WLAN im Kühlschrank?

Mathias Hein, Consultant, Buchautor, Redakteur
Mathias Hein, Consultant, Buchautor, Redakteur

Wie können ans Internet angeschlossene Geräte und Online-Daten dazu beitragen den Welthunger bzw. das Problem der Nahrungsverschwendung zu bekämpfen.

Eigentlich bin ich kein Fan davon, einen Fernseher und eine Kaffeemaschine in meinem Kühlschrank zu integrieren, aber ich sehe sinnvolle Erweiterungen für die Ausstattung meines großen Edelstahlschranks durch ein kleines Display und der Verbindung zum Internet.

In den USA werfen laut einem Bericht des National Resources Defense Councils (NDSC) jeder Haushalt Lebensmittel und Getränke im Wert zwischen 1.365 bis 2.275 Dollar pro Jahr weg. Dies bedeutet, dass zwischen 14 bis 25 Prozent aller gekauften Getränke und Lebensmittel weggeworfen werden. Laut einer aktuelle Studie der Universität Stuttgart wird eine Gesamtmenge von knapp 11 Millionen Tonnen Lebensmitteln jedes Jahr von Industrie, Handel, Großverbrauchern und Privathaushalten in Deutschland entsorgt. Aus anderen Ländern in Europa sind ähnlich hohe Zahlen bekannt.

Zwei Zahlen genügen, um die Tragödie zu verdeutlichen: Von den sieben Milliarden Menschen auf der Welt hungert täglich rund eine Milliarde. Gleichzeitig würde die globale Lebensmittelproduktion theoretisch ausreichen, um nicht nur sieben, sondern neun, zehn oder gar zwölf Milliarden Menschen satt zu machen. Diese enorme Menge weggeworfener Lebensmittel brachte mich zum Nachdenken über mögliche Verbesserungen in meinem Haushalt.

Während der Weihnachtstage erhielt ich von meiner Frau eine SMS: „Brauchen wir Käse oder saure Sahne?“ Ich schaute in den Kühlschrank und antwortete, dass wir saure Sahne, aber keinen Käse benötigten. Als nächstes erhielt ich die Nachricht: „Ist die saure Sahne nicht abgelaufen?“ Ich begab mich wieder zum Kühlschrank und überprüfte das Ablaufdatum.

Mit abgelaufener Nahrung hatten wir gerade unsere Erfahrung gemacht. Während der Weihnachtsfeiertage bereiteten wir Spaghetti all’amatriciana zu. Zur Herstellung dieses traditionellen Essens gehört der geriebene Parmesankäse. Zufällig fiel mein Blick auf den auf der Verpackung des Trockenkäses aufgedruckten Label: Der Käse war agbelaufen! Nach einer kurzen Panik, beschloss ich, dass Hartkäse nicht verderben kann. Um es kurz zu machen: Wir überlebten unser köstliches Weihnachtsessen. Trotzdem wunderte ich mich, wie wir zu einem Parmesankäse gekommen waren, der bereits sein Verfallsdatum sechs Monate überschritten hatte.

Wie bereits in der Fachpresse beschrieben, lassen sich die Verfallsdaten von Lebensmitteln wirkungsvoll kontrollieren, was den Verbrauchern zugute käme. Beispielsweise könnte durch das Einbetten von RFID-Tags in allen Lebensmittelprodukten, die vor dem Verfallsdatum befindlichen Esswaren durch einen intelligenten Kühlschrank erkannt und dem Nutzer gemeldet werden. Durch den rechtzeitigen Verzehr der Produkte würde nicht nur das Problem mit der Müllentsorgung (und somit der Nahrungsmittelabfall) gelöst werden, sondern auch zu einer nicht unerhebliche Entlastung des Haushaltsbudgets führen. Ein in den Kühlschrank integrierter Monitor könnte als automatisch erstellte Inventarliste dienen, der die Ablaufdaten der darin gelagerten Produkte (zumindest solche, die über einen RFID-Chip verfügen) anzeigt. Aus irgendwelchen mir noch nicht bekannten Gründen, hat sich die Entwicklung eines intelligenten Kühlschranks (eventuell auch noch mit Internet-Anschluss) bisher nicht durchgesetzt.

Der NRDC-Bericht zeigt mehrere Bereiche, die einer Reduzierung der Nahrungsmittelabfälle, auf dem Weg vom Bauernhof bis zum Verbraucher, auf. Die Produktion und der Transport der Nahrung vom Bauernhof auf den Tisch des Verbrauchers benötigt 10 Prozent des gesamten Energieverbrauchs der USA und benötigt die Hälfte der verfügbaren Landfläche und erfordert 80 Prozent des gesamten verbrauchten Süßwassers.

Da es sich bei Lebensmitteln um sehr mobile Produkte handelt, wären diese eigentlich die idealen Kandidaten für Internet-der-Dinge-Anwendungen, die über Funknetze überwacht werden. Die Nahrungsmittelindustrie könnte ihren gesamten Produktionsprozess auf die Verwendung der IoT-Technologie untersuchen und entsprechende Änderungen vornehmen, um bis zu 40 Prozent weggeworfener Lebensmittel einzusparen. Dies reduziert die Lebensmittelproduktion in den USA (ohne, dass jemand Hunger leidet) zwar um jährlich 165 Milliarden Dollar, aber stellt auch einen signifikanten Beitrag zur Reduzierung der Methangase dar.

Fazit

Die Nahrungsmittelindustrie sollte die bereits verfügbaren Technologien nutzen, um die Prozesse zu rationalisieren, die Lebensmittelverluste zu reduzieren und Geld zu sparen. Die WLAN- und IoT-Technologien können hier Schlüsselrollen einnehmen und einen Betrag zur Reduzierung des Hungers in der Welt leisten.