Herausforderungen der Cybersicherheit in kleinen und mittleren Unternehmen

Cyberangriffe betreffen heute nicht mehr nur große Konzerne und IT-Dienstleister, sondern auch Produktionsbetriebe, Mittelständler sowie kleine und mittlere Unternehmen. Diese Entwicklung ist besonders bedrohlich, da KMU oft nicht über die notwendigen Ressourcen und das Fachwissen verfügen, um sich effektiv vor Cyberbedrohungen zu schützen. Studien zeigen, dass allein im Jahr 2022 etwa 55 Prozent der deutschen Mittelständler Opfer von Cyberkriminalität wurden. Dies macht deutlich, dass es für KMU dringend notwendig ist, ihre Cybersicherheitsstrategien zu überdenken und anzupassen. Nils Gerhardt, CTO von Utimaco weiß, wie sich KMU mit innovativen Angeboten schützen können – auch wenn sie nicht über Security-Experten in den eigenen Reihen verfügen.

Mit der Einführung von EU-weiten Regularien wie der NIS2-Richtlinie (Netzwerk- und Informationssicherheit) und der DORA-Verordnung (Digital Operational Resilience Act) hat die Dringlichkeit, Cybersicherheitsmaßnahmen zu ergreifen, weiter zugenommen. Diese Verordnungen sehen vor, dass Manager in bestimmten Branchen persönlich für Verstöße gegen die IT-Sicherheit haftbar gemacht werden können. Dies stellt eine erhebliche Verantwortung dar, insbesondere für KMU, die häufig nicht über spezialisierte IT-Abteilungen verfügen.

 

Die Vorteile der Cloud erkennen

Lange Zeit waren viele Unternehmen skeptisch gegenüber der Nutzung von Cloud-Diensten, insbesondere aus Sicherheitsgründen. Sie bevorzugten es, ihre Daten in eigenen Rechenzentren oder auf eigenen Servern zu speichern, da dies als sicherer und kontrollierbarer angesehen wurde. Doch diese Annahme erweist sich zunehmend als trügerisch. Ein kleines oder mittelständisches Unternehmen kann niemals die gleichen Ressourcen zur Cyberabwehr aufbringen wie ein großer Cloud-Provider. Es ist in der Regel nicht in der Lage, eine 24-Stunden-Bereitschaft sicherzustellen, die erforderliche Sicherheits-Patches zeitnah einspielt und Systeme stets aktuell hält.

Für KMU bietet die Cloud daher eine sichere und gleichzeitig flexible Möglichkeit, ihre IT-Infrastruktur zu modernisieren. Es gibt jedoch wichtige Aspekte zu beachten, um sowohl Datensicherheit als auch Datenschutz zu gewährleisten. Große Cloud-Anbieter verfügen zwar über enorme Ressourcen im Bereich der Cybersicherheit, doch handelt es sich oft um amerikanische Unternehmen, die anderen Datenschutzvorgaben unterliegen als ihre europäischen Kunden. Nutzer aus der EU sollten daher sicherstellen, dass ihre Daten ausschließlich in Rechenzentren innerhalb der Union gespeichert werden. Dies kann vertraglich vereinbart werden, und viele Cloud-Anbieter bieten inzwischen auch eine eigene Datenverschlüsselung an. Unternehmen, die sich zusätzlich absichern möchten, können ihre Daten selbst verschlüsseln, bevor sie diese in die Cloud hochladen.

 

Kryptografie zur Datensicherung einsetzen

Die Nutzung von Kryptografie und Datenverschlüsselung ist ein essenzielles Element moderner IT-Sicherheitsstrategien, auch wenn sie auf den ersten Blick komplex erscheinen mag. Insbesondere für KMU kann der Einsatz kryptografischer Technologien eine Herausforderung darstellen, da sie häufig nicht über die notwendige Expertise verfügen. Doch auch hier gibt es inzwischen benutzerfreundliche Lösungen, die als Service angeboten werden und sich leicht in bestehende IT-Infrastrukturen integrieren lassen. Eine Möglichkeit ist die Implementierung einer Datei- und Ordnerverschlüsselung, die unabhängig vom Speicherort funktioniert und vollständig vom Anbieter gemanagt wird.

Für Unternehmen, die bereits eigene kryptografische Dienste betreiben, jedoch kein eigenes Hardware-Sicherheitsmodul (HSM) vor Ort bereitstellen können oder wollen, bietet sich das Modell „HSM-as-a-Service“ an. Dabei wird das HSM in einer hochsicheren Umgebung des Anbieters betrieben, steht jedoch unter der alleinigen Kontrolle des Nutzers. Diese Lösung ermöglicht es KMU, von den Sicherheitsvorteilen eines HSM zu profitieren, ohne selbst Hardware vor Ort zu betreiben.

