Das Unternehmen Bilfinger setzt auf Kurzzeit-Baustellen, etwa bei einer Kraftwerkswartung, 4G-WAN-Lösungen von Cradlepoint ein – denn auch auf Baustellen braucht es breitbandiges Internet. Konstrukteure und Projektleiter greifen über LTE direkt vom Baucontainer auf Konstruktionsdateien zu, erfassen Projektstände im ERP-System oder telefonieren über die interne Telefonanlage.
Kaum ein Unternehmen kommt heutzutage ohne Internet aus. Always-on in Breitbandqualität gehört zum Standard. Selbst auf einer Baustelle ist das der Fall, denn die Konstrukteure brauchen Zugriff auf Konstruktionspläne – die ändern sich auch in der Bauphase ständig und werden über ein zentrales Tool gepflegt. Projektleiter erfassen den Baufortschritt im ERP-System. Ein Großteil der Kommunikation läuft über E-Mail. Und telefoniert wird natürlich auch. Also echter Büroalltag – nur dass ein Baucontainer nicht mit einer festen Büroinfrastruktur vergleichbar ist. „Die Bedingungen auf einer Baustelle sind erschwert. Typischerweise stehen unsere Baucontainer auf einem Freigelände, das nicht über Kabel erreichbar ist, zum Beispiel auf einem Parkplatz. Und wer legt schon Glasfaser auf einen Parkplatz?“, erläutert Harald Klause, Regional IT Business Partner bei Bilfinger Global IT. Bilfinger Global IT ist der interne IT-Dienstleister der Bilfinger SE. Bilfinger baut und wartet Kraftwerke und Produktionsanlagen, zum Beispiel Chemie- und Zementanlagen, vorrangig in Europa, Nordamerika und im Nahen Osten. Darüber hinaus ist Bilfinger beratend in puncto Prozessoptimierung tätig. Das Unternehmen beschäftigt rund 37.000 Mitarbeiter.
Der Faktor Zeit macht Kabel unrentabel
Die Qualität der Anbindung ans Internet ist ein grundsätzliches Problem bei Bauprojekten, die Länge des Bauvorhabens ein entscheidender Faktor. Harald Klause: „Ein Neubau dauert zwischen drei und fünf Jahre. Da setzen wir in puncto Internet auf klassische Leitungen oder wir nutzen die bestehende Infrastruktur des Kunden. Aber bei einer Wartung ist die Laufzeit der Baustelle viel kürzer, zwischen drei Monaten und einem Jahr.“ Hinzu kommt der zeitliche Druck, der bei der Planung von Bauprojekten vorherrscht: „Die Vorlaufzeit bei der IT-Planung ist meist sehr kurz, weil zwischen dem Zeitpunkt der Auftragsvergabe und dem Start der Baustelle wenig Zeit vergeht“, so Harald Klause. Eine solche Baustelle via Kabel ans Internet anzuschließen lohnt sich mit Blick auf Aufwand und Kosten kaum. „Somit kommen wir sehr schnell zu UMTS oder LTE, um den Geschäftsbetrieb am Laufen zu halten“, meint Harald Klause.
So wie im Herbst 2015 bei einem Wartungsprojekt. Nahe Frankfurt/Main musste eine Kesselertüchtigung bei einem Kraftwerk vorgenommen werden. Das bedeutet, das Herzstück des Kraftwerks – der Kessel – wird repariert. Ein Teil der Anlage steht – und das kostet den Betreiber bares Geld. „Im Falle eines solchen Stillstandes haben wir ganz scharfe Laufzeiten, im konkreten Fall in Frankfurt waren es 30 Tage. Daran darf nichts gerüttelt werden, weil hohe Ausfallkosten und viele weitere externe Dienstleister an dem Termin hängen“, fasst Harald Klause zusammen.
Eine Schwierigkeit: Enorme Datenmengen
Harald Klauses größte Herausforderung waren die enormen Datenmengen, die die Mitarbeiter auf der Baustelle hin und her senden. Neben Konstruktionsdateien und datenbankbasierten Unternehmensanwendungen greifen auf den Rechnern der Mitarbeiter auch zentrale Governance-Regeln für Updates. Der Bedarf an Datenvolumen ist entsprechend hoch. „Wir setzen 50 GB-SIM-Karten ein – das ist das aktuelle Maximalvolumen, das die Carrier anbieten – denn echte Flatrates gibt es zur Zeit nicht. Aber selbst mit 50 GB laufen wir auf so einer Baustelle wie in Frankfurt schon nach 15 bis 18 Tagen gegen die Datengrenze. In einem Monat benötigen wir zwischen 100 und 120 GB“, fasst Klause zusammen.
Bis dato standen in den Baucontainern immer zwei Router mit jeweils einer SIM-Karte. Sobald das maximale Datenvolumen einer SIM-Karte erreicht war, tauschten die Mitarbeiter vor Ort die Router aus. „Das bedeutete neben mindestens einem Netzausfall pro Monat natürlich zusätzliche Arbeit für uns alle“, erinnert sich Klause. Mit dem Carrier Vodafone diskutierten Harald Klause und sein Team, was man tun könnte, um dieses aufwendige Prozedere zu umgehen. „Vodafone brachte Cradlepoint ins Spiel und es ergab sich ein guter und produktiver Kontakt zu Cradlepoint Deutschland“, erinnert sich Klause.
