Unternehmen sind mit vielfältigen Cyberbedrohungen konfrontiert. Wurden Systeme erfolgreich von Hackern kompromittiert, müssen unter Umständen hohe finanzielle Beträge zur Schadensbehebung aufgewendet werden. Auch ein kurz- oder langfristiger Ausfall der Geschäfte kann im schlimmsten Fall die Folge eines Cyberangriffs sein. Zu der am weitesten verbreiteten Cyberbedrohung hat sich in den letzten Jahren Ransomware entwickelt. Mit dieser Angriffsform verschaffen sich Hacker Zugriff auf Systeme sowie Daten und verschlüsseln diese. Nur nach Zahlung eines Lösegelds kann eine Entschlüsselung erfolgen – andernfalls wird gedroht, die Daten zu löschen oder sensible Daten zu veröffentlichen. Ransomware kann dem Opfer schnell verheerenden Schaden zufügen und ist aus Hacker-Sicht zudem unglaublich einfach durchzuführen. Um zu verhindern, dass ein Unternehmen Opfer einer Ransomware-Attacke wird, sollten IT-Verantwortliche zunächst verstehen, was beim Einschleusen dieser Malware in ein System passiert.
Die meisten Hacker nutzen für Ransomware-Angriffe dieselben Vektoren. Ein bevorzugter Weg in ein System ist eine ungepatchte Software-Schwachstelle – insbesondere eine, die mit einer nach außen gerichteten Infrastruktur wie einem Virtual-Private-Network (VPN) verbunden ist. Dies ist für Unternehmen vor allem im Hinblick auf die steigende Digitalisierung problematisch: Durch die Zunahme von Remote-Work und Homeoffice in den vergangenen zwei Jahren hat auch die Gefahr zugenommen, Opfer einer erfolgreichen Cyberattacke wie einem Ransomware-Angriff zu werden. In den meisten Fällen wird Ransomware via E-Mail verbreitet. Die Malware befindet sich dann in bösartigen Anhängen, die von den Nutzern unvorsichtig geöffnet werden. Erschwerend kommt diesbezüglich hinzu, dass Hacker ihre E-Mail-Technik angepasst haben und nun auch signaturbasierte E-Mail-Security-Lösungen umgehen können. Die Schadsoftware kann dann über Malware-Makros oder Filesharing-Tools verbreitet werden.
Sobald sich die Ransomware in einem Netzwerk befindet und aktiviert ist, funktioniert sie automatisch. Zunächst versucht die Malware, mehr Netzwerkprivilegien zu erhalten. Dies fällt in der Regel besonders leicht, da viele Unternehmen noch Nachholbedarf bei der Segmentierung von Netzwerken und der sicheren Aufbewahrung von Anmeldeinformationen für privilegierte Konten haben. Sobald sie ein höheres Zugangslevel erlangt hat, bewegt sich die Malware frei durch das System – und beginnt damit, Schaden und Chaos anzurichten.
Das Sperren von Daten, auch in Cloud-Umgebungen, haben Hacker zuletzt immer häufiger mit Exfiltration gekoppelt. So kopiert die Malware alle wertvollen oder sensiblen Daten und sendet diese an den Command-and-Control-Server des Angreifers. So können die Angreifer Lösegeldforderungen stellen – selbst, wenn das Opfer die Systeme wiederherstellen konnte. Zudem machen die Hacker oft das Durchführen von Backups unmöglich. So verwehren sie einen einfachen Weg, das System auf den Stand vor der Infektion zurückzusetzen.
Wiederherstellung nach einem Ransomware-Angriff
IT-Verantwortliche sollten nicht in Panik geraten– ein wesentlicher Teil der Schadensbegrenzung ist es, einen kühlen Kopf zu bewahren, wenn ein Worst-Case-Szenario wie ein Ransomware-Angriff eintritt. Zunächst sollten IT-Security-Teams die Quelle der Attacke lokalisieren und diese Schwachstellen schließen. Dann sollte verbleibende Malware im System aufgespürt werden. Häufig setzen Angreifer Ransomware über eine andere Malware ein, die verborgen bleibt, damit sie später verwendet werden kann. Folgeangriffe können daher bis zu sechs Monate später stattfinden – wenn das Opfer seine Wachsamkeit gesenkt hat.
Um gut versteckte modulare Malware aufzuspüren, ist Threat-Hunting eine der effektivsten Methoden. Dabei kombiniert ein Team erfahrener Security-Experten seine Expertise und Erfahrung mit automatisierten Tools. So können Schwachstellen und Angriffspfade entdeckt werden, die von automatisierten Scans übersehen werden. Gleichzeitig sollten sich IT-Security-Teams auch Gedanken über längerfristige Aktivitäten machen, anstatt sich nur auf die unmittelbare Herausforderung zu konzentrieren, das Unternehmen wieder betriebsbereit zu machen.
Ransomware-Angriffe verhindern
Die hohe Zahl an Ransomware-Angriffen bedeuten Tausende von Attacken täglich – irgendwann sind die meisten Unternehmen also unumgänglich betroffen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass jeder Angriff auch gleich eine reine Katastrophe sein muss. Denn mit den richtigen Vorsichtsmaßnahmen lassen sich die Folgen eines durchschnittlichen Ransomware-Angriffs deutlich abfedern. Dafür müssen Unternehmen Maßnahmen ergreifen, die es den Hackern auf Schritt und Tritt schwer machen.
Zunächst sollte Angreifern der einfache Zugang in das Netzwerk verweigert werden, indem die gängigen Angriffspfade geschlossen werden. Neben gut verwalteten Patch-Programmen, starken Passwortprozessen und Lösungen zur Anmeldeinformationsverwaltung gehört auch eine effektive E-Mail-Security zu diesen Maßnahmen. Außerdem sollten IT-Verantwortliche ihren gesamten IT-Bestand gründlich prüfen. Netzwerksegmentierung hindert Hacker daran, sich leicht im Netzwerk zu bewegen. Sollte es dennoch zu einem Ausbruch kommen, wird dieser eingeschränkt. So kann die Quelle schneller gefunden und die Bedrohung beseitigt werden. Durch den Least-Privilege-Ansatz haben Benutzer nur Zugriff auf Systeme, die sie auch für ihre Arbeit benötigen. Dadurch lässt sich der Schaden signifikant reduzieren, den ein einziges kompromittiertes Konto anrichten kann.
Von Fred Tavas von Trustwave