„Jetzt ist es offiziell: Der Bundestag hat am 02. Februar den Haushalt für 2024 verabschiedet und sich damit gegen eine direkte Fortsetzung des DigitalPakt Schule entschieden. Eine bedauernswerte Entwicklung, setzt doch das Aussetzen der Anschlussförderung bis mindestens 2025 ein völlig falsches Signal. Die aktuellen Zahlen zeigen den deutlichen Bedarf: 90 Prozent der bereitgestellten Mittel aus dem ersten DigitalPakt Schule sind bereits abgeflossen oder verplant – und dass trotz bürokratischer Hürden. Anträge können noch bis diesen Mai eingereicht werden. Somit ist davon auszugehen, dass im Jahr 2025 die Fördertöpfe leer und das Geld aufgebraucht ist. Und dann?
Einmalige Finanzspritze reicht nicht aus
Um Schuldigitalisierung nicht nur anzuschieben, sondern nachhaltig zu gestalten und digitale Bildung fest im Schulalltag zu verankern, reicht eine einmalige Finanzspritze nicht aus. Hierzu braucht es langfristige Unterstützung und Planungssicherheit für Schulen und Kommunen. Hard- und Software sind keine Maschinen, die, einmal angeschafft, jahrzehntelang laufen. Die Innovations- und Wartungszyklen bei IT-Infrastruktur sind kürzer, und die Anforderungen an Netzwerk und Performance im Schulalltag durchaus hoch. Die öffentliche Hand muss Sorge dafür tragen, dass eine funktionierende IT genau wie Strom und Wasser zur Grundausstattung von Schulen gehört und so die Basis schafft für zeitgemäßen Unterricht und die Förderung digitaler Kompetenzen.
Deutschland braucht dringend einen zweiten DigitalPakt Schule, um technologisch nicht den Anschluss zu verlieren – KI ist hier nur eines von vielen Stichwörtern. Dabei muss unbedingt berücksichtigt werden, dass zur Hardware-Beschaffung, egal ob Tablets, Notebooks, Whiteboards oder Netzwerkkomponenten, auch eine kontinuierliche und professionelle Betreuung gehört. Aus vielen Tausend Schulprojekten Erfahrung wissen wir, dass die Realität oft anders aussieht: Endgeräte bleiben mitunter nach der ersten Euphorie ungenutzt und verwaisen, weil Funktionsstörungen durch mangelnde Wartung nicht behoben werden. Investitionen liegen brach.
Dass Schulbehörden und Verwaltungen die laufende Betreuung der digitalen Infrastruktur übernehmen, ist wenig realistisch. Der Fachkräftemangel und das Ringen um IT-Personal in freier Wirtschaft und öffentlichem Dienst verschärft die Lage. Lehrkräfte fehlen ebenfalls an fast allen Schulen und sollen sich um die Ausbildung unserer Kinder kümmern. Sie als Netzwerkadministratoren einzusetzen, kann ebenso wenig die Lösung sein.“
„Wenn wir die Schulen alleine lassen, stehen wir in wenigen Jahren wieder vor IT-Ruinen“
Die Erfahrung aus dem DigitalPakt 1.0 zeigt: Wenn wir die Schulen mit den beschafften Geräten und der aufgebauten Infrastruktur alleine lassen, stehen wir in wenigen Jahren wieder vor IT-Ruinen. Dann beginnt die Beschaffung bei null, anstatt mit gemäßigten Investitionen auf der Höhe der Technologieentwicklung zu bleiben. Es gibt Potentiale, die genutzt werden sollten, etwa die Verlagerung der Netzwerkverwaltung in die Cloud. Sie entlastet IT-Fachkräfte davon, ständig vor Ort zu sein, reduziert den Zeit- und Kostenaufwand und ermöglicht darüber hinaus das Outsourcing an spezialisierte IT-Dienstleister.
Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssen alles dafür tun, dass unsere Kinder im weltweiten Vergleich nicht digital abgehängt werden. Computer- und Medienkompetenz ist heute praktisch an allen Arbeitsplätzen Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Berufsleben. Mehr noch: Digitalisierung kann helfen, die Folgen des Fachkräftemangels abzuschwächen, durch automatisierte Prozesse und smarte Lösungen, die den Personalaufwand reduzieren. Doch um diese in Deutschland zu entwickeln, braucht es gut ausgebildete Köpfe. Wenn wir nicht dort investieren, wo unsere Kinder ihre grundlegende Bildung erhalten, in unseren Schulen, sieht es für die Lösung des Fachkräftemangels und damit auch für die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland schlecht aus.
Die Regierungskoalition muss deshalb ein klares Zeichen setzen, indem sie die Schuldigitalisierung schnellstmöglich wieder auf die Agenda setzt und konsequent fördert. Die Schuldenbremse darf nicht zur Fortschrittsbremse werden. Der DigitalPakt 1.0 war bis hierher erfolgreich, nun muss ein DigitalPakt 2.0 auf das bisher Erreichte aufbauen, bereits getätigte Investitionen absichern und für Zukunftssicherheit sorgen.
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