Das Risiko eines Internetnutzers, Opfer eines erfolgreichen Online-Betrugs zu werden, es ist und bleibt hoch – auch in Deutschland. Der im Mai dieses Jahres erschienene Cybersicherheitsmonitor des BSI spricht hier eine mehr als deutliche Sprache: 44 Prozent aller Deutschen, die im vergangenen Jahr Opfer einer Straftat im Internet wurden, hatten es dabei, so der Report, mit mindestens einer Variante von Online-Betrug zu tun.
Online-Scams, das zeigt der Bericht mehr als deutlich, sind für Cyberkriminelle zu einem äußerst lukrativen Geschäft geworden. Längst geht es dabei nicht mehr allein um den Versand von Fake-E-Mails oder die Angabe falscher Daten bei Online-Händlern. Das Feld der Online-Betrüger, es ist komplexer, es ist vielseitiger geworden Praktisch täglich liest man mittlerweile von Banking-Scams, Romance-Scams, Travel-Scams und zahlreichen weiteren Online-Betrugsvarianten. In diesem Frühjahr nun scheint eine neue Variante hinzugekommen zu sein: die Rede ist von Funeral-Scams.
Cyber-Experten der Malwarebytes Labs haben auf Facebook diese neue Betrugsmasche ausgemacht, über deren Auftreten in Großbritannien mittlerweile sogar schon mehrfach die BBC berichtet hat. Ziel der Angreifer ist es, ihre Opfer zur Übergabe einer ‚Gebühr‘ oder einer ‚Spende‘ – also einer Geldsumme – oder gleich ihrer Kreditkartendaten zu bewegen Hierzu gehen sie folgendermaßen vor:
Zunächst suchen sie auf Facebook nach Posts, in denen von einer Beerdigung die Rede ist. Dann warten sie ab, bis ein Bestattungsunternehmen eine offizielle Nachricht zum Verstorbenen postet. Hat das Bestattungsinstitut den Post abgesetzt, platzieren sie innerhalb kürzester Zeit direkt darunter einen Kommentar. Der sieht dann so aus, als ob er vom Bestattungsunternehmen selbst stammen würde. Um die Glaubwürdigkeit des Posts zu erhöhen, statten sie diesen häufig noch mit Fotos und persönlichen Daten des oder der Verstorbenen aus.
Unterschiedliche Kommentar-Varianten sind bereits im Umlauf. Weitere werden sicherlich schon bald hinzukommen. In einem wird zu einer Spende für die Hinterbliebenen aufgerufen. In einem anderen wird Freunden und Verwandten des oder der Verstobenen die Hinzuschaltung zu einem Live-Stream von der Trauerfeier angeboten. Allen gemein ist, dass die Leser der Kommentare am Ende immer aufgefordert werden, den Kommentar zu teilen und so ihre privaten Kontakte auf den Spendenaufruf beziehungsweise den Live-Stream aufmerksam zu machen.
Da es sich bei der Livestream Variante um einen relativ neuen Betrugsansatz handelt, soll dieser hier kurz einmal vorgestellt werden. Am Ende der Nachricht befindet sich ein Link. Klickt ein Opfer auf diesen, wird es über mehrere Fake-Webseiten zu einer Fake-Streaming-Webseite weitergeleitet, auf der es sich für einen Zugang zum Live-Stream anmelden muss. Anschließend wird es aufgefordert, Daten seiner Kreditkarte einzugeben. Dies, so die Webseite, sei erforderlich, um den Standort des Nutzers zu verifizieren. Das Unternehmen besitze nur Streaming-Lizenzen für bestimmte Staaten. Eine dreitägige kostenlose Probemitgliedschaft würde dann aktiviert, die neben dem Livestream auch sämtliche auf der Website angebotenen Filme umfasse. Die Testmitgliedschaft könne jederzeit gekündigt werden. Nach drei Tagen würde sie dann automatisch in eine reguläre Mitgliedschaft überführt werden – zu deutlich günstigeren Konditionen als bei den derzeit gängigen Streaming-Diensten. Jedoch: betrachtet man das Angebot etwas genauer, so entdeckt man rasch den kleingedruckten Hinweis, dass bei einem Eintritt in eine Test- oder reguläre Mitgliedschaft automatisch auch noch eine sogenannte ‚Zweitmitgliedschaft‘ aktiviert werden würde – verbunden mit einer signifikanten Erhöhung der Kosten.
Britische Bestattungsunternehmen haben bereits reagiert und begonnen, ihre Online-Ankündigungen mit dem Hinweis zu versehen, dass ihre Beerdigungen nicht gelivestreamt werden.
Doch auch Internetnutzer müssen mehr tun. Immer tiefer dringen Online-Betrüger in unseren Alltag vor. Man muss sich über aktuelle Praktiken im Online-Betrug auf dem Laufenden halten, aktiv für das Erkennen, Melden und Abwehren von Phishing-, Spear Phishing- und Social Engineering-Angriffen rüsten. Glücklicherweise setzen viele Unternehmen für ihre Mitarbeiter schon heute auf Fortbildungsmaßnahmen in den Bereichen Phishing, Spear-Phishing und Social-Engneering, bieten ihnen Security-Awareness-Trainings an. Arbeitnehmer sollten jede Chance, die ihnen hier geboten wird, nutzen. Nur so wird es ihnen gelingen, sich und ihre Familien auch in den kommenden Jahren erfolgreich gegen Online-Betrüger zur Wehr zu setzen.
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