Studie – Stellenwert von Social-Media unter Journalisten wächst rasant

social-media-1453843_1920Journalisten halten Social Media heute für wesentlich wertvoller als noch vor einigen Jahren. Den höchsten Stellenwert insgesamt nimmt Facebook ein. Doch wozu nutzen die Medienmacher die sozialen Netzwerke? Und welche Ziele verfolgen die Redaktionen mit ihren Aktivitäten im Social Web? Auf diese Fragen haben uns mehr als 1.700 Journalisten geantwortet. 

 

Social Media große Bedeutung für redaktionelle Arbeit

Für mehr als die Hälfte der deutschen Journalisten spielen die sozialen Medien eine große beziehungsweise sehr große Rolle bei ihrer Arbeit (54 Prozent). Das ergab unser aktuelle Umfrage „Brennpunkt Journalismus“. Der Stellenwert von Social Media ist in den letzten sechs Jahren um knapp 19 Prozentpunkte gestiegen. So gaben bei einer in 2011 durchgeführten Journalistenumfrage von news aktuell nur 35,2 Prozent der befragten Teilnehmer an, dass die sozialen Netzwerke für ihre Arbeit relevant beziehungsweise sehr relevant seien.

 

 

Kaum verwunderlich: Die älteren Redakteure schreiben den sozialen Medien eine wesentlich niedrigere Bedeutung zu als die jüngeren. So fanden nur acht Prozent der über 55-Jährigen, dass Social Media eine sehr hohe Relevanz habe, bei den unter 35-Jährigen waren es fast dreimal so viele (23 Prozent). Bei allem Bedeutungszuwachs darf allerdings nicht außer Acht gelassen werden, dass für immerhin noch knapp die Hälfte aller deutschen Journalisten Social Media nur eine geringe beziehungsweise überhaupt keine Relevanz für ihre Arbeit hat (45 Prozent).

 

Facebook, Twitter und YouTube wichtigste Plattformen

Mit Abstand am häufigsten nutzen Journalisten in Deutschland Facebook für ihre Arbeit (68 Prozent). Den zweiten Platz schafft der Kurznachrichtendienst Twitter (51 Prozent), gefolgt von der Video-Plattform YouTube (45 Prozent). Grundsätzlich nehmen die Social-Media-Aktivitäten mit dem Alter der befragten Journalisten ab – und zwar plattformübergreifend. Deutlich gegen diesen Trend gewinnt allein LinkedIn. Während nur jeder Zehnte unter 35-Jährige das internationale Karrierenetzwerk regelmäßig für die Arbeit nutzt, tut es bei den über 55-Jährigen knapp jeder Fünfte (19 Prozent).

Stark an Bedeutung verloren hat das deutsche Karrierenetzwerk Xing. Stand es in der Journalistenumfrage von 2011 mit 42 Prozentpunkten noch auf dem dritten Platz der meistgenutzten sozialen Medien, kommt es aktuell nur noch auf magere 26 Prozentpunkte. Auch der Hype um SnapChat scheint bei den Journalisten nicht angekommen zu sein. Der Instant-Messaging-Dienst landet auf dem letzten Platz. Nur jeder Fünfzigste setzt Snapchat regelmäßig für journalistische Zwecke ein (zwei Prozent). Bemerkenswert: Selbst bei den jüngeren Journalisten floppt die Chat-App. Nur magere drei Prozent der unter 35-Jährigen snappen für den Job.

 

Facebook Gewinner, LinkedIn und Xing Verlierer

Welche sozialen Netzwerke haben im letzten Jahr für Medienmacher an Bedeutung gewonnen, welche verloren? Auf dem Siegertreppchen steht Facebook. Ganze 42 Prozent der deutschen Journalisten meinen, dass das Netzwerk in den letzten zwölf Monaten für ihre Arbeit wichtiger geworden sei. Twitter hat für 35 Prozent der Befragten an Bedeutung gewonnen, YouTube für 28 Prozent und Instagram für 21 Prozent.

Die Karrierenetzwerke Xing und LinkedIn sind die größten Verlierer unter den sozialen Netzwerken. 15 Prozent der Journalisten geben an, dass Xing im letzten Jahr unwichtiger geworden sei. Sie sind damit in der Mehrheit, denn einen Bedeutungszuwachs bescheinigen diesem sozialen Netzwerk nur elf Prozent. Ähnlich verhält es sich mit LinkedIn: Magere neun Prozent bewerten das Netzwerk positiv (wichtiger geworden), eine negative Bewertung geben jedoch zwölf Prozent ab (unwichtiger geworden).

 

Objekte der Begierde im Social Web: andere Journalisten

Die meisten deutschen Journalisten verfolgen in den sozialen Netzwerken, was andere Journalisten von sich geben. Fast jeder zweite Befragte gibt an, dass er die Kollegen regelmäßig im Social Web beobachtet (49 Prozent). Fast genauso viele Journalisten verfolgen die Feeds oder Timelines von Politikern (48 Prozent). Auf dem dritten Platz der begehrtesten Beobachtungsobjekte befinden sich die Kreativen. Jeder dritte Umfrageteilnehmer folgt Künstlern, Schauspielern oder Musikern im Social Web (33 Prozent).

Jeder vierte Journalist in Deutschland interessiert sich allerdings überhaupt nicht, was seinesgleichen beziehungsweise Politiker, Künstler oder andere Persönlichkeiten im Social Web von sich geben (26 Prozent). Auch ernüchternd: Nur 17 Prozent der Journalisten verfolgen regelmäßig, was Unternehmenssprecher in den sozialen Medien veröffentlichen. Nur Topmanager sind mit 16 Prozent noch weniger gefragt.

 

Recherchieren, Publizieren, Beobachten: Häufigste Nutzung von Social Media

Journalisten nutzen die sozialen Netzwerke für verschiedene Zwecke. Am häufigsten dient ihnen das Social Web zur Recherche (55 Prozent). Jeder zweite Befragte gibt an, die neuen Medien zu nutzen, um Beiträge zu veröffentlichen beziehungsweise anzuteasern (50 Prozent). Genauso oft kommt Social Media zum Einsatz, wenn es um das Beobachten anderer Medien, Ereignisse oder Personen geht (50 Prozent).

Kontakte knüpfen und Netzwerken: 43 Prozent der Journalisten setzen dafür Facebook, Twitter und Co ein. Weniger eingesetzt wird Social Media hingegen für den Dialog mit diversen Zielgruppen. Zu diesem Zweck nutzt nur jeder dritte Befragte die sozialen Netzwerke (32 Prozent). Interessant: Je höher die Position innerhalb der Redaktion, desto kommunikativer die Befragten. So geben 44 Prozent der Chefredakteure an, dass sie Social Media für den Austausch mit ihren Zielgruppen nutzen. Bei den Ressortleitern oder CvDs sind es 36 Prozent, bei den einfachen Redakteuren nur 29 Prozent.

 

Leserbindung wichtigstes Social-Media-Ziel

Journalisten wollen mit Hilfe von Social Media vor allem eins: ihre Leser an sich binden. Weit über die Hälfte der Umfrageteilnehmer nennt die Nutzerbindung das vorrangige Ziel ihrer Social-Media-Aktivitäten (62 Prozent). An zweiter Stelle steht die Generierung von Traffic: Fast die Hälfte der Journalisten möchte mit Hilfe von Social Media mehr Traffic auf die eigene Webseite lotsen (49 Prozent). Für die unter 35-Jährigen ist das sogar das wichtigste Ziel überhaupt (63 Prozent). Die älteren Redakteure (über 55 Jahre) hingegen gewichten den Traffic anders: Nur jeder Dritte (35 Prozent) bewertet die Klicks, die ihnen das Social Web bringt, als vorrangiges Ziel.

Auf dem dritten Platz landet der Faktor Bekanntheit. 40 Prozent der Befragten geben an, dass sie mit Hilfe der sozialen Netzwerke die eigene Marke in der Öffentlichkeit präsenter machen wollen. Vor drei Jahren war das noch anders: In einer Umfrage, die news aktuell in 2014 durchgeführt hat, gaben nur 29 Prozent der Journalisten an, dass sie mit Social Media die Bekanntheit des Mediums erhöhen wollen.

Im Vergleich zu 2014 hat in der aktuellen Umfrage der Faktor Image deutlich an Relevanz verloren. Nur noch 26 Prozent der Journalisten sagen, dass sie Social Media zur Imagepflege einsetzen. Vor drei Jahren waren es noch 40 Prozent. Ebenso an Bedeutung verloren haben die Faktoren PR- und Marketing sowie Neugeschäft. Während in 2011 noch 14 Prozent der Befragten es als wichtiges Ziel erachtet haben, mit Social Media ihr PR und Marketing zu verbessern, sehen das aktuell nur noch verschwindende sechs Prozent der Journalisten so. Auch das Neugeschäft ist kein nennenswertes Ziel mehr: Nur noch drei Prozent der Umfrageteilnehmer messen diesem Aspekt eine Bedeutung zu, in 2014 waren es noch zehn Prozent.

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Dieser Beitrag erschien ursprünglich im Berichtsband „Brennpunkt Journalismus: Was Journalisten in Deutschland heute bewegt“.

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