Interview mit Spacenet zur digitalen Souveränität

Sebastian von Bomhard, Gründer und Vorstand Spacenet AG

Derzeit ist eine der größten Herausforderungen für Unternehmen im Bereich der digitalen Souveränität die Abhängigkeit von internationalen Konzernen, die nicht den Anforderungen des europäischen Datenschutzes entsprechen. Der Cloud-Act und die jüngste Rechtsprechung wie im Fall von Schrems II zeigen, dass viele Unternehmen in Bezug auf die Speicherung ihrer Daten in ausländischen Rechenzentren nicht sicher aufgestellt sind. Sebastian von Bomhard, Gründer und Vorstand Spacenet AG,  erläutert im Interview die Notwendigkeit für deutsche Unternehmen im digitalen Raum „souverän“ zu sein.

 

Was verstehen Sie unter „Digitaler Souveränität“? 

Sebastian von Bomhard: Digitale Souveränität bedeutet, die Kontrolle über digitale Daten und seine IT-Infrastruktur zu behalten. Sie ermöglicht es Unternehmen und Staaten, selbst über die Nutzung, Speicherung und Verarbeitung ihrer Daten zu entscheiden – frei von externem Einfluss.

 

Wie stellt Spacenet „Digitale Souveränität“ sicher?

Sebastian von Bomhard: Durch eine eigene Cloud-Infrastruktur (die „SpaceNet Cloud“), die in Deutschland gehostet wird und den strengen deutschen Datenschutzanforderungen entspricht, ermöglicht Spacenet digitale Souveränität für Unternehmen. Die Daten unserer Kunden werden in Rechenzentren in München gespeichert und entsprechen den höchsten Sicherheits- und Datenschutzstandards wie der ISO 27001-Zertifizierung und der EN 50600-Zertifizierung für Hochsicherheitsrechenzentren.

Ein weiterer wichtiger Wert für uns ist die Datenhoheit. Wir geben keine Kundendaten ohne Zustimmung unserer Kunden weiter. Das entspricht nicht nur der DSGVO, sondern schützt auch vor Risiken, die durch internationale Datenschutzgesetze wie den Cloud-Act entstehen – etwa dem Zugriff durch ausländische Behörden. Unsere Kunden behalten stets die Kontrolle über ihre Daten und haben volle Transparenz über deren Verarbeitung.

 

Welche Merkmale der „Digitalen Souveränität“ haben für Sie / Ihre Kunden die höchste Relevanz?

Sebastian von Bomhard: Eine aktuelle Studie des ZEW Mannheim, die im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) durchgeführt wurde, definiert die wesentlichen Aspekte der digitalen Souveränität als Datenhoheit, Interoperabilität und Modularität. Diese Themen spielen selbstverständlich auch für unsere Kunden eine zentrale Rolle. Darüber hinaus sind die Unabhängigkeit von internationalen Konzernen sowie die langfristige Verfügbarkeit und Resilienz von entscheidender Bedeutung.

  • Datenhoheit, sprich die vollständige Kontrolle darüber, wer auf Unternehmensdaten zugreifen darf, wo sie gespeichert werden und wie sie genutzt werden, und der Schutz von Daten ist für uns und unsere Kunden besonders wichtig.
  • Interoperabilität bedeutet, dass verschiedene Systeme, Plattformen oder Anwendungen unabhängig vom Hersteller oder Technologie nahtlos zusammenarbeiten und Daten austauschen können. Das ermöglicht unseren Kunden, ihre Cloud-Lösungen problemlos in ihre bestehende IT-Infrastruktur zu integrieren, ohne sich auf ein einzelnes System oder einen einzigen Anbieter festzulegen. Spacenet setzt auf Open-Source-Technologien wie KVM und bietet mit modernen SaaS-Lösungen wie Kubernetes eine hohe Flexibilität und Kompatibilität für verschiedenste Anwendungsfälle.
  • Modularität ist ein weiteres zentrales Element, das es unseren Kunden ermöglicht, die Cloud-Ressourcen bedarfsgerecht zu skalieren. Der Aufbau von Modulen stellt sicher, dass Unternehmen nicht nur die Flexibilität haben, ihre Infrastruktur nach Bedarf zu erweitern, sondern auch die Kontrolle über die Kosten und den Ressourcenverbrauch behalten.
  • Unabhängigkeit von internationalen Konzernen: Für unsere Kunden ist es wichtig, digitale Infrastrukturen zu nutzen, die nicht von wenigen globalen Anbietern dominiert werden. Sie suchen nach Alternativen, die nicht nur technisch leistungsfähig, sondern auch politisch und ökonomisch unabhängig sind. SpaceNet setzt auf ein breites Netzwerk von Partnern und bietet so Unternehmen die Möglichkeit, unabhängig von den großen internationalen Cloud-Anbietern zu agieren.
  • Langfristige Verfügbarkeit und Resilienz: Firmen müssen sich darauf verlassen können, dass ihre Systeme auch in Krisenzeiten oder bei technischen Problemen stabil laufen. Deshalb bieten wir mit unserem Netzwerk hochmoderne IT-Lösungen und ein hohes Maß an Ausfallsicherheit und Skalierbarkeit. Unser Ziel ist es, Unternehmen eine stabile und zukunftssichere digitale Grundlage zu bieten.

 

Welche (aktuellen) Herausforderungen sieht Spacenet im Hinblick auf die „Digitale Souveränität“? – Und: Welche Relevanz wird das Thema in den nächsten Jahren – Ihrer Meinung nach – bekommen?

Sebastian von Bomhard: Derzeit ist eine der größten Herausforderungen für Unternehmen im Bereich der digitalen Souveränität die Abhängigkeit von internationalen Konzernen, die nicht den Anforderungen des europäischen Datenschutzes entsprechen. Der Cloud-Act und die jüngste Rechtsprechung wie im Fall von Schrems II zeigen, dass viele Unternehmen in Bezug auf die Speicherung ihrer Daten in ausländischen Rechenzentren nicht sicher aufgestellt sind.

Hier setzen wir mit der Spacenet-Cloud an, indem wir eine 100 % DSGVO-konforme Lösung bieten, die ausschließlich in Deutschland gehostet wird.

Unternehmen sind aktuell mit der Herausforderung konfrontiert, die richtige Balance zwischen Sicherheit und Flexibilität zu finden. Viele wollen auf moderne Cloud-Infrastrukturen zugreifen, haben jedoch Bedenken hinsichtlich der Sicherheitsstandards und des Datenschutzes. Das Thema wird in den kommenden Jahren noch relevanter werden, insbesondere im Hinblick auf die weiterhin zunehmende digitale Transformation und die wachsende Zahl von Cloud-Migrationen.

Digitale Souveränität wird weiter an Bedeutung gewinnen, insbesondere im Hinblick auf die zunehmende Regulierung der digitalen Märkte und den wachsenden Fokus auf den Datenschutz. Denn es wird immer wichtiger, dass Unternehmen nicht nur den technischen, sondern auch den rechtlichen und ethischen Aspekten der digitalen Souveränität Rechnung tragen. Der Trend geht dahin, dass immer mehr Unternehmen auf europäische und lokale Anbieter setzen, um Unabhängigkeit zu wahren und Risiken zu minimieren.

 

Wie hat sich das Thema „Digitale Souveränität“ in den letzten Jahren entwickelt/verändert?

Sebastian von Bomhard: In den letzten Jahren hat das Thema Digitale Souveränität zunehmend an Bedeutung gewonnen. Die aktuelle Studie des ZEW Mannheim zeigt: Digitale Souveränität hat für rund die Hälfte der Unternehmen in der Informationswirtschaft sowie im Verarbeitenden Gewerbe eine hohe bis sehr hohe Bedeutung für den Erfolg des eigenen Unternehmens.

Besonders nach Einführung der DSGVO und der zunehmenden Regulierung von Daten in der EU sehen Unternehmen eine Notwendigkeit, ihre Daten in einem sicheren und rechtlich abgesicherten Umfeld zu speichern. Auch die geopolitischen Entwicklungen und die diverse Datenschutzskandale haben dazu beigetragen, dass digitale Souveränität in den Fokus gerückt ist. Die Cloud-Act-Problematik und der Schrems II-Urteil haben die Unsicherheit über den Umgang mit personenbezogenen Daten verstärkt und die Nachfrage nach lokal betriebenen Cloud-Lösungen, wie wir sie anbieten, deutlich erhöht.

 

Wieso ist es so wichtig, bei der Digitalisierung auf Unabhängigkeit zu setzen? Und wie können Unternehmen die richtigen Weichen stellen?

Sebastian von Bomhard: Unabhängigkeit bei der Wahl der IT-Infrastruktur ist entscheidend, um die Risiken einer zu starken Abhängigkeit von einem Anbieter zu minimieren und Datenhoheit zu wahren. Wenn Unternehmen auf lokale Anbieter setzen, können sie sicherstellen, dass ihre Daten unter den geltenden Datenschutzgesetzen verarbeitet werden und sie nicht von den Bedingungen ausländischer Gesetzgebungen betroffen sind.

Die Wahl eines vertrauenswürdigen, lokalen Anbieters, der Datensicherheit und Datenschutz ernst nimmt und persönlichen Support bietet, ist auf jeden Fall ein entscheidender Teil einer zukunftsfähigen Unternehmensstrategie.  Und es gibt in der Regel immer auch eine alternative Lösung zu großen Anbietern wie Microsoft, Amazon oder Google.

 

Rechtliche Sicherheit: Wie stellt Spacenet sicher, dass ihre Dienste den Anforderungen der DSGVO und anderer relevanter Datenschutzgesetze entsprechen?

Sebastian von Bomhard: Spacenet betreibt seine komplette Infrastruktur in Deutschland in mehreren redundanten Hochsicherheitsrechenzentren (mindestens EN50600 VK3 zertifiziert). Unser Unternehmenssitz und alle Server sind physisch in Deutschland untergebracht, und wir unterliegen damit den sehr strengen Datenschutzgesetzen von Europa. Darüber hinaus bieten wir unseren Kunden detaillierte Verträge zur Auftragsverarbeitung an, die sicherstellen, dass alle Daten im Einklang mit der DSGVO behandelt werden. Unsere Systeme sind nach ISO 27001 zertifiziert und erfüllen damit höchste Sicherheitsstandards.

Durch starke Sicherheitskonzepte und die Möglichkeit, Daten jederzeit einzusehen und zu kontrollieren, bieten wir unseren Kunden nicht nur rechtliche Sicherheit, sondern auch die notwendige Transparenz für ihre eigenen Compliance-Anforderungen.

Zusätzlich setzen wir weitere umfassende Maßnahmen um, wie unser Datenschutz-Managementsystem (DMS), die Unterstützung durch externe Datenschutzbeauftragte sowie interne Audits und Datenschutzkoordinatoren, um die Einhaltung aller Sicherheits- und Datenschutzvorgaben sicherzustellen.

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