SIM-Karten-Failover und Kanalbündelung in einem Gerät
Mit den 4G-WAN-Lösungen von Cradlepoint ist der Wechsel von einer SIM-Karte zur anderen möglich, ohne dass mit Geräten herumhantiert werden muss und ohne dass ein Netzausfall entsteht – ein so genannter SIM-Karten-Failover. „Es war eigentlich schnell klar, dass wir bei Bilfinger ein Gerät mit mehreren Modems einsetzen müssen, um bei Ablauf des Datenvolumens auf einer SIM-Karte auf die zweite SIM-Karte wechseln zu können“, erinnert sich Sascha Kremer, Director Carrier Development bei Cradlepoint. Auf der Baustelle nahe Frankfurt kam erstmalig der Cradlepoint-Router AER2100 zum Einsatz. Und das funktionierte reibungslos: „Mit dem Cradlepoint-Gerät ist es zu keinerlei Ausfällen gekommen, die durch Bandbreitenbegrenzung ausgelöst wurden“, freut sich Harald Klause.
Der eingesetzte AER2100 wartet für jedes der beiden Modems mit zwei SIM-Karten-Steckplätzen auf. Somit kann Bilfinger insgesamt vier SIM-Karten nutzen. „Eigentlich dienen diese Zusatz-Slots als doppelte Rückfalllösung: Wenn das mobile Netz eines Carriers ausfällt oder brüchig ist, kann auf ein anderes Netz gewechselt werden“, erklärt Sascha Kremer. Bilfinger nutzt diese Möglichkeit allerdings für einen anderen Zweck: „Bei Bedarf können wir über die Management-Software NetCloud Manager von Cradlepoint zweimal Bandbreite bündeln. Das haben wir ein paar Mal genutzt und es hat gut funktioniert.“
Die Überwachungs- und Statistikmöglichkeiten des NetCloud Manager schätzt Harald Klause übrigens sehr: „Die Software haben wir häufig genutzt. Zum einen um beispielsweise zu sehen, wieviel Datenvolumen schon verbraucht wurde. Sie war aber zum anderen auch bei einem Stromausfall am Wochenende eine große Hilfe. Auf einer Baustelle passiert es schon mal, dass die Sicherung ausfällt“, erinnert sich Klause.
Auch das noch: VoIP im Baucontainer
Eine zweite Herausforderung, die die Bilfinger IT meistern musste, war das Thema Telefonie. „Wir wollten den Mitarbeitern auch in puncto Sprache die gewohnte Arbeitsumgebung bieten. Sowohl externe als auch interne Telefonate sollten im Baucontainer möglich sein“, erklärt Harald Klause. Also bauten die IT-Mitarbeiter ein VPN auf und stellten den Baustellenmitarbeitern Telefone der gewohnten Telefonanlage zur Verfügung. Die Daten liefen über den AER2100 von Cradlepoint. „Uns war natürlich klar, dass das nicht immer störungsfrei funktionieren würde, besonders wenn große Datenmengen hin und her geschickt werden und Mitarbeiter gleichzeitig telefonieren. Aber generell klappt es gut“, resümiert Klause.
Positiv überrascht war Harald Klause von der Empfangsqualität des Cradlepoint-Routers: „Obwohl das Gerät im Container stand, war der Empfang immer gut. Die Standardantennen am Gerät reichten vollkommen aus.“
4G-WAN ist zum Standard geworden
Die Baustelle in Frankfurt ist längst abgeschlossen. Der Cradlepoint AER2100 verrichtet bei Bilfinger aber nach wie vor seinen Dienst. Die 4G-WAN-Lösung ist zum Standard auf Kurzzeitbaustellen des Unternehmens geworden. „Diese Lösung ist einfach und schnell aufzubauen – theoretisch könnte es auch ein Nicht-ITler machen – und zudem ist sie auch noch kostengünstig“, konstatiert Harald Klause. Dabei schöpfen sie das Potential der Lösung noch nicht voll aus. Eine Funktion, die dem IT-Verantwortlichen besonders gefällt: Mit dem AER2100 könnte er auf ein VPN-Gateway verzichten. „Wir hätten damit ein Gerät weniger und würden die Komplexität reduzieren. Das finde ich eine sehr gute Sache. Wir haben das ausprobiert und es funktioniert sehr gut. Vermutlich werden wir diese Funktion demnächst nutzen.“
Aktuell sind Harald Klause und Sascha Kremer im Gespräch mit der Infrastruktur-Abteilung von Bilfinger. „Wir loten Möglichkeiten aus, wo auch im Bereich des klassischen Unternehmensnetzwerks 4G-WAN-Lösungen von Cradlepoint sinnvoll eingesetzt werden können“, schließt Sascha Kremer.
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