Mit dem Aus von „DarkMarket“ ist den deutschen und internationalen Ermittlern ein wichtiger Schlag im Kampf gegen Cyberkriminalität gelungen. Im Dark-Web selbst hat die Nachricht vom Ende des „größten illegalen Marktplatzes“ jedoch nur verhaltene Reaktionen hervorgerufen. Das ergeben die ersten Untersuchungen des Threat-Intelligence-Anbieters Digital Shadows.
Die Dark Web-Analysten fanden ein Update eines Darkmarket-Moderators, das bereits 48-Stunden vor der offiziellen Meldung durch Europol auf dem Dark-Web-Community-Forum Dread veröffentlicht wurde und von Problemen bei der Kontaktaufnahme mit dem Administrator von Darkmarket berichtet. In der Community wurden danach Vermutung eines Exit-Scams laut. Auch eine Zerschlagung der Plattform wurde diskutiert.
Die verhaltenen Reaktionen überraschen, da Darkmarket vor allem in den letzten zwölf Monaten ein stetiges Wachstum verzeichnete und mit 500.000 Nutzern erst kürzlich einen Meilenstein erreichte. Die rund 2.400 aktiven Verkäufer wickelten dabei Geschäfte im Wert von über 140 Millionen Euro ab. Gehandelt wurde mit Falschgeld, gestohlenen Kreditkartendaten, anonymen SIM-Karten und Malware. Vor allem aber galt Darkmarket als Umschlagplatz für Drogen. Durch die Corona-bedingten Lockdowns mussten auch hier viele Kriminelle ihr Geschäft ins Netz verschieben und Transaktionen über Online-Plattformen im Dark-Web tätigen.
„In den letzten Monaten und Jahren ist es internationalen Ermittler-Teams immer wieder gelungen, wichtige Marktplätze zu schließen. In anderen Fällen – wie Empire-Market – haben sich die Betreiber selbst aus dem Staub gemacht und das Geld der kriminellen Kundschaft mitgenommen. Das Dark-Web scheint sich an diese Dynamik gewöhnt zu haben“, erklärt Stefan Bange, Country Manager DACH bei Digital Shadows. „Darkmarket verzeichnete zwar eine beeindruckende Anzahl aktiver Nutzertransaktionen. Doch der cyberkriminelle Markt hat eine Fülle an alternativen Vertriebskanälen zu bieten und die Dark-Web-Community hat sich als sehr flexibel erwiesen, wenn es darum geht ihre Ware zu verkaufen.“
Nach Recherche von Digital Shadows drehen sich die Diskussionen in Foren und Chats momentan vor allem um alternative Plattformen. Daneben gibt es erste Ankündigungen, die gänzlich neue Marktplätze in Aussicht stellen. Bereits bestehende Marktplätze werben wiederum mit kostenlosen Konten und Benefits um Verkäufer, die mit dem Ende von Darkmarket zu „Flüchtlingen“ geworden sind (ein Begriff, der im Dark-Web für Käufer/Anbieter von Offline-Marktplätzen verwendet wird).
Gänzlich unbeeindruckt hinterlässt das Ende von Darkmarket die Dark-Web-Community aber nicht. So werfen einige Akteure Nutzern von Darkmarket mangelnde OpSec-Praktiken vor und geben ihnen die Schuld für den Erfolg der Strafverfolgungsbehörden. Der Administrator von Dread forderte die Betreiber von weiterhin aktiven Marktplätzen dazu auf, einen „Proof-of-Life“ zu senden. So könne sichergestellt werden, dass andere Plattformen nicht in ähnlicher Weise kompromittiert wurden und die Dienste weiterhin zur Verfügung stehen.
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