Was vor ein paar Jahren noch Zukunftsmusik war, ist heute nicht nur möglich, sondern durch Software zu alltäglicher Realität geworden. Medizin und Naturwissenschaften nutzen Algorithmen in nie gesehener Weise, Roboter werden in der Industrie zu kollaborativen Partnern der Menschen und Autos rollen als fahrende Computer über die Straßen. Überspitzt formuