Phishing-Kits werden raffinierter und nutzen multiple Kanäle

Dr. Martin J. Krämer, Security Awareness Advocate bei KnowBe4

Die stetige Weiterentwicklung von Phishing-Kits, die allgemein unter dem Alias „Scama“ bekannt ist, offenbart eine besorgniserregende Dynamik, bei der selbst Anfänger die Möglichkeit haben, sich zu hochqualifizierten Betrügern zu entwickeln. Diese faszinierende Entwicklung zeigt sich nicht nur in den zunehmend ausgefeilten Funktionen dieser Kits, sondern auch in ihrer geschickten Vermarktung innerhalb des Dark-Webs. Es wird deutlich, dass die technologische Raffinesse dieser betrügerischen Instrumente nicht nur ihre Funktionsvielfalt betrifft, sondern auch, wie geschickt sie in den Schatten des Dark-Webs beworben und verbreitet werden.

Gemäß den Erkenntnissen von Vade Secure tauchen vermehrt fortschrittliche Phishing-Kits auf und zeichnen sich durch beeindruckende Funktionen aus. Hierzu gehören vorgefertigte E-Mail-Vorlagen, responsives Webdesign, Anti-Bot-Schutz und Prüfmechanismen für Opferkontaktinformationen. Besonders bedenklich ist die Integration einer SMS-Spamming-Funktion, mit der Betrüger in einem einzigen Schritt eine große Anzahl von SMS-Nachrichten versenden können, um ihre Phishing-Kampagnen in großem Umfang zu initiieren. Diese Entwicklung verdeutlicht nicht nur die technologische Raffinesse der Kits, sondern auch die zunehmende Professionalisierung von Cyberkriminellen in ihren betrügerischen Machenschaften. Der Schutz vor solchen Angriffen erfordert daher nicht nur technologische Abwehrmechanismen, sondern auch ein gesteigertes Bewusstsein und Sicherheitswissen bei den potenziellen Opfern.

Die aktuelle Bedrohungslage verdeutlicht, dass jeder mit Zugang zu Zahlungsmethoden zum Cyberkriminellen werden kann. Angesichts der sowohl wachsenden Anzahl als auch der Raffinesse von Phishing-Kits bleibt der Anwender die entscheidende Verteidigungslinie. Es ist essenziell, sich bewusst zu machen, dass die Bedrohung oft mit scheinbar harmlosen Nachrichten beginnt. Daher ist eine proaktive Herangehensweise, insbesondere in Bezug auf Sicherheitskenntnisse und Bewusstsein, unerlässlich, um sich wirksam gegen diese fortgeschrittenen Bedrohungen zu schützen. Ein bewusster Umgang mit persönlichen Daten und die Fähigkeit, verdächtige Nachrichten zu identifizieren, spielen eine zentrale Rolle in der Abwehr von Cyberkriminalität in einer digitalisierten Welt.

Unternehmen sollten sich bewusst machen, dass Sicherheitsbedrohungen von verschiedenen Kanälen ausgehen können und eben nicht nur von E-Mails. Eine Möglichkeit sich vor den sich ständig weiterentwickelnden Scama zu schützen, sind regelmäßig stattfindende  Security-Awareness-Trainings. Diese Schulungen vermitteln nicht nur aktuelle Tipps und Tricks der Angreifer und wie man diese durchschaut, sondern führen bei entsprechenden Inhalten und bei der kontinuierlichen Wissensvermittlung zu einer Verhaltensänderung. Im besten Fall steht am Ende dieses Prozesses eine Sicherheitskultur, die resilient und gefestigt auf die Bedrohungslage reagiert. Mitarbeiter sind das A und O dieser  Sicherheitskultur und sollten entsprechend wertgeschätzt werden, mit ihnen steht und fällt jedes Sicherheitskonzept.

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