Warum mehr KI-Regulierung mehr Freiheiten und Chancen für die Wirtschaft bedeutet

“Die im Handelsblatt vom 23.08.2023 von unserer Verbandspräsidentin Frau Ostermann vorgestellten und kommentierten Forderungen zur KI-Regulierung sind für uns als deutsches KI-Mittelstandsunternehmen unerlässlich“, berichtet Viacheslav Gromov, Geschäftsführer des deutschen KI-Spezialisten AITAD und Teilnehmer der Bundesfachkommission „Digitalisierungs- und Wettbewerbsrechtspolitik“ des Familienunternehmer-Verbands mit rund 8.500 deutschen Mitglieds-Familienunternehmen, die den Vorschlag einbrachte.

Es habe einen Grund, warum die hiesige Wirtschaft ungewöhnlicherweise initiativ mehr konkrete Regulierung – auch als Kontrast und Ergänzung zum EU-AI-Act – fordert: Eine Regelung der Haftung und auch der Haftungsbeschränkung würde für die KI-Wirtschaft Sicherheit und Argumente für die Kunden bringen, aber auch eine höhere Akzeptanz der Technologie bei allen Verbrauchern, gibt Gromov zum Bedenken.

Die geforderten „Sandboxes“, also Freiräume zum Testen neuer KI-Technologien im begrenzten Rahmen, sei das, was als Innovationsgeist in diesem Lande in dieser wirtschaftlichen Situation gebraucht wird. Und zudem sei es ein positiver Standortfaktor, global gesehen: Durch klare Regelungen wäre Deutschland so manchen Ländern voraus. „Wir haben ja bereits gesehen, dass sich Sam Altman, Chef von „ChatGPT“ („OpenAI“), wegen solcher Regulierungen bei Kryptowährungen für Deutschland und Europa als Einführungsland fürs Worldcoin entschied – das sollte uns bei dieser Haltung stärken!“, fügt Gromov hinzu.

 

Der EU-AI-Act schwebt über allem

Beim aktuell diskutierten EU-AI-Act schießt die KI-Regulierung im Gegensatz zum Vorschlag der deutschen Unternehmer genau in die andere, falsche Richtung – also hin zu unübersichtlicher und unrealistischer Überregulierung: „Ein für uns wichtiger Punkt ist sicherlich die Hochrisiko-Einstufung von Systemen, die es kleinen Unternehmen fast unmöglich machen, auch objektiv nicht-riskante Systeme zu betreiben. Diese Einstufung sollte konkreter und enger gefasst werden“, kommentiert Gromov zum großen EU-AI-Act-Vorhaben, welches noch nicht gänzlich beschlossen ist.

Zudem stimmten einige Definitionen, u.a. von „KI“, „Risiko“, und Ähnlichem im Entwurf nicht mit dem technischen Stand bzw. der allgemeinen Lehrbuch-Definition überein, was weiter zur Unsicherheit beiträgt. Die vorgeschlagenen Sandboxes für SMEs sollen beibehalten und erweitert werden, um den schnellen Fortschritt der Technologie innovative Grundlagen zu bieten. „Der umstrittene Artikel 28(b) zu generativen Systemen betrifft uns zwar kaum, ist aber für die Branche relevant“, gibt der Geschäftsführer des Embedded-KI-Unternehmens AITAD zu bedenken.

 

Was die aktuellen Zukunftsaussichten für die Wirtschaft konkret bedeuten würden

Die Auswirkungen seien klar: Ein deutsches „AlephAlpha“-Chatbot oder „dmGPT“ als Gegenentwurf oder Erweiterung zum amerikanischen, berühmt gewordenen „ChatGPT“ würde es so nicht mehr geben können. Gerade bei solchen Foundation-Modellen (große KI-Basismodelle, die dann für spezifische, nachgelagerte Aufgaben spezialisiert werden können) sei es technisch kaum möglich, Nachweise bezüglich Planung, Prüfung, oder Analyse nach allen geforderten Kriterien und demokratischer Normenwahrung zu liefern. Kleine, extern finanzierte Firmen wie „AlephAlpha“ könnten sich dies seitens Aufwands, der Rechtsicherheit und des Images kaum leisten und selbst große, traditionelle Konzerne wie „dm Drogeriemarkt“ würden auf viele Compliance-Hürden stoßen.

Viacheslav Gromov, Gründer und Geschäftsführer vom Embedded-KI-Anbieter AITAD

CEO Gromov dazu: „Direkt spürbar wäre auch der Rückstand in Medizin und Automotive, die gerade in Deutschland bekannterweise sehr relevant sind. Das sind naturgemäß eh schon sehr sicherheitskritische Branchen, die aber enorm von KI profitieren würden – Stichwort autonomes Fahren oder individuell angepasste KI-Therapievorschläge trotz Fachkräftemangels. Das alles würde gerade in Deutschland und EU durch die hohen Hürden und enorme Unsicherheiten zum Erliegen kommen.“

Letztendlich würde es dazu führen, dass die hiesige traditionelle und innovative Wirtschaft noch mehr ins Hintertreffen geraten würde und die Entwicklungen anderer internationaler Wettbewerber unsere überholen, die von anderen internationalen Playern vorangetrieben werden. Zukünftig würde man zwar über eine idealistische und strenge Regulierung verfügen, aber es gäbe keine Wirtschaft, die diese anwendet. Dann wäre beides hinfällig und die Chancen für die Gesellschaft und Wirtschaft verpasst, da ist sich Gromov sicher.