 

Phishing und Social-Engineering vorbeugen

Phishing, also das Abgreifen von Zugangsdaten durch gefälschte digitale Inhalte, stellt einen der häufigsten Angriffsvektoren dar. Die Methoden der Angreifer werden dabei immer ausgefeilter und sind oft nur schwer zu erkennen. Besonders gefährlich wird es, wenn Phishing mit Social Engineering kombiniert wird. Dabei werden gezielt einzelne Personen ins Visier genommen, um sie unter Druck zu setzen und zu gefährlichen Aktionen zu verleiten. Angreifer recherchieren im Vorfeld detaillierte Informationen über das Unternehmen und das potenzielle Opfer, um möglichst glaubwürdige Szenarien zu schaffen.

Zur Abwehr solcher Angriffe sollten Unternehmen nicht nur auf die Schulung und Sensibilisierung ihrer Mitarbeiter setzen, sondern auch technische Lösungen implementieren, die im Ernstfall greifen. Eine konsequente Nutzung von Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) ist hier von zentraler Bedeutung. Selbst wenn Zugangsdaten durch Phishing erbeutet werden, sind diese ohne den zusätzlichen Authentifizierungsfaktor, meist das Mobiltelefon des Mitarbeiters, für den Angreifer wertlos.

Zusätzlich können Unternehmen gefälschten digitalen Inhalten vorbeugen, indem sie ihre Dokumente oder E-Mails elektronisch signieren. Elektronische Signaturen stellen sicher, dass die Dokumente authentisch und unverändert sind und tatsächlich vom angegebenen Absender stammen. Diese Technologie lässt sich relativ einfach in bestehende Prozesse integrieren und erhöht die Sicherheit, ohne die Komplexität der IT-Infrastruktur wesentlich zu steigern.

 

Identitätsmanagement und Zertifizierung schaffen Vertrauen

Die Überwachung und Verwaltung von Geräten im Unternehmensnetzwerk ist heute eine der wichtigsten Aufgaben im Bereich der IT-Sicherheit. Während traditionelles Identity and Access-Management (IAM) auf Accounts und rollenbasierte Zugriffmodelle setzt, stellen sich beim Thema Internet of Things (IoT) ganz neue Herausforderungen. Hinter einem vernetzten Gerät steht in der Regel kein Mensch mit einem persönlichen Account, der sich bei Bedarf mit Multi-Faktor-Authentifizierung verifizieren kann. Dennoch ist es von immenser Bedeutung, den Zugriff von IoT-Geräten auf das Unternehmensnetzwerk zu reglementieren und abzusichern.

Eine zentrale Rolle spielt dabei die eindeutige und fälschungssichere Identität von IoT-Geräten. Diese kann durch den Einsatz kryptografischer Methoden gewährleistet werden, beispielsweise indem ein sicherer Schlüssel als Erkennungsmerkmal in die Geräte eingebracht wird. Solche komplexen Techniken sind inzwischen ebenfalls als Service verfügbar, was es auch KMU ermöglicht, diese in ihre Sicherheitsstrategien zu integrieren, ohne umfangreiche eigene Ressourcen aufbauen zu müssen.

Die Implementierung von Public-Key-Infrastrukturen (PKI) zur Verwaltung von Zertifikaten für IoT-Geräte bietet eine weitere Möglichkeit, die Identität von Geräten sicherzustellen. Durch den Einsatz von Zertifikaten wird gewährleistet, dass nur autorisierte Geräte auf das Netzwerk zugreifen können. Dies sorgt dafür, dass auch in komplexen IoT-Umgebungen ein hohes Maß an Sicherheit erreicht wird.

Fazit

Die fortschreitende Digitalisierung und die zunehmende Vernetzung stellen KMU vor große Herausforderungen im Bereich der IT-Sicherheit. Cyberangriffe sind keine hypothetische Bedrohung mehr, sondern Realität, die jedes Unternehmen treffen kann. Umso wichtiger ist es, dass KMU ihre Sicherheitsstrategien an die aktuellen Gegebenheiten anpassen und dabei auf innovative Ansätze setzen. Cloud-Computing, Kryptografie, Multi-Faktor-Authentifizierung und ein effektives Identitätsmanagement sind zentrale Bausteine, die Unternehmen dabei helfen, ihre Daten, Systeme und Netzwerke effektiv zu schützen.

Nils Gerhardt, CTO von Utimaco

Die Implementierung solcher Sicherheitsmaßnahmen erfordert jedoch nicht nur technisches Know-how, sondern auch ein Verständnis für die spezifischen Bedrohungen, denen KMU ausgesetzt sind. Hier können spezialisierte Anbieter und As-a-Service-Lösungen wertvolle Unterstützung bieten. Durch die Zusammenarbeit mit erfahrenen Partnern können KMU sicherstellen, dass sie auch mit begrenzten Ressourcen ein hohes Sicherheitsniveau erreichen und ihre Geschäftsprozesse effektiv absichern.

Letztlich geht es darum, eine Sicherheitskultur im Unternehmen zu etablieren, in der sowohl technische Lösungen als auch das Bewusstsein der Mitarbeiter für Cybergefahren eine zentrale Rolle spielen. Nur so können KMU den Herausforderungen der digitalen Zukunft erfolgreich begegnen und ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig sichern.

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