Der Black-Friday steht vor der Tür und läutet nicht nur den Beginn des Weihnachtsgeschäfts ein, sondern damit auch des großen Datensammelns. Vor allem Marketer nutzen die Aktionstage, um Informationen über ihre Kunden zu erheben und diese besser zu verstehen. Doch Daten werden nicht „verbraucht“ – sie bleiben auch nach ihrer Nutzung bestehen. So häufen sich in den Unternehmen die unstrukturierten Daten. Wird das zum Problem? Gregor Bieler CEO EMEA bei Aparavi macht den Reality-Check:
Check 1: Sind Unternehmen zu Daten-Messis geworden?
Wer aktuell im E-Commerce das Jahresendgeschäft vorbereitet, der braucht Daten, ohne Frage. Ein gutes Angebot zur rechten Zeit kann Leads konvertieren oder die Loyalität von Bestandskunden steigern. Notwendig dafür sind aktuelle Daten – das Augenmerk liegt auf aktuell. Das heißt im Umkehrschluss, die Daten, die heute erfasst werden, wird in Zukunft niemand mehr benötigen – zumindest nicht in der Tiefe, in der sie erhoben wurden. Für Langzeitanalysen oder die Erfassung von Trends dürften in der Regel aggregierte Metadaten ausreichen. Gespeichert werden dennoch komplette Datensätze. Das ist natürlich nicht nur im Handel der Fall, sondern auch in allen anderen digitalen – also praktisch allen – Unternehmen.
Immer noch agieren die meisten Firmen nach dem Prinzip „Mehr ist Mehr“ und häufen regelrechte digitale Müllhalden an. Es schadet nichts, es kostet nichts, im Zweifel speichern wir einfach alles – solche Aussagen hört man immer noch. Doch das ist ein Trugschluss und kann sogar illegal sein.
Check 2: Mehr Daten, mehr Produktivität?
Arbeiten Unternehmen besser, je mehr Daten sie zur Verfügung haben? Vor dem Hintergrund der grassierenden Datensammelwut könnte man das meinen, doch die Realität sieht anders aus. Tatsächlich arbeiten Unternehmen gar nicht mit allen Daten, die sie irgendwann einmal gesammelt haben. In einer Aparavi-Umfrage erklärten lediglich 20 Prozent der Studienteilnehmer, dass ihre Unternehmen aktiv mit allen vorhandenen Daten arbeiten, während ein weiteres Drittel (34 Prozent) angab, sich immerhin fast alle Daten zunutze zu machen. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass 46 Prozent der deutschen Unternehmen große Teile ihrer Daten nicht nutzen.
Unter den Studienteilnehmern, die laut eigener Aussage bislang nur die Hälfte oder weniger ihrer Daten nutzen, möchten zwar 63 Prozent in Zukunft ihre Unternehmensdaten aktiver verwenden, aber 43 Prozent sehen dabei ein konkretes Problem: Zeitmangel. Es kommt also darauf an, intelligente Lösungen zu implementieren, die Transparenz im eigenen Datendschungel schaffen und bei der Entscheidung helfen, welche Daten wirklich wertvoll und erhaltenswert sind. Der Rest sollte dann direkt gelöscht werden.
Check 3: Der Datenschutz bleibt gewahrt?
Man könnte denken, solange Kundendaten sicher verwahrt werden und nicht nach außen dringen ist alles in Ordnung. Seit Einführung der DSGVO ist allerdings geregelt, dass Daten nur solange aufbewahrt werden dürfen, wie sie für den Zweck benötigt werden, für den sie ursprünglich erhoben wurden. Um hier nicht in Konflikt mit den Vorschriften zu geraten, sollten Unternehmen unbedingt ein Löschkonzept für personenbezogene Daten implementieren, das auf den gesetzlichen Fristen basiert. Das Stichwort ist hier Data-Cleaning, oder zu Deutsch: Datenbereinigung. Automatisierung ist dabei eine Grundvoraussetzung und Lösungen, die Daten in Datenschutz-relevant und -irrelevant strukturieren können, sind eine große Hilfe für Unternehmen.
Check 4: Datensammeln kostet nichts?
Tag für Tag fressen ungenutzte Daten, die in Rechenzentren auf der ganzen Welt Speicherplatz blockieren, Ressourcen auf. Das Bewusstsein dafür fehlt allerdings oft noch. Speicherplatz wird nicht als knappe Ressource im wirtschaftlichen Sinn gesehen. Fehlt es an Speicher, lassen sich ganz schnell mit ein paar Klicks ein paar weitere Terrabyte beim Cloud-Provider der Wahl hinzubuchen. Die Kosten dafür werden als unvermeidlicher Tribut an die Digitalisierung verbucht und der Ressourcenverbrauch wird nicht wahrgenommen: Aus den Augen aus dem Sinn. Lediglich 32 Prozent der Geschäftsführer und IT-Entscheider deutscher Unternehmen wissen, welche Daten in ihrem Unternehmen vorhanden sind – zu diesem Schluss kam die oben genannte Studie.
Diese fehlende Übersicht wirkt sich auch auf die Kosten aus: 40 Prozent der Teilnehmer einer weiteren Studie gaben an, im Geschäftsjahr bis zu 100.000 Euro für die Datenspeicherung zu zahlen. Bei 27 Prozent beliefen sich die Kosten auf über 100.000 Euro und jeder Dritte (33 Prozent) konnte bei dieser Frage keinen Betrag nennen.
Fazit
Das ungebremste Datensammeln kann und darf nicht in dieser Form weitergehen. Der immense Stromhunger der Rechenzentren – in Frankfurt haben sie längst den Flughafen überholt – wird sonst zu einem immensen Problem für eine Gesellschaft, die mitten im Jahrhundertprojekt Energiewende steckt. Außerdem kostet die Speicherwut nicht nur Ressourcen, sondern auch bares Geld. Unternehmen, die es nicht schaffen, die ihre Datenstrategie umzustellen und zu verschlanken, werden auf Dauer Probleme bekommen, sei es hinsichtlich ihres ökologischen Fußabdrucks, der Kosten oder des Datenschutzes.
#Aparavi