Cisco kauft die künstliche Intelligenz von Mindmeld

Mathias Hein, Consultant, Buchautor, Redakteur
Mathias Hein, Consultant, Buchautor, Redakteur

Als Spock in einem der Star-Tre- Filme über ein Ding mehr erfahren wollte, konnte er eine telepathische Verbindung zwischen sich und einer anderen Person realisieren. Diese Verbindung wurde als „vulcan mind meld“ bezeichnet. Der „vulcan mind meld“ ermöglicht eine telepathische Verbindung zwischen zwei Individuen. Es erlaubt einen intimen Gedankenaustausch, so dass die Teilnehmer zu einem Gehirn (Geist) werden und das Bewusstsein in einer Art gemeinsamer Gestalt zu teilen, … was (hoffentlich) zu intelligenteren und besseren Entscheidungen führt. Normalerweise wird diese Technik nur von Vulkaniern eingesetzt. Da es sich dabei um einen Teil des Privatlebens handelt, wird diese Technik in der Regel nicht auf Aliens angewendet. Allerdings wurden inzwischen auch Fälle bekannt, in denen der Geist zwischen einer vulkanischen und einer nicht-vulkanischen Person verschmolzen wurden-

Der physische Kontakt zwischen den beiden Personen ist dazu nicht unbedingt erforderlich, verbessert jedoch die Wirksamkeit der vulkanischen telepathischen Fähigkeiten. Ein solcher „vulcan mind meld“ kann jedoch auch dazu genutzt werden, um die Gedanken einer anderen Person zu untersuchen, während der Initiator seine eigenen Gedanken abschirmt und somit verhindert, dass diese von dem anderen Teilnehmer gelesen werden können.

Allerdings sind wir sicher noch ein paar hundert Jahre davon entfernt, eine gedankliche Allianz mit unseren Freunden zu bilden. Bis dahin müssen wir einen besseren Weg suchen, um die Dinge schneller und intelligenter zu erledigen. Die Unternehmen wollen diese Lücke durch künstliche Intelligenz (KI) (Englisch: Artificial intelligence; kurz: AI) füllen. Von allen Unified-Communications-Anbietern gehört Cisco zu den Verfechtern der künstlichen Intelligenz und propagiert die Verwendung von KI für die Verbesserung der Zusammenarbeit.

Inzwischen hat Cisco seine Meinungsbildung zum KI-Bereich abgeschlossen und das kleine (24 Mitarbeiter) Startup-Unternehmen Mindmeld für 125 Millionen Dollar gekauft. Mindmeld verfügt über eine AI-Plattform, die es Unternehmen ermöglicht, Kommunikationsschnittstellen in Anwendungen und Geräte zu integrieren. Mindmeld hat hierzu eigene maschinelle Lern-Algorithmen entwickelt, die über Sprach- und Chatassistenten natürliche Sprachtransaktionen ermöglichen.

Zusätzlich bringt Mindmeld folgende Fähigkeiten in Cisco ein:

  • Eine KI-Konversations-Plattform, die ein maschinelles Lernen im großem Stiel ermöglicht.
  • Eine Sprachanalyse mit Fähigkeiten in den Bereichen Sprachsemantik und Mustererkennung.
  • Umfangreiche Wortschatzbibliotheken und Wissensgraphen zur schnellen Beantwortung von häufig gestellten Fragen.

Cisco wird die Mindmeld-Technologie nutzen, um Spark, sein Team-Collaboration-Tool voranzutreiben.

Sobald die Mindmeld-Integration abgeschlossen ist, steht den Cisco-Kunden eine Art von Telepathie zur Verfügung, ohne dass zur Verbindung der Gehirne der Mitarbeiter die Hilfe der Vulkanier erforderlich wäre. Die Mindmeld-Technologie soll bei Cisco für die Integration mit der Spark-Plattform in folgenden Bereichen genutzt werden:

  • Spark-Bot: Ein Chat-Assistent, der mit den Mitarbeitern interagieren und die jeweiligen Aufgaben autonom ausführt.
  • Spark-Care-Bot: Ein virtueller Agent, der die Kundenbetreuung anstelle eines Menschen übernimmt.
  • Spark-Board: Kontextuelle Sprach- oder Video-Interaktionen zur Verbesserung der Effizienz von Meetings.
  • Spark-Room-Kit: Verbesserung kleinere Meetings durch Audio- und Videofunktionen.

Da es sich bei Mindmeld eine Cloud-basierte Lösung handelt, können in einem Unternehmen die unterschiedlichen Informationen der Kunden aggregiert werden. Auch hier gilt der alte Grundsatz: Je mehr Daten und Erfahrungen das KI-System verfügt, desto genauer funktioniert es. Mindmeld stellt den Unternehmen nicht nur die Möglichkeit zur Verfügung nach einer gewissen Zeit auf eine solide Datengrundlage und die notwendigen Modelle zurückgreifen zu können, sondern stellt auch eine Datenbasis für die „Kaltstart-Periode“ bereit, während der das KI-System eine Lernphase durchläuft und dabei dessen Nutzen kontinuierlich verbessert. Da Mindmeld bereits über viele Kunden verfügt, sollte die Genauigkeit der Antworten bereits von Anfang an eines Projekts ziemlich hoch sein.

Derzeit wird in der Presse viel über die „neue Arbeitswelt“ und ein von Robotern bestimmtes Leben geschrieben. Damit wird auch die Angst um die Arbeitsplätze geschürt. Ich glaube, dass diese Ängste auf einem Missverständnis basieren, denn die künstliche Intelligenz wird die Menschen nicht ersetzen können. Derzeit ertrinken die Unternehmen und deren Mitarbeiter in Daten. Es gibt Prognosen, die besagen, dass dieser Trend zum Datensammeln so weitergehen wird. Im Jahr 2020 könnte sogar der Fall eintreten, dass die Unternehmen soviel Daten angesammelt haben, dass diese enormen Datenmengen nicht mehr effizient durchsucht und ausgewertet werden können. Das Hinzufügen von KI am Arbeitsplatz macht die Unternehmen/Mitarbeiter in einigen Bereichen effizienter. Statt morgens auf der Arbeit zuerst hunderte von E-Mails und Nachrichten zu lesen, kann man zukünftig nur das Spark-System befragen, welches die eingegangenen Daten zusammenfasst und dem Nutzer sagt, welche Dinge seine sofortige Aufmerksamkeit erfordern. Sicher wäre ein solches System auch in der Lage, einfache Aufgabe (beispielsweise das Annehmen/Ablehnen von Besprechungen auf der Basis der Kalenderdaten) selbständig durchzuführen.

Wir sind der Überzeugung (oder tun zumindest so), dass die Datenmenge am Arbeitsplatz weiterhin exponentiell anwachsen werden. Zwangsläufig kann uns nur noch ein KI-System gegen den Daten-Tsunami helfen. Daher ist es sinnvoll, dass Unternehmen wie beispielsweise Cisco ihre Sprach-/Video-/Datenprodukte mit KI aufrüsten. Der Zukauf von Mindmeld beschleunigt die Cisco-Bemühungen in diesem Bereich. Das Mindmeld-Team wird daher logischerweise in das neu gegründete Cognitive-Collaboration-Team integriert.

#Netzpalaver