Unternehmenstrategie – Vom Ende der Monokulturen

Geht es in Unternehmen um Diversity, Equality und Inclusion, ist oft nicht klar, ob es sich bei den Aktionstagen und Awareness-Wochen rein um werbewirksame Maßnahmen handelt. Schließlich gehört Vielfalt hierzulande zum guten Ton. Alles also nur Diversity-Washing? Nein – wie eine aktuelle Befragung „Employees at Center: What It Takes to Lead on DE&I Now” der internationalen Personalberatung Heidrick & Struggle zeigt, an der 420 Führungskräfte aus acht Industrieländern, darunter 44 aus Deutschland, teilnahmen.

Offenheit für unterschiedliche Lebensentwürfe, Herkunftsgeschichten und Charakter findet mittlerweile Einzug in Unternehmensstrategien (86%) oder ESG-Ziele (80%). Allerdings gelten Gender-Fragen den deutschen Top-Managern noch immer als besonders wichtig, dicht gefolgt von Faktoren wie Ethnie und Nationalität. Um von Vielfalt als echtem Erfolgsfaktor zu profitieren, gilt es jedoch den Blick zu weiten und das vielerorts noch vorhandene Schubladendenken aufzubrechen.

 

Auf den Unterschied gekommen

Wird Andersartigkeit als Bereicherung verstanden, birgt Vielfalt zahlreiche Vorteile – insbesondere, wenn Diversität sich in unterschiedlichen Denk- und Arbeitsweisen manifestiert. Das belegen auch die Ergebnisse einer globalen Umfrage des Project Management Institut (PMI), bei der 88 Prozent der Befragten angaben, diverse Teams würden ihre Ziele besser erreichen und damit den Projektwert steigern. Kein Wunder, denn das Einbringen unterschiedlicher Stärken im Team erhöht nicht nur die Komplexität und Ambiguität, es eröffnen sich auch neue Perspektiven, die generischen Antwortmustern entgegenwirken, wodurch es möglich wird innovative Problemlösungen finden.

Pluralismus im Unternehmen schafft aber noch mehr. So sorgt die Integration diverser Meinungen nicht nur für Innovation, sondern im Idealfall auch für Unverwechselbarkeit in Sachen Corporate-Identity, Brand-Story und Marke. In diesem Zusammenhang spielt Mut zur Vielfalt auch beim Recruiting eine essenzielle Rolle. Wer den War of Talents für sich entscheiden möchte, muss aus der Masse hervorstechen und Werte nach außen transportieren. Denn insbesondere junge Talente der Gen Z setzen bei der Auswahl ihres Arbeitgebers auf Gerechtigkeit und Diversität. Entsprechend essenziell ist es, homogene Gruppen in Firmen aufzubrechen, um an Attraktivität bei künftigen Bewerbern zu gewinnen. Ein (welt-)offenes Firmenimage zu etablieren, ist zudem auch im Hinblick auf die Zielgruppenansprache und damit auf den Geschäftserfolg ein Pluspunkt. Wer etwa Werbung für Haushaltsgeräte oder Spülmittel machen will, kann es sich nicht mehr leisten auf perfekt gestylte und vor Freude strahlende Hausfrauen im weißen Vintage-Kleid zu setzen. Schon gar nicht, wenn die Produkte auch von einer Berliner Studenten-WG in Kreuzberg gekauft werden sollen. Um hier den Ton zu treffen, schadet es nicht, Vertreter der Zielgruppe im Team zu haben, sodass sich die Diversität auf Kundenseite auch in der Belegschaft widerspiegelt.

 

Vielfalt als Kapital

Voraussetzung für eine effiziente Nutzung von Stärken in gemischten Teams, ist ein Bewusstsein für ihre positiven Wechselwirkungen. Zudem spielt auch der Auf- und Ausbau von Power-Skills wie lösungsorientiertes Konfliktmanagement, aktives Zuhören, gute Gesprächsführung, Empathie und emotionale Intelligenz eine entscheidende Rolle. Dies verdeutlicht nicht zuletzt die aktuelle Ausgabe des „Pulse of the Profession Report“ des Project Management Institute, aus dem hervorgeht, dass fast 80 Prozent der Projekte ihr geplantes Ziel erreichen, wenn heterogene Arbeitsgruppen mehr als die technischen und fachlichen Stärken der Anderen nutzen und für ein wertschätzendes Miteinander sorgen. In einigen Firmen macht in diesem Zusammenhang zudem die Idee des Diversity-Management Schule. Dabei soll ein Klima etabliert werden, in dem jede und jeder sich angstfrei einbringen und entfalten kann – unabhängig von Alter und sozialer Herkunft, ethischem Hintergrund und Nationalität, geschlechtlicher Identität und sexueller Orientierung, körperlicher und geistiger Fähigkeiten oder Religion und Weltanschauung.

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