PMI kürt 200 Projekte, die die Welt verändern

Ein paar Nerds mit einer Idee, die in einer Garage den Grundstein für ein Milliarden-Unternehmen legen? Was für Bill Gates und Paul Allen oder Steve Jobs funktioniert hat, avancierte zur mythischen Keimzelle, in der Erfolge geboren werden. Dabei spielen Orte – mit oder ohne Kultcharakter – eigentlich nur eine Nebenrolle, wenn es um Innovation, Transformation und die Bewältigung globaler Herausforderungen geht. Entscheidend für den Durchbruch ist hervorragendes Projektmanagement – wie die über 200 sorgfältig ausgewählten Highlights auf der diesjährigen Liste der „Most Influential Projects (MIP)“ des Project Management Institute (PMI) zeigen.

 

Kreativität trifft auf Impact

Ausgezeichnet werden seit 2019 jährlich Projekte, die Meilensteine setzen und damit die Zukunft ihrer Branche, ihrer Organisation sowie ihrer Gemeinschaft nachhaltig prägen. Von Bildung über Architektur bis hin zu Technologie und Gesundheit: PMI wirft so ein Schlaglicht auf Menschen und ihre Ideen. Egal ob Gucci Town, einer Retail-Community im Metaverse, ABBA Voyage, einem Konzerterlebnis der anderen Art, Walmarts Sustainability-Hub-Project Gigaton, dem Squid Game Set Design, das die Welt des Netflix-Erfolgs erlebbar macht oder NASAs James Webb Space Telescope: Allen Preisträgern geht es darum, aktiv zu werden, neue Perspektiven einzunehmen, um kreativ Probleme zu lösen, Transformationsprozesse anzustoßen und in funktionsübergreifenden Teams zusammenzuarbeiten. Umdenken, anpacken und mit kühnen Ideen andere inspirieren, könnte das gemeinsame Motto der diesjährigen Gewinner sein.

 

Wiederbelebung eines Wahrzeichens

Neben großen Namen finden sich auf der Liste auch starke Persönlichkeiten und Teams, die zwar weniger bekannte, aber nicht minder wirkungsvolle Projekte realisiert haben – allen voran in der Städteplanung. So setzt in Sachen urbane Entwicklung etwa die Wiederbelebung der Battersea Power Station am Ufer der Themse neue Akzente. Auf dem 42 Hektar großen Areal des ehemaligen Kohlekraftwerks hält seit Oktober 2022 nach fast 40 Jahren Stilllegung Leben Einzug: Menschen tummeln sich in Geschäften, Restaurants und Freizeiteinrichtungen, wohnen in 254 Apartments und arbeiten in neuen Büros. Dabei konnte das Projektteam von Wilkinsoneyre nicht nur seine Fähigkeiten im Bereich Innovation und Technologie unter Beweis stellen, sondern auch bei der Bewahrung von Kulturerbe punkten und das Londoner Wahrzeichen zum ersten Mal in seiner fast hundertjährigen Geschichte der Öffentlichkeit zugänglich machen.

 

Mit Carbon-Capture zum 1,5-Grad-Ziel

Ein weiteres grenzübergreifendes Projekt, das die Jury durch seine erhebliche Skalierbarkeit im Bereich Klimaschutz begeisterte, ist Orca des Züricher Startups Climeworks. Angesiedelt den Toren der isländischen Hauptstad Reykjavík, wird diese weltweit erste, kommerziell betriebene Anlage zur direkten Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid aus der Luft als Meilenstein im Kampf gegen den Klimawandel gefeiert. Das Grundprinzip hinter dem zweistufigen Prozess ist ebenso faszinierend wie einfach: CO2-Moleküle bleiben infolge einer Säure-Basen-Reaktion an einem Sand-ähnlichen Feststoff kleben. Um das Kohlenstoffdioxid absaugen zu können, wird dieser dann erhitzt und entweder in die Erde abgepumpt oder weiterverarbeitet. Auf diese Weise holt das Werk etwa 4.000 Tonnen CO2 pro Jahr aus der Atmosphäre. Und das Beste daran? Die Anlage selbst wird ausschließlich mit erneuerbarer Energie betrieben.

 

Einhörner setzen auf vertikale Farmen

Auch aus dem Bereich urbane Landwirtschaft finden sich internationale Agri- und Foodtech-Projekte auf der Liste der diesjährigen Gewinner. So unter anderem das Berliner Startup Infarm. Obwohl das Unternehmen zuletzt eher mit herausfordernden Marktbedingungen und Stellenabbau Schlagzeilen machte, bleiben laut Analysten die Bedingungen für die Vertical Farmer aus Kreuzberg mit ihren Kräutern und Salaten insgesamt positiv. Kein Wunder: Schließlich haben die zukunftsorientierten Lebensmittelproduzenten mit ihren digital überwachten Anbauzentren Ende 2021 in einer neuen Finanzierungrunde bereits einmal Milliarden-Marke geknackt und damit Einhorn-Status erreicht. Explodierende Energiepreise sowie Produktions- und Materialkosten, hohe Inflation und Unterbrechungen in der Lieferkette sorgen künftig allerdings zunächst auf eine Konzentration auf die Kernmärkte Deutschland, Dänemark und Kanada.

 

Und das Rad lässt sich doch neu erfinden!

Mit Blick auf eine zunehmend vernetzte Welt, verwundert es wenig, dass PMI dieses Jahr auch das Startup Revolve Air zu einem der Most Influencial Projects in Europa auserwählt hat. Nach acht Jahren, mehr als 100 3D-Modellen und zehn Prototypen, wurde der faltbare Rollstuhl, der sich auf die Größe eines Gepäckstückes reduzieren lässt, im Juni 2022 auf dem Toyota Demo Day vorgestellt und versprach nichts weniger als eine Revolution in Sachen Mobilität. Für Gründer Andrea Mocellin steht dabei fest, seine Innovation wird Menschen, die auf Rollstühle angewiesen sind, mehr Freiheit und Selbstbestimmtheit geben – egal ob in der Stadt, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder auf Reisen. Der in München ansässige Tüftler verfolgt dabei zunächst das Ziel, die Zusammenarbeit mit Verbänden und anderen Partnern auf die Beine zu stellen, um auf nationalen und internationalen Flughäfen ein Vermietungssystem zu etablieren.

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