Viele Unternehmen in ländlichen Regionen kämpfen mit schlechter Internetversorgung. Auch Zweigstellen anzubinden, ist dort aufwändig und teuer. Ein innovativer Ansatz könnte das Problem lösen: Warum nicht SD-WAN mit Satelliten-Internet per Starlink kombinieren?
Elon Musk gilt als einer der größten Visionäre unseres Jahrhunderts. Erst verdiente er sich mit dem Bezahldienst PayPal eine goldene Nase, dann stieg er mit SpaceX ins Raumfahrtgeschäft ein und revolutionierte mit Tesla die Automobilbranche. Jetzt will der Milliardär auf der ganzen Welt Breitband-Internet anbieten – vor allem auch in abgelegenen Regionen. Dafür nutzt er das von SpaceX betriebene Satellitennetzwerk Starlink und seine Erfahrung aus dem Raketen- und Raumfahrzeugbau. Bereits 1.892 Satelliten hat Musks Unternehmen ins All geschossen, mehr als 40.000 weitere sollen folgen. Über 90.000 Kunden in zwölf Ländern konnte Starlink schon gewinnen. Bis Mitte 2022 will man die 500.000er-Marke knacken.
Gerade für Menschen in ländlichen Regionen, die bisher nur eine schlechte oder gar keine Internetanbindung haben, könnte Starlink attraktiv sein – auch hierzulande. Denn in Deutschland gibt es noch viele graue Flecken. Laut Breitbandatlas des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur verfügen auf dem Land erst 68,8 Prozent der Haushalte über Highspeed-Internet mit mindestens 100 MBit/s. Was im privaten Bereich lästig ist, wird für Unternehmen zum Standortnachteil. Das kritisierte auch der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) Siegfried Russwurm gegenüber der Zeitung „Welt am Sonntag“. Trotz Forderungen und Förderprogrammen schreitet der Breitbandausbau in strukturschwachen Regionen aber nur langsam voran. Auch die Anbindung von Zweigstellen ist hier eine Herausforderung, denn dafür müssen Unternehmen über weite Strecken MPLS-Leitungen verlegen. Das ist aufwändig, teuer und nicht überall möglich.
SD-WAN kann Starlink unternehmenstauglich machen
An Starlink als Alternative zu MPLS-Leitungen dürfte bisher kaum jemand ernsthaft gedacht haben. Dafür ist Musks Satelliten-Internet schlichtweg nicht stabil genug – auch wenn es Datenübertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 200 MBit/s und Latenzzeiten von 20 ms verspricht. In Kombination mit SD-WAN (Software-Defined-Wide-Area-Network) ergeben sich jedoch völlig neue Perspektiven.
SD-WAN entkoppelt die Netzwerk-Steuerung von der Datenübertragungsebene und stellt sie Software-basiert in einem Overlay-Netzwerk bereit. Im darunterliegenden Underlay-Netzwerk können beliebige Leitungen und Protokolle zum Einsatz kommen und kombiniert werden, zum Beispiel MPLS, DSL, LTE, 5G – oder eben auch Starlink. SD-WAN bündelt die verfügbaren Ressourcen und verteilt sie nach Bedarf. Dabei wählt die Steuerungslogik für jedes Datenpaket den jeweils besten Übertragungsweg aus. Administratoren müssen lediglich vorab den Traffic kategorisieren und über SD-WAN-Regeln die geforderte Mindestbandbreite und maximale Latenz definieren. So könnte zum Beispiel Datenverkehr wie E-Mail, bei dem kurze Unterbrechungen unkritisch sind, über Starlink laufen, Videokonferenzen dagegen über einen stabileren Übertragungsweg. Fällt einmal ein Kanal aus, leitet SD-WAN den Traffic um, sodass der Anwender gar nichts davon mitbekommt. Mögliche Verfügbarkeitsprobleme von Starlink gleicht SD-WAN also automatisch aus. So können Unternehmen vom schnellen Downstream des Satelliten-Internets profitieren, ohne Bauchschmerzen hinsichtlich der Stabilität.
Einfacher Einstieg – vielfältige Möglichkeiten
SD-WAN lässt sich wahlweise mit dedizierten Appliances oder über eine Next-Generation-Firewall einrichten, die die Funktionalität bereitstellt. Zero-Touch-Provisioning und zentralisiertes Cloud-Management erleichtert dies auch in Zweigstellen, in denen kein IT-Team vor Ort ist. Am einfachsten gelingt die Einführung in Zusammenarbeit mit einem Managed-Security-Services-Provider (MSSP), der das SD-WAN bereitstellt und die Betriebsverantwortung übernimmt. Auch Starlink ist in wenigen Minuten installiert. Kunden erhalten ein Starter-Kit mit allen nötigen Komponenten, inklusive einer Satellitenschüssel.
Der Münchner MSSP Indevis testet Starklink derzeit im Zusammenspiel mit SD-WAN. CEO Wolfgang Kurz zieht eine erste, positive Bilanz: „Unsere Messungen zeigen eine hohe Bandbreite und eine gute Latenz. Indem wir Starlink mit anderen Übertragungs-Technologien kombinieren und den SD-WAN-Layer darüberlegen, erhalten wir eine sehr stabile, businesstaugliche Internetverbindung, die für Unternehmen im ländlichen Raum einige Probleme lösen kann. Statt Starlink könnte man natürlich auch 5G integrieren. Das ist ja das Schöne an SD-WAN: Die Technologie ist maximal flexibel und ermöglicht völlig neue Ansätze.“
#Indevis