Ein Blick in die Zukunft: Das digitale Abbild kulturell bedeutender Persönlichkeiten könnte deren kulturelles Erbe für künftige Generationen bewahren und das Wissen interaktiv weitergeben. Vision oder bereits Realität? Über eine moderne Schnittstelle ermöglicht ein Chatbot bzw. ein „Digital Human“ natürliche und einfühlsame Interaktionen zwischen Menschen und digitalen Ökosystemen. In Ästhetik, Verhalten und Kommunikation sind Digital-Humans hyperrealistisch gestaltet, basierend auf hochentwickelten 3D-Formen.
Durch den Einsatz generativer künstlicher Intelligenz (KI), die mit Daten aus spezifischen Wissensdatenbanken trainiert wird, können Digital-Humans die Stimmung des Nutzers analysieren und ihren eigenen Tonfall entsprechend verändern. KI-Algorithmen erkennen Emotionen und ermöglichen kontextbezogene und kohärente Antworten – mit dem Ergebnis eines interaktiven und empathischen Dialogs.
Pilotprojekt zur Vermittlung von Wissen aus der Vergangenheit
Im Rahmen eines Pilotprojekt wurde jetzt erstmals ein digitales und realistisches Abbild einer historischen Persönlichkeit erstellt und damit die Möglichkeit erschlossen, deren Gedankengut per Chatbot auf interaktive Art und Weise zu vermitteln. Der digitale Mensch repräsentiert das äußere Erscheinungsbild sowie die Denkweise der betreffenden Person und steht Nutzern für einen Austausch über Spracheingabe oder Schrift zur Verfügung. Der ganzheitliche Ansatz kombiniert Forschung mit generativer KI und Echtzeit-3D-Technologien.
Bei dem Pilotprojekt handelt es sich um eine Kooperation zwischen den Stiftungen Einaudi und Compagnia di San Paolo mit dem IT-Unternehmen Reply. Als erste historische Persönlichkeit stellt es Luigi Einaudi, den ersten italienischen Staatspräsidenten von 1948 bis 1955, in den Fokus. Er steht stellvertretend für weitere bedeutende Menschen der Geschichte, deren Wissen mithilfe der neuen Technologien auf einzigartige Weise weitergegeben werden kann.
KI sorgt für authentischen Dialog
Der kohärente Dialog mit einer historischen Person wird ermöglicht durch den Einsatz eines konversationellen KI-Modells, das auf einem von Reply entwickelten Framework basiert. Dieses Framework integriert eine proprietäre Datenbankanalysemethode mit Tools zur Erstellung konversationeller generativer Modelle in dedizierten Wissensbereichen. Für das Pilotprojekt stand eine umfasssende Wissensdatenbank aus Originalbüchern und -sammlungen Luigi Einaudis zur Verfügung, die als Basis für das Training mit Large-Language-Models (LLM) fungierte. Das Training ermöglicht validierte Antworten des Digital-Human mit einem allgemein verständlichen Antwortstil. Dadurch entsteht ein kontextbezogener, bidirektionaler Dialog.
Realistisches äußeres Erscheinungsbild
Das Aussehen und die typischen Gesten von Luigi Einaudi wurden durch die Analyse historischer Fotografien und Filmaufnahmen ermittelt. Der Meta-Human-Creator von Epic Games half bei der Definition der Gesichtszüge. Auch somatische Merkmale wie Haare oder Körperform sowie Aspekte wie Kleidung lassen sich mit dem Meta-Human-Creator verfeinern. Mithilfe des 3D-Creation-Tools „Unreal Engine“ können Körper-, Gesichts- und Mundbewegungen animiert und in das KI-Modell integriert werden. So sind Sprache, Mimik und Gestik kontinuierlich mit den generierten KI-Reaktionen synchronisierbar. Mimik und Gestik sind nicht vorprogrammiert, sondern werden in Echtzeit mit der Sprache in Einklang gebracht. Eine besondere Aufmerksamkeit liegt auf der Feinabstimmung von Mikrogesten, Tonfall und Stil. Damit bietet die Technologie dem Nutzer eine völlig neue Form der Interaktion und damit ein besonderes digitales Erlebnis.
Highlights: Wissen interaktiv vermitteln
Das Konzept des Projekts „Digital Human“ besteht darin, Wissen zu vermitteln. Darüber hinaus bietet es die Möglichkeit, das jeweilige Gedankengut durch einen zeitgenössischen Dialog mit dem digitalen Abbild einer bedeutenden Persönlichkeit zu erforschen und zu vertiefen. Die immersive Gestaltung sorgt hierbei für eine neue Form der Customer-Experience. Der Chatbot macht keinerlei frei erfundene Aussagen, beantwortet stattdessen aber Fragen zu Themen, die bereits in der mündlichen und schriftlichen Produktion vorhanden sind. So können die Thesen und Aussagen Luigi Eiiaudis originalgetreu, präzise und frei von Vermutungen oder Prognosen wiedergegeben werden. Von diesem Ansatz profitieren Unternehmen, die Wissen auf hohem Qualitätsniveau vermitteln wollen.
Im Dialog mit einem Prototypen
Auf der Website der Einaudi-Stiftung können Interessierte jetzt einen Dialog mit dem Politiker und Ökonomen führen. Studenten, Experten oder andere Nutzer haben die Möglichkeit, per Sprach- oder Text-Chat in englischer oder italienischer Sprache über Themen aus seinen Wirtschaftstexten wie Monopol, Wettbewerb, Geldpolitik, Währung, Fiskalpolitik, Budget, Markt, Banken, Steuern und Inflation zu diskutieren. Die Diskussionsbeiträge des Chatbots basieren auf den digitalisierten Werken Einaudis mit zahlreichen Büchern, Briefen oder auch Reden. Fragen werden in einer Form beantwortet, die der Denkweise von Einaudi entspricht.
Der Prototyp demonstriert eine neue Form, Wissen aufzubereiten es ortsunabhängig weiterzugeben. Ein anschauliches Beispiel dafür, wie KI-Lösungen das Bildungssystem und die Art und Weise, wie wir lernen und Wissen vermitteln, radikal verändern können. Die Plattform ist replizier- und skalierbar. Das macht sie zu einem neuartigen pädagogischen Instrument, das von Unternehmen und der Wissenschaft gleichermaßen genutzt werden kann.
#Reply