Laut einer Umfrage von Dimension Data altert die Netzwerkbasis in den Unternehmen zusehends und erfüllt trotzdem noch immer seine Aufgaben.
Netzwerke gehören zu den Investitionsgütern und stellen gemäß der Wirtschaftswissenschaften langlebige ökonomische Güter dar, welche von Unternehmen zur Erstellung und Weiterverarbeitung von Gütern angeschafft wurden ohne – im Gegensatz zu Roh-, Betriebs- und Hilfsstoffen – direkt oder indirekt selbst in die produzierten Güter einzugehen. Investitionsgüter sind Teil der Produktions- und Dienstleistungsprozesse und werden buchhalterisch dem Anlagevermögen zugerechnet. Aus diesem Grund ist es nicht verwunderlich, dass diese „Vermögenswerte“ nur langsam und zögerlich erneuert werden. Meist bleiben die großen Netzwerk-Upgrades aus und es werden nur vereinzelte Komponenten ersetzt.
Der jährliche „Network Barometer Report“ von Dimension Data stellt fest, dass die Unternehmen weltweit den Upgrade ihrer Netzwerke immer weiter hinauszögern. Der Prozentsatz an alten bzw. veralteten Netzkomponenten hat laut der Umfrage inzwischen den höchsten Stand seit sechs Jahren erreicht. Über die Hälfte (51%) der Netzwerkkomponenten in den befragten Unternehmen ist entweder alt (alt bedeutet laut Dimension Data zwischen 3 bis 5 Jahre alt) oder veraltet (5 Jahre oder älter). Die ältesten Netzkomponenten findet man in Asien, gefolgt vom Mittleren Osten, Afrika, Australien, Europa und Amerika. Fast alle Regionen weisen eine Alterungsrate von über 50 Prozent auf. Die Ausnahme bilden Nord- und Südamerika, die mit 44 Prozent an alten Netzkomponenten einen deutlich niedrigeren Anteil alter Geräte aufweisen. Laut Dimension Data ist dieser Ausrutscher auf die regionalen volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen zurückzuführen.
Die Analyse nach Industriesegmenten ergab, dass die Transportunternehmen die ältesten Netzwerkkomponenten betreiben. Aber auch bei Handelsunternehmen als auch bei Energieversorgern beträgt der Anteil älterer/veralteter Netzkomponenten mehr als 50 Prozent. Dagegen erfolgte im Automobil- und Fertigungsbereich im vergangenen Jahr ein großer Refresh: Dieses vertikale Marktsegment hat gegenüber der letztjährigen Umfrage den größten Schritt bei der Überholung der Netzkomponenten gemacht und kommt jetzt auf den dritten Platz (von 11 befragten Branchen). Im Automobil- und Fertigungsbereich nahm der Einsatz alter/veralteter Technologien von 60 Prozent (im letzten Jahr) auf 41 Prozent in diesem Jahr ab. Die einzigen Branchen die aktuellere Infrastrukturen aufweisen sind die Immobilienindustrie (28 Prozent veraltete Geräte) und der Technologiebereich (37 Prozent veraltete Geräte).
In Bezug auf die Kauf- bzw. Beschaffungstrends zeigt der Dimension-Data-Report, dass die Aktualisierung der Netztechnologien nicht zu den Königsdisziplinen der Unternehmen gehört. In den 2009 und 2011 fiel der Anteil an alten Netzkomponenten in den Unternehmen von 43 Prozent auf 35 Prozent. Seitdem steigt der Anteil an alten/veralteten Netzkomponenten in den Unternehmen konstant an: 45 Prozent im Jahr 2013, 48 Prozent im Jahr 2014 und 51 Prozent im Jahr 2015. Das bedeutet, dass wir entweder auf eine bereits seit langem überfällige Erneuerung großer Teile der Netzinfrastrukturen zusteuern oder wir uns mit veralteten Netzwerkkomponenten als Norm zufrieden geben. Vielleicht mussten, aufgrund des BYOD/BYOEverything Trends in den vergangenen 3 Jahren, die Ausgaben für die Erneuerung der Kommunikationstechnologie in den Unternehmen auch auf die Beschaffung von Sicherheitskomponenten und in die Integration von Cloud-Lösungen umgeleitet werden.
Dimension Data hinterfragte auch, welche Auswirkungen die Überalterung der , Netzwerkkomponenten auf den Betrieb in den Unternehmen hat. Dabei stellte sich heraus, dass die Verzögerung der Investitionen unter Umständen eine kluge Strategie darstellt. Die Analyse von 91.000 Trouble-Tickets ergab, dass ältere Geräte weniger häufig ausfallen als die neuen Geräte. Fällt ein älteres Gerät aus, dann werden die Probleme vom vorhandenen Personal schneller gelöst. Die alten Netzwerkkomponenten weisen in der Praxis die niedrigsten Ausfallraten auf, während die veralteten Geräte mit den niedrigsten Reparaturzeiten glänzten.
Natürlich könnte man die Ergebnisse dieser Studie damit begründen, dass man heute nicht mehr so baut wie früher! Aber dies trifft nicht den Kern des Problems. Die alten Komponenten fielen – als diese noch neu waren – genauso häufig aus, wie die heute neuen Geräte. Laut Dimension Data sind die alten Netzwerkkomponenten bereits durch einen Reifeprozess gegangen und deshalb verringert sich die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls. Außerdem verfügt das Servicepersonal bei diesen Geräten über genügend Erfahrung, um eventuell auftretende Fehler schnell zu beheben.
Trotz der Langlebigkeit der Netzwerkkomponenten ist es erforderlich, dass sich die Unternehmen genau mit ihrem Geräte- und Komponentenbestand auseinander setzen. Hier empfiehlt sich laut Dimension Data folgendes Vorgehen:
- Es sollte eine genaue Bestandsaufnahme der gesamten Netzwerkinfrastruktur erhoben werden.
- Die Funktionen der einzelnen Geräte im Netzverbund muss verstanden werden und welche Auswirkungen die betreffende Komponente auf die Netzwerkverfügbarkeit hat.
- Die IT-Abteilung sollte genau wissen an welchem Punkt des Lebenszyklus sich das betreffende Gerät befindet.
- Eine entsprechende Betriebsunterstützung vor Ort – auch wenn keine Performance-Probleme oder Ausfälle auftreten – ist sicherzustellen. Dies gilt besonders für die späteren Lebenszyklusphasen, wenn der Hersteller die Unterstützung entweder drastisch eingeschränkt oder nicht mehr bereitstellt.
- Auch muss sichergestellt werden, dass das Gerät keine Einschränkungen in anderen Netzbereichen erfordert oder einen Netzwerk-Upgrade in anderen Bereichen des Unternehmens verhindert.
Fazit
Diese Ergebnisse decken sich mit den Erfahrungen in den Unternehmen. Viele Netzkomponenten, aber auch Server und Rechner sind älter als fünf Jahre. Die alten Anlagen und Kommunikationsgeräte müssen mittelfristig abgelöst werden. Es gibt viel zu tun! Packen wir es an!