Die Cloud hat sie sich für Unternehmen bewährt – besonders in den letzten beiden Jahren. Sie erleichtert hybride Arbeitsmodelle inklusive Homeoffice, agile Business-Prozesse und externes digitales Engagement. Multi-Cloud-Ansätze sind mittlerweile bei einer Mehrheit von Unternehmen jeder Größe Standard – das zeigt beispielsweise die aktuelle Umfrage „State of Cloud Strategy“ von Hashicorp. Hier gaben von den rund 3.000 weltweit befragten IT-Experten 76 Prozent an, dass ihr Unternehmen bereits eine Multi-Cloud-Strategie verfolgt – bis 2023 wird ein Anstieg auf 86 Prozent prognostiziert. Hauptreiber hierfür ist die digitale Transformation, wie 34 Prozent der Befragten angaben. Doch nicht jede Multi-Cloud-Strategie führt automatisch zum Erfolg. Was gilt es zu beachten, damit Multi-Cloud auch wirklich etwas bringt? Ein 7-Punkte-Katalog:
Der Cloud-Reifegrad – Wo stehen wir und wo wollen wir hin?
Der Weg zum Multi-Cloud-Erfolg hängt insbesondere von zwei Faktoren ab. Zum einen spielt das Ziel eine entscheidende Rolle, zum anderen ist wichtig, wo ein Unternehmen aktuell mit seinem Cloud-Projekt steht. Folgende Abbildung zeigt die vier möglichen Reifegrade der Cloud. Ordnen sich Unternehmen hier richtig ein, fällt es ihnen leichter, ihr Unternehmen richtig einzuschätzen und den passenden Multi-Cloud-Ansatz einzuschlagen.
Multi-Cloud – kein Wundermittel aber viele Vorteile
Die neue Normalität unserer Arbeitswelt ist stärker geprägt von Homeoffice als je zuvor. Auch nach der Pandemie wird dies ein fester Bestandteil des Arbeitslebens bleiben. Deshalb rücken Agilität, Flexibilität und die Unabhängigkeit von Cloud-Anbietern für Unternehmen immer mehr in den Vordergrund – all das sind Anforderungen, auf die eine Multi-Cloud-Strategie einzahlt. Sie ermöglicht eine flexible und schnell skalierbare Infrastruktur und verhindert die Abhängigkeit von einem oder wenigen Anbietern von Cloud-Lösungen. Außerdem können mit Multi-Cloud-Ansätzen auch die geltenden Compliance-Anforderungen in der Regel besser erfüllt werden. Doch die Pandemie wirkt sich noch weiter aus: Laut Gartner sind im Jahr 2020 die IT-Ausgaben aufgrund knapper werdender Budgets um rund 7,3 Prozent zurückgegangen. Damit die – teilweise erhöhten – Anforderungen an die IT trotzdem erfüllt werden können, ist die Nutzung von preisgünstigen Cloud-Lösungen verschiedener Anbieter ein Mittel der Wahl. Des Weiteren spielt die Ausfallsicherheit eine große Rolle, die durch einen Multi-Cloud-Ansatz erhöht wird. Denn wer in Bezug auf Cloud-Angebote flexibel agiert, vermeidet einen Single-Point of Failure.
Fachwissen und Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel nimmt in vielen Unternehmen angesichts der zunehmenden Cloud-Transformationen und des verstärkten Aufkommens von Cloud-native Ansätzen zu. Dieses Problem unterstreicht auch die IDG-Studie „Cloud Native 2020“, in welcher fehlendes Know-how und Fachkräftemangel mit je 26,5 Prozent Platz zwei und drei der Top-10-Hürden und Bedenken beim Cloud-Einsatz belegen. Insbesondere fehlt es an der Erfahrung in den Bereichen Cloud-Migration und -Entwicklung, was negative Folgen mit sich bringen kann. Gartner geht davon aus, dass bis 2022 ungenügende Cloud IaaS-Kenntnisse die Hälfte aller Enterprise IT-Abteilungen mit ihrer Cloud-Migration um mindestens zwei Jahre zurückwerfen kann. Um diese Herausforderung zu meistern, ist es unverzichtbar, entweder das eigene Personal zu schulen oder mit Partnern zusammenzuarbeiten, die zu ihrer Bereitstellungskultur passen und ihre eigenen Experten sinnvoll ergänzen.
Sicherheit
Sensible und schützenswerte Daten stehen bei Unternehmen an der Tagesordnung. Bereits bei der Nutzung einer einzelnen Cloud-Lösung gilt es, die Sicherheit der Daten in der Cloud und der damit verbundenen Infrastruktur und Prozesse zu gewährleisten. All das sind Anforderungen, die sich bei einem Multi-Cloud-Ansatz aufgrund der zunehmenden Komplexität und Angriffsfläche verstärken. Um diese Herausforderung zu meistern, ist die Integration von Security-Lösungen in Multi-Cloud-Lösungen unabdingbar – aber nicht für jedes Unternehmen einfach und schnell umsetzbar.
Kostenkontrolle
Kommt es in Zusammenhang mit Multi-Cloud zu dem Thema Kosten, fallen Unternehmen oft aus allen Wolken. Viele geben deutlich mehr aus, als anfangs erwartet. Das liegt u.a. an dem mangelnden Bewusstsein dafür, dass ihre Daten insgesamt zunehmen und die Anzahl der in Anspruch genommenen Cloud-Services steigt. Zudem entwickelt sich alles schneller als früher. Vielen Unternehmen fehlt der Überblick über ihre Cloud-Landschaften. Die Cloud-native Ära zwingt sie dazu, Kosten für die Cloud anders zu betrachten als sie es früher getan haben. Sie sollten nicht mehr als fixer Posten im Beschaffungsprozess gesehen werden, sondern als Posten, der sich entsprechend der Geschäftserfolge kontinuierlich anpasst. Neue Technologien und Services für Entwickler machen dies möglich: So kann jede Komponente der Cloud-Architektur mit einem Kostenlabel versehen werden.
Hoher Management-Aufwand
Hinter all den positiven Facetten einer Multi-Cloud-Strategie verbirgt sich häufig ein hoher Verwaltungsaufwand: Aufwändige Governance für die Erstellung von Servicekatalogen, Multi-Vertragsmanagement und die Verwaltung des Multi-Cloud-Bestandes erfordern Zeit und Erfahrung, an denen es Unternehmen oft fehlt. Außerdem müssen folgende Fragen geklärt werden: Mit welchen Tools lassen sich unterschiedliche Cloud-Plattformen mit einer einheitlichen Oberfläche verwalten? Wer ist dafür zuständig? Wie können vorhandene Wissenslücken geschlossen werden? Sind mehrere Mitarbeiter beteiligt, sollte berücksichtigt werden, dass die Schulung der Mitarbeiter Zeit in Anspruch nimmt. Alles in allem kann es daher ratsam sein, sich externe Unterstützung und Erfahrung zu Nutze zu machen, um den Mitarbeitern der IT die Möglichkeit zu geben, weiterhin andere wichtige Aufgaben voranzutreiben und nicht in der komplexen Multi-Cloud-Verwaltung zu versinken.
Aus Fehlern lernen – die Fail-Fast-Mentalität
All diese Herausforderungen können an manchen Stellen zu Fehlern und Stolpersteinen führen. Deshalb ist es wichtig, eine Fehlerkultur im Unternehmen zu verankern, die es überhaupt erlaubt, Fehler zu machen: die sogenannte Fail-Fast-Mentalität. Denn Fehler sind zum Lernen da: Kaum ein Kind lernt Laufen ohne blaue Flecken. Bei Multi-Cloud-Ansätzen und digitaler Transformation ist es ähnlich. Dabei ist es die Kunst, aus Fehlern die richtigen Schlüsse zu ziehen und nicht gleich das ganze Projekt zum Scheitern zu verurteilen. Wird dieser Ansatz gut und fest in Unternehmen verankert, kann er sie in ihrem Vorhaben deutlich weiterbringen.
Fazit
Wollen Unternehmen in der heutigen Zeit erfolgreich bleiben, profitieren sie trotz einiger Herausforderungen und Hürden von einem Multi-Cloud-Ansatz – wenn dieser richtig aufgesetzt wird. Denn wenn wir eines in den letzten eineinhalb Jahren Pandemie gelernt haben, dann, dass Flexibilität, Produktivität, Zusammenarbeit, Remote Working und Kostenkontrolle wichtiger sind denn je – Multi-Cloud kann in vielen Fällen trotz aller Umstände dazu beitragen, diese Faktoren positiv zu beeinflussen, den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten und das Fortbestehen zu sichern. Fehlen Unternehmen die nötigen Erfahrungen damit oder entsprechende Ressourcen, ist es ratsam, auf externe Expertise zurückzugreifen.
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