Wie kann man ohne es zu wissen seine IT-Karriere ruinieren

Die Karriereplanung in einem sich kontinuierlich wandelnden Technologieumfeld wird immer schwieriger, besonders wenn großen Pläne über Nacht wie eine klassische Festplatte gelöscht werden können. Das Erlernen neuer technologischer Fähigkeiten und die Vernetzung mit den bisherigen Kenntnissen fördert den Karrierepfad. Spürt man jedoch eine gläserne Decke über sich, die fehlende Herausforderung vor sich, die nahende Langeweile hinter sich, den steigenden Frust in sich, dann sollte eine Veränderung nicht weit sein. Die berufliche Neuorientierung ist ein wichtiger Wendepunkt, der die weitere Laufbahn maßgeblich beeinflussen kann. So fällt die Entscheidung für eine berufliche Veränderung nie leicht, erst recht nicht, wenn es sich dabei sogar um einen radikalen Neustart handelt. Aber es gibt immer wieder Unwägbarkeiten und Zufälle auf den Wegen, die eine Karriere in eine Schieflage bringen können. Will man möglichst unbeschadet ein Karriere aufbauen, hilft es die nachfolgenden Karrierekiller galant zu umschiffen.

Schleudersitz

In einer Arbeitsumgebung, in der sich ein Mitarbeiter nicht wohl fühlt, kann es vernünftig sein, dem derzeitigen Karriereweg mehr Aufmerksamkeit zu gönnen. Man muss sich die Frage stellen, ob sich die Arbeitssituation bzw. die Karriereaussichten durch einen Jobwechsel verbessern würden – oder ob man bei einem solchen Wechsel nicht einfach nur den Auslöseknopf eines Schleudersitzes drückt.

Wie man mit vermeintlicher Unfairness und mangelnder Wertschätzung umgeht, ist immer ein Kennzeichen dafür, wie man im Beruf weiterkommen will. Oft sind die Menschen viel zu negativ und wissen immer bereits, dass das Glas halb leer ist. Bei genauerer Analyse der Umstände, wird man oft feststellen, dass viele Leute, die ein Unternehmen verlassen wollen, vor etwas weglaufen, anstatt auf das „vermeintliche“ Problem offensiv zuzugehen. Natürlich ist es immer einfacher, vor einem Problem zu fliehen, statt sich mit den Konsequenzen der derzeitigen Situation auseinanderzusetzen.

Akute Unzufriedenheiten und Frustrationen im Job gibt es immer wieder. Einige Menschen bezeichnen diesen auch als Montagsblues, der den Wochenanfang verregnet. Andere leiden unter Frustration nach einem gescheiterten Projekt, weil ein Kollege nervt oder der Chef ungerechte Entscheidungen trifft. Im Eifer des Gefechts spielen dann viele mit dem Gedanken an eine berufliche Neuorientierung. Man möchte am liebsten alles hinschmeißen – sollte man aber nicht.

Wenn es im Job schlecht läuft, sollte man sich die Zeit nehmen, etwas zurücktreten, die aktuelle Situation wertfrei bewerten, analysieren, wie es so weit kommen konnte – und überlegen, was man das nächste Mal tun kann, wenn man wieder in eine solche Situation kommen sollte. Für die Praxis heißt das: Man sollten mehr aus den negativen Erfahrungen lernen als aus den positiven.

Unter Druck zusammenbrechen

Im Job ist es wichtig, mentale Stärke zu zeigen. Wer zu schnell den Panikknopf drückt, kann ganz schnell eine rote Flagge gezeigt bekommen. Dies bedeutet unter Umständen auch das Ende der IT-Karriere. Ein solches Verhalten ist auch ein probates Mittel, um schnell gefeuert zu werden. Sobald ein Mitarbeiter den Hauch einer emotionalen Instabilität zeigt, wird diese bereits angezählt und die Vorgesetzten stellen die Frage, ob der Mitarbeiter überhaupt noch vertrauenswürdig und ob dieser in schwierigen Situationen, wenn es wirklich darauf ankommt, seine Aufgaben erfüllt.

Brücken abbrechen

Wer bei jedem Frust im Job eine berufliche Neuorientierung anstrebt, wird wohl nicht lange in einem Arbeitsverhältnis bleiben. In jedem Beruf gibt es Momente und Tage, die anstrengen und nerven, aber Frust ist nie ein guter Berater, wenn man über berufliche Veränderungen nachdenkt. Der Aufbau dauerhafter Beziehungen mit den Menschen ist einer der Schlüssel für die Entwicklung einer erfolgreichen IT-Karriere. Wenn der Ärger und Frust im oder über den Job chronisch wird, wirkt sich das irgendwann auf die Arbeit und das Umfeld aus: Die Leistungen lassen nach und die Person wird leichter reizbar. Aus diesem Grund machen aufbrausende Personen bzw. Choleriker sich das Leben schwer, wenn diese unabsichtlich ihre Kollegen beschimpfen. Wirft man eine „Bombe“ auf seine beruflichen Partner ab, ist das sicherlich ein großer Fehler. Die Kollegen werden sich dieses Fehlverhalten merken und möglicherweise zukünftige Karrierechancen ruinieren.

Verpasste Gelegenheiten

Manche Mitarbeiter versäumen es, die sich ihnen bietende Gelegenheiten beim Schopf zu packen und eine Veränderung einzuleiten. Die Gewohnheit ist ein träges Tier und steht einer Veränderung oft sehr im Weg. Wer wochen- oder gar monatelang mit seinem Job hadert und sich jeden Tag zur Arbeit zwingt, verpasst die besten beruflichen Möglichkeiten. Der Wunsch nach Veränderung ist jedoch auch mit grundlegenden Fragen und Sorgen verbunden: Bin ich nicht schon zu alt? Eine berufliche Neuorientierung mit 40 oder 50 Jahren? Viele Menschen meinen, dass mit höherem Alter die Chancen für einen möglichen Wechsel schwinden. Man ist zu festgelegt, zu weit in eine Richtung gegangen oder schlichtweg zu alt, um nach neuen Gelegenheiten zu suchen. Das 40. Lebensjahr wird oft als magische Grenze ausgemacht. Bis zu diesem Zeitpunkt könnt noch eine Veränderung eingeleitet werden. Hat man diese Altersgrenze überschritten, gehört man bereits zum alten Eisen. Rein mathematisch schon Unsinn. Gefangen im Hamsterrad übersehen viele Menschen veritable Alarmsignale von zunehmender Energielosigkeit über anhaltende Stimmungsschwankungen. Aber ohne Mut wird es nicht zu einer Neuorientierung kommen. Schon der Gedanke daran, dass eine Neuorientierung mit einer Kündigung verbunden ist und der Aussicht, sich einer ungewissen beruflichen Zukunft stellen zu müssen, erzeugt bei einigen Menschen Angst und führt zu Blockaden.

Ignorieren von gesellschaftlichen Ereignissen

Eine Zusammenkunft nach der Arbeit oder die Feier im Büro ist vielleicht nicht der Ort, an dem jeder Mensch besonders glänzt. Nicht jeder Mensch liebt die geselligen Zusammenkünfte im Büro und möchte seine Freizeit auch noch mit seinen Kollegen verbringen. In der Regel haben die Unternehmen hierfür großes Verständnis. Aber je höher man auf der Karriereleiter steigt, je mehr ist man indirekt gezwungen – bzw. es wird von der betreffenden Position erwartet – , dass man zumindest bei einigen dieser Events auftaucht. In vielen Unternehmen wird das notorische „Schwänzen“ dieser Veranstaltungen als ein Zeichen dafür gewertet, dass man kein Interesse am Aufbau von Beziehungen zu Kollegen besteht. Bei einer solchen „Verweigerungshaltung“ wird auch oft vergessen, dass es beim „Business“ in der Regel um einen Mannschaftssport handelt. Wer ein fester Bestandteil eines vertrauenswürdigen Netzwerks von Gleichgesinnten (talentierten Fachleuten) ist, erhält damit neben wichtigen beruflichen Informationen auch den Zugang zu neuen beruflichen Möglichkeiten.

Zu niedrig gesteckte Ziele

Bewegt man sich immer nur in Gruppen von gleichrangigen Gleichaltrigen, dann profitiert man von eine solchen Gruppenzugehörigkeit in Bezug auf die Kariere meist wenig als man denkt. Den höchsten Nutzen für eine IT-Karriere zieht man aus Zugehörigkeiten zu Gruppen, die aus einer Mischung von Gleichaltrigen und Mentoren bestehen. Eine Kommunikation sowie der Austausch mit erfahrenen Kollegen sind unerlässlich. Nachteilig für den Tanz auf der Karriereleiter ist eine fehlende Vernetzung mit den richtigen Gruppen von Fachleuten. Im Berufsleben ist es unabdingbar, sich mit solchen Leuten zu vernetzen, die über bestimmte Erfahrungen im jeweiligen Berufsfeld verfügen. In dieser Gruppe findet man sicher den einen oder anderen Karriereberater oder Coaching, der einem bei den weiteren Karriereschritten helfen kann.

Den Wert nicht zu kennen

Ist man bereits seit mehr als fünf Jahren in einem IT-Job tätig, dann bekommt man wahrscheinlich nicht die Vergütung, die ein Neueinsteiger in diesem Arbeitsbereich bekommen würde. Da erfahrene IT-Fachkräfte heute zu den raren Kreaturen gehören und der Markt alle ITler aufsagt, die den Kopf aus der Versenkung strecken, werden bei Newcomern schnell viel höhere Anfangsgehälter bezahlt. Jeder Mitarbeiter sollte wissen, dass es für Arbeitgeber viel einfacher ist, einen bestehenden Mitarbeiter zu behalten, als einen neuen Mitarbeiter einzustellen und diesen über einen längeren Zeitraum für eine bestimmte Stelle auszubilden. Deshalb sollte man sich über die aktuellen Gehälter für eine entsprechende Position erkundigen. Aber manchmal ist eine Neuorientierung im Beruf auch notwendig, weil man mit dem aktuellen Gehalt absolut nicht zufrieden ist. Manchmal weiß man, dass sich am aktuellen Gehalt nichts ändern lassen wird – weil man zum Beispiel die letzte Gehaltsstufe erreicht hat, obwohl nach eigenem Ermessen noch Luft nach oben ist.

Es gilt jedoch zu bedenken, dass ein höheres Gehalt nicht zwangsläufig was mit dem Spaß am Job zu tun hat. Wenn man woanders mehr Geld verdienen kann, aber man eigentlich sonst mit der bisherigen  Stelle zufrieden ist, sollten man sich den Wechsel gut überlegen.

Bei der Jobsuche betrachten einige IT-Profis jedoch den Wert der Gesamtvergütung. Es müssen auch solche „Extras“ wie das Home-Office, die Beihilfen für Pendler, die Zusatzpension, usw. in das Gesamtpaket einberechnet werden. Aber auch in diesem Bereich gilt: Ein gewisses Gehalt ist notwendig, um ein gutes Leben führen zu können.

Vergessen, wer die Musik macht

Bei vielen Administratoren und IT-Profis sind viele deren Vorgesetzte daran schuld, dass es mit der Karriere nicht wie gewünscht voran geht. Dabei wird oft nicht verstanden, wie sich das, was man im Alltag tut, auf das gesamte Unternehmen auswirkt. Dabei muss man sehr genau verstehen, wie das eigentliche Geschäft funktioniert und welche Rolle man innerhalb der Prozesse einnimmt. Auch eine mangelnde Konzentration auf den Kunden kann sich für einen Techniker sehr schnell als geschäftsbezogenen Fallstrick erweisen. Auch vergessen viele Administratoren und ITler, wer im Unternehmen das Sagen hat. In einem vertriebsorientierten Unternehmen wird nie die Technik die Musik machen!

Immer Ärger mit nichttechnischem Personal

IT-Leute haben oft das Problem, dass sie ihre Pläne bzw. ihre Vorgehensstrategien nicht richtig ausdrücken können bzw. der Umgang mit Kollegen und Mitarbeitern etwas hölzern wirkt. Meist geht die mangelnde Kommunikationsbereitschaft dieser Berufsgruppe einher mit einem Mangel an zwischenmenschlichen Fähigkeiten. In einigen Unternehmen sind bis zu 75 Prozent der Probleme auf zwischenmenschlichen Schwächen zurückzuführen und haben somit keine fachlichen Ursachen. Den ITlern ist oft nicht bewusst, welche Auswirkungen eine Aussage oder auch ein Schweigen auf die Teamkollegen oder Vorgesetzten hat. Die inneren Werte vieler IT-Fachleute wirkt auf Außenstehende oft wie eine tödliche Kombination aus einer tiefgreifenden Verunsicherung und einer der Person nicht zuträglichen Arroganz. Es gilt: Das Wort von IT-Fachleuten steht immer auf dem Prüfstand. Aus diesem Grund sollte sichergestellt werden, dass sie sich klar und präzise ausdrücken. Technologie ändert sich kontinuierlich und das technische Wissen hat eine relativ kurze Halbwertzeit. Aus diesem Grund ist es notwendig, dass sich auch die IT-Fachleute die notwendigen Soft-Skills aneignen und eine gewisse Anpassungsfähigkeit zu zeigen, damit die Karriere eines Technikers nicht plötzlich in das Abseits gerät.

Aufenthalt in der Komfortzone

Auch IT-Profis müssen in der Lage sein, sich selbst neu zu erfinden und von einer taktischen und aufgabenorientierten zu einer sozialen und partizipativen Arbeitsweise überzugehen. Ist ein Mitarbeiter nicht willig, diesen Wechsel zu vollziehen, wird er sehr schnell am Ende seiner IT-Karriere ankommen. Durch die ständige Weiterentwicklung der Techniken kommt es besonders in der IT darauf an, dass sich die Mitarbeiter kontinuierliche Weiterbilden und ihre technischen Fähigkeiten weiterqualifizieren. Es sollte sich inzwischen herumgesprochen haben, dass man durch Schulungen seine langfristigen Fähigkeiten und damit seinen Wert steigert. Daher sollte es für die Entwicklung einer Karriere selbstverständlich sein, an Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen teilzunehmen. Eigenartig ist jedoch, dass man immer wieder Zeitgenossen trifft, die nicht mehr bereit sind, ihr Wissen zu vermehren. Diese ITler koppeln sich von den Entwicklungen ab, geben ihre Zukunft auf und akzeptieren früher oder später, dass sie keine Experten mehr sind. Der Karriere ist ein solches Verhalten nicht förderlich und endet daher schnell auf dem Abstellgleis.

Glauben, man hätte es bereits geschafft

Man kann auf seinem Berufsweg sicher einige Fehler hinter Karriere-Erfolgen verstecken. Jeder kennt sicher eine Person, die die Karriereleiter eines Unternehmens schnell erklommen hat und dessen Karriere dann plötzlich zu einem jähen Halt gekommen ist. Einer der Gründe für ein solches Verhalten besteht darin, dass der Job, den eine Person angestrebt hat, nach dessen Erreichen nicht mehr als Herausforderung betrachtet wird. Auch die IT-Fachleute sollten über das Kleingedruckte ihrer Stellenbeschreibung hinaussehen und auch für andere Aufgaben offen sein. Es geht darum, dass sich die IT-Fachleute motivieren aus ihrer Komfortzone herauszukommen und sich neuen Ideen und Menschen sowie kritischem Denken und Problemlösungen auszusetzen, die für das Unternehmen von Vorteil sind.

Fazit

Mathias Hein, Consultant, Buchautor, Redakteur

Eine Überprüfung des eigenen Status-Quo ist selten einfach, sondern stellt meist einen langen und beschwerlichen Weg dar. Deshalb sollte man seine Komfortzone verlassen und seine Einstellungen überprüfen. Meist hilft es, sich den aktuellen Erwartungen und Annahmen zu stellen und mit einer offenen und vorbehaltlosen Analyse zu beginnen. Die dabei auftauchenden Fragen werden nicht immer angenehm sein, aber dazu beitragen, zu erkennen, was verändert werden muss. Es gilt: Es sollte zunächst jede denkbare Möglichkeit in Betracht gezogen und es und es sollte keine Option von vorne herein ausgeschlossen werden, nur weil diese auf den ersten Blick unrealistisch erscheint. Wer etwas will, findet Wege; wer etwas nicht will, findet Gründe. Es geht darum, den Graben zwischen Plan und Realität zu minimieren. Und das gelingt nur durch Handeln und dieser Weg ist nicht immer der bequemste Weg.

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