaten kontinuierlich von den zu überwachenden Geräten an die Managementsysteme.

Die Kontinuität der Datenflüsse eliminiert die beim SNMP üblichen Polling-Abfragen der Geräte. Das neue Konzept propagiert die notwendigen Informationen von einem Gerät an viele Management-Tools. Dadurch entfallen die endlosen, sich wiederholenden Anforderungen von Management-Tools an die zu überwachenden Geräte. Stattdessen verwendet die Streaming-Telemetrie einen richtlinienbasierten Ansatz, der es den Geräten ermöglicht, zu wissen, welche Daten benötigt werden, wie oft diese gesammelt werden und wohin die Daten gesendet werden müssen. Streaming beseitigt die Ineffizienz des Pollings und ist der Mechanismus, der den Netzbetreibern die Betriebsdaten liefert, die sie benötigen, um die Netzwerke und Infrastrukturen überwachen zu können. Den IT- und Netzwerkadministratoren helfen diese analysefähigen Echtzeitdaten, effektiver die notwendige Netzwerkautomatisierung, die Verkehrsoptimierung und vorbeugende Maßnahmen umzusetzen sowie zu einer schnelleren und effektiveren Behebung von Problemen beizutragen.

Verbesserte Netzüberwachung

Im Bereich der Netzwerküberwachung hat die Streaming-Telemetrie das Potenzial das Netzmanagement signifikant zu verbessern. Da die Netzwerke nicht mehr den gesamten Overhead übermitteln müssen, der zwangsläufig durch die vielen Polling-Anfragen und die daraus resultierenden Antworten erzeugt werden, können die Übermittlungsstrecken für die Übertragung nützlicherer Dinge genutzt werden.

Anbieter wie Cisco, Juniper, Arista und anderen haben die Streaming-Telemetrie bereits implementiert und diese lassen sich bereits in vielen Geräten aktivieren. Cisco hat beispielsweise sein IOS-Betriebssystem bereits in diesem Bereich aktualisiert und die Tür zur Streaming-Telemetrie für die Router und Switches bis hin zu VoIP-Telefonen und anderen UC-Geräten geöffnet. Auch Juniper Networks hat inzwischen ein Upgrade seines Junos-Betriebssystems und Arista mit seinem Arista-EOS vorgenommen und somit die neue Technologie integriert.

Von Mathias Hein, Consultant, Buchautor, Redakteur