Generative KI entwickelt sich zum Motor für einen neuen Datenrausch

Sam Curry, CISO bei Zscaler

Der Ansturm auf ChatGPT erfolgte mit einer Geschwindigkeit, die in der Geschichte der technischen Innovationen beispiellos ist. In nur zwei Monaten hat diese benutzerfreundliche generative KI-Anwendung (GenAI) atemberaubende 100 Millionen Nutzer gewonnen. Ein Jahr nach dem Start hat Zscaler eine Umfrage in Auftrag gegeben, um herauszufinden, ob GenAI-Tools wie ChatGPT eine neue industrielle Revolution eingeleitet haben. Unter dem Titel „ All eyes on securing GenAI “ wurde erfasst, wie Unternehmen GenAI-Tools einsetzen, welche Auswirkungen die Nutzung auf die Sicherheit hat und wie Unternehmen ihr geistiges Eigentum und Kundendaten effizient schützen können mit einer sich weiterentwickelnden Nutzung dieser Tools.

Fast alle (95 Prozent) der 900 befragten IT-Führungskräfte antworteten, dass ihre Unternehmen bereits in irgendeiner Form GenAI-Tools einsetzen. Allerdings gaben 89 Prozent auch zu, dass ihr Unternehmen GenAI-Tools als potenzielles Sicherheitsrisiko ansieht, und fast die Hälfte (48 Prozent) war der Meinung, dass die Bedrohung durch GenAI derzeit möglicherweise die Chancen überwiegt. Dies deutet auf eine beachtliche Kluft zwischen Hoffnung und Handeln hin, wobei die frühe Einführung von GenAI weniger ein kalkuliertes Risiko zu sein scheint, als man wahrhaben möchte. Da 23 Prozent der Unternehmen, die diese Tools einsetzen, die Nutzung überhaupt nicht überwachen, ist das Bedrohungspotenzial hoch. Bei der Implementierung jeglicher neuen Technologie ist es entscheidend, die damit einhergehenden Sicherheitsherausforderungen zu hinterfragen, damit diese nicht die Chancen überschatten.

 

GenAI als Motor für einen neuen Aufschwung

Die Kluft zwischen den Chancen und Risiken von GenAI erinnert an die großen Entwicklungswellen der Vergangenheit, wie an den Goldrausch oder den Öl-Boom, die sowohl die Gesellschaft als auch die Wirtschaft beeinflusst haben. Mit Blick auf das Veränderungspotenzial reiht sich GenAI in diese historische Linie ein. Dementsprechend sind Unternehmen gut beraten, ihre Lehren aus den Veränderungen der vergangenen Wellen zu ziehen, denn es wird auch diesmal Gewinner und Verlierer im Rennen um die Nutzung von GenAI geben. Sicher ist, dass Unternehmen ihre Implementierungsstrategien sorgfältig analysieren sollten – denn ein überstürzter Einstieg in eine neue Technologie könnte sich negativ auswirken.

Wenn Daten als das neue Öl betrachtet werden, dann ist GenAI die Maschine, die diese Daten nutzt. Als der Ölrausch begann, war Öl nicht neu. Vielmehr war es die Entwicklung des Verbrennungsmotors, die den Anstoß zu einer gesellschaftlichen Umwälzung gab. Das heutige Äquivalent des Verbrennungsmotors ist die künstliche Intelligenz, die Daten ebenso hungrig konsumiert, wie Motoren im letzten Jahrhundert Öl geschluckt haben. So wie der Verbrennungsmotor ein unstillbares Verlangen nach mehr Öl auslöste – was es zu einem strategischen Gut machte -, so wird auch die KI ein unstillbares Verlangen nach mehr Daten auslösen und diese ebenfalls in ihrem Wert steigern. Es ist also vorhersehbar, dass von der KI eine ähnlich transformative Wirkung ausgehen wird. Umso wichtiger ist es für Unternehmen, bewusst mit dem wertvollen Gut der Daten umzugehen und die Kontrolle über deren Schutz aktiv zu gestalten.

 

Datenschutz hat oberste Priorität

Als ersten Schritt muss sich jede Organisation eingestehen, dass sie Dank des freien Informationsflusses im Internet bereits Teil des Daten- und KI-Ökosystems ist. Sie müssen sich der Verantwortung für die Daten stellen, die dieses Ökosystem speisen. Einige Länder haben bereits begonnen, Organisationen durch Regularien für die Datenvorhaltung und -nutzung anzuleiten. Allerdings sind sowohl Organisationen als auch einzelne Nutzer gefordert, den Datenschutz aktiv anzugehen. Wenn beispielsweise ein Dienst im Internet kostenlos angeboten wird, muss sich der Nutzer darüber im Klaren sein, dass er mit seinen Daten und dem Einblick in sein Online-Verhalten bezahlt.

Organisationen, die solche User-Daten sammeln, müssen diese auch mit dem größtmöglichen Respekt behandeln. Daten dürfen nur im Einklang mit der Gesetzeslage gesammelt und verarbeitet werden und Organisationen sollten die Disziplin für die zweckgebundene Verarbeitung aufbringen. Gerade im Hinblick auf den Zweck der Verwendung der Daten im Zusammenhang mit AI spielt die ethische Debatte eine wichtige Rolle. Die Einrichtung eines Gremiums oder einer Gruppe interner oder externer Berater trägt dazu bei, dass Unternehmen über alle relevanten Entwicklungen auf dem Laufenden bleiben. Außerdem sollte GenAI, wie jede neue Technologie, auf Herz und Nieren geprüft werden. Fragen nach dem Warum und der Art des Einsatzes müssen geklärt werden, bevor Unternehmen GenAI-Tools einsetzen.

Die Kehrseite der GenAI-bezogenen Datensammlung ist, dass sie nicht nur für Unternehmen, sondern auch für Cyberkriminelle von Interesse sind. Die Sicherheitsverantwortlichen sollten dementsprechend nicht nur im Zentrum der ethischen Nutzung von Daten für GenAI-Tools stehen. Sie müssen von vornherein sicherstellen, wer auf Daten zugreifen kann und unter welchen Bedingungen deren Nutzung auf bestimmte Anwendungen beschränkt werden kann. Es gilt, sich darüber im Klaren zu sein, dass die Verwendung von Daten für jegliche Art von Entwicklung das Risiko von Lecks und Datenmissbrauch mit sich bringt.

Innovationen haben die Macht, Unternehmen in die Zukunft zu katapultieren. Dennoch gilt es rund um GenAI-Tools die nötige Aufmerksamkeit walten zu lassen, denn Irrwege können mit allen transformativen Strömungen Einzug halten. Unternehmen müssen ihrer Sorgfaltspflicht nachkommen, bevor sie sich in diese neue Revolution der Datennutzung stürzen. Das Potenzial von GenAI ist riesig, aber auch die Gefahren bei falscher Handhabung.

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