Projektmanagement zählt zu den Fähigkeiten, die jeder „irgendwie“ mitmacht. Es gibt gute Gründe, um sich jetzt in diesem Feld weiter zu qualifizieren. Dabei stets im Blick: die eigene Wirksamkeit in der Rolle Projektmanager als wichtigster Einflussfaktor für das Erreichen von Zielen. Worauf es noch ankommt, verraten 21 Experten, die gemeinsam ein Bild vom Status quo des Projektmanagements zeichnen.
„Projektmanagement ist die Kunst, ein Team so zu führen, dass eine Bandbreite von immer komplexeren Projekten gemeinsam mit Spaß, Motivation und Kreativität erreicht wird“, berichtet Thomas Zimmermann, Head of Agile Transition und agiler Coach, über seine tägliche Arbeit. Mit seiner Aussage weist er auf einen zentralen Aspekt hin, den das Project Management Institut (PMI) stark in den Fokus des eigenen Handelns und die Qualifizierung rückt: Es geht um Menschen und nicht um ihre Wahrnehmung oder Bewertung als Ressource. Konkret bedeutet diese Entwicklung, dass Projektmanager zunehmend Führungsfunktionen übernehmen. In der Folge lösen sie also häufig ihre Position als Stabsstelle auf und greifen stärker als bislang üblich in den Unternehmensalltag ein. So zeigt sich der Wandel von Unternehmen zunehmend auch in der Projektarbeit, indem es beispielsweise stärker um das Empowerment von Mitarbeitenden geht. Projektleiter sind hier gefordert, sich stärker an der Rolle von Führungskräften auszurichten und diese Anforderung zu erfüllen: Mehr Verantwortung für den Einzelnen statt Top-down geführte Projektarbeit.
Ähnlich äußert sich auch Maria Kleinaki, PMI-ACP, Surveys Lead, wenn sie darüber berichtet, dass Projektmanagement der Magnet sei, der Ressourcen auf Ziele abstimmt. Somit ist es eben auch Aufgabe der Projektmanager verstärkt Aufgaben aus angrenzenden Felder kooperativ zu unterstützen, um zum Beispiel Vakanzen durch Ausfälle zu kürzen und Folgen, wie längere Projektlaufzeiten, zu reduzieren. Allem People-Management zum Trotz geht es jedoch auch um Ziele, wie Thomas Sturm, Director Consulting, betont: „Projektmanagement ist die Kunst, das Beste aus der Zusammenarbeit von Experten herauszuholen und dabei nicht den Blick für das Wesentliche zu verlieren!“
„Mehr“ als Projekte
Dennoch zeigt das Feedback der 21 ehrenamtlich im PMI Chapter Deutschland aktiven Projektmanager vor allem eins: Das Projektmanagement hat sich als Disziplin weiterentwickelt. Längst ist die Zeit vorbei, in der es akzeptiert wurde, dass die Mehrzahl von Projekten nicht ihr angestrebtes Ziel erreicht. Dies zeigen auch Rückmeldungen von Experten, wie Dr. Patricia Dominguez Marin, General Director SLO & Logistic Consultant bei XMITS Gmbh &Co. KG: „Projektmanagement ist immer das Ziel in Augen zu halten, damit keine der Steine des Weges uns desorientieren können.“
Aber auch Kollegen wie Dr. Prsad Shetti, Senior Project Manager, pflichten ihr bei: „Project Management is the process of leading the work of a team to achieve all project goals within the given constraints.“ Dabei sind auch die klassischen Grundlagen von Projektmanagement heute noch wichtig, wie Ravinder Singh, Consultant, erläutert: „Project Management is an art that is well-defined to manage simple to complex time-bound activities with minimal disruption and ensuring highly valued outcomes.“
Diese Ansicht teilt Cristina Sanchez, PMO for Diversity and Inclusion at EMEA South Region bei SAP: „Project Management is to plan strategically and mid-/long-term actions with purpose and a goal to administrate resources and build a team.“ Und auch Klaus Grothaus erklärt, dass Projektmanagement unverzichtbar für erfolgreiche Unternehmensführung sei. Dementsprechend stehen Projektmanager also zunehmend in der Pflicht, die Erfolgswirksamkeit ihres Handelns für Unternehmensziele nachzuweisen. Entsprechend sind neben dem klassischen Record-Tracking innovative Methoden gefragt, um plausibel und nachvollziehbar zu den gewünschten Ergebnissen zu gelangen. Hierin sehen die Experten vor allem das Team als wichtigste Stellgröße, aber nicht allein. Dazu zählen unter anderem auch neue Vorgehensweisen zur Messbarkeit oder innovative Methoden, wie Wicked-Problem-Solving (WPS). Dahinter verbirgt sich eine Vorgehensweise, die Schnittmengen zu Design-Thinking und anderen, agilen Ansätzen besitzt. Damit bietet es die optimale Möglichkeit, um organisationsübergreifende Projekte umzusetzen.
„Projektmanagement ist eine Kunst“
Die befragten Mitglieder des PMI Chapters in Deutschland weisen darauf hin, dass Projektmanagement neben ökonomischen Aspekten durchaus auch eine inspirierende Note besitzt, wie Nesrine Roumieh, PMP Instructor & CEO einem PMC Center, erläutert: „Project Management is a lifestyle. It’s such a skill mix between mind and passion; as mind is how much you do have knowledge, tools and techniques and as passion is how much you do have soft skills.“ Damit verweist sie auf einen wichtigen Aspekt: Die Rolle der Projektmanager hat sich bereits dahingehend verändert, dass sie zunehmend Positionen als Change-Maker einnehmen. Konkret bedeutet dieser Wandel, dass neue Kompetenzen nötig werden. Hierzu zählt im Sinne der agilen Fähigkeiten nicht nur die Kenntnis über Methoden, wie Scrum oder Design-Thinking, sondern auch zunehmend die Fähigkeit, Menschen auf ihrem Weg hin zu einem agilen Mindset zu begleiten, also Coaching statt Organisation und Planung. Grund dafür ist, dass auch Projektmanager sich aktuell weiterqualifizieren sollten, um den veränderten Ansprüchen zu genügen.
Dies nehmen Einige zum Anlass, um sich selbst einen (neuen) Auftrag zu geben, wie Wolfgang Friesike, Senior Managing Expert, beschreibt: „Projektmanagement ist eine der wichtigsten Fähigkeiten zur Gestaltung der Zukunft in stürmischen Zeiten.“ Denn nur so könne man, Martin Bertram folgend „die beste Möglichkeit [nutzen], einen nachhaltigen ‚Fußabdruck‘ in dieser Welt zu hinterlassen“. Anett Schlotte, Head of COP PMO und Head of Local Group Dresden, ergänzt: „Projektmanagement ist ein Türöffner für die persönliche Entwicklung.“
Kein Wunder also, dass Senior-Manager und Head of Local Group Bremen, Florian Ardighieri, Projektmanagement als vielfältige Aufgabe empfindet, die ihn fortlaufend vor spannende Herausforderungen stellt, die durch den gezielten Einsatz von Kompetenzen bewältigt werden. Dies weist nicht nur auf eine zunehmende Professionalisierung des Berufsstandes hin, sondern belegt eindrucksvoll den Anspruch, den viele Projektmanager ihrer Arbeit zugrunde legen. Zusammenfassend lässt sich also feststellen: „Projektmanagement ist eine Kunst. Manche verstehen sie. Und manche nicht. Für einige ist es nur Kritzelei und etliche können gar nicht genug davon sehen. Für so manches Vorhaben ist der Rahmen zu viel und für andere ist er genau passend.“ (Patric Eid, Business Coach und Trainer)
Das bedeutet für 2023 einerseits, dass alle, die bereits auf den Wandel im Projektmanagement reagiert haben, ein wenig aufatmen können: Ihre Extrameile in 2022 macht sich bezahlt und wird sich in 2023 weiter auszahlen, da die globale Wirtschaftslage es erforderlich macht, sich zunehmend agiler zu verhalten. Andererseits stehen alle, die noch keinen Schritt unternommen haben, um neben bekannten, agilen Methoden, wie Scrum, weitere Fähigkeiten und Kompetenzen zu entwickeln, reagieren müssen. Das Project Management Institut hat hierzu einen neuen Lehrgang aufgelegt, der sich insbesondere auf die Begleitung des Wandels hin zu einer agilen Unternehmensrealität spezialisiert hat. Modul 1 gibt einen Überblick und ist vorübergehend kostenfrei verfügbar: https://www.pmi.org/citizen-developer/courses/citizen-developer-business-architect/cd-business-architect-mini-courses
Für die Statements wurden die Mitglieder des PMI Chapters gemeinsam mit dem Project Management Institut angesprochen und gebeten, den Satz „Projektmanagement ist…“ um ihre persönliche Perspektive auf ihren Beruf zu ergänzen. Die Befragung fand Ende Oktober statt. Alle Statements wurden zur Feier des Internationalen Project Management Days auf LinkedIn veröffentlicht. Sie sind hier zu finden: http://ow.ly/6Uw950LxhsK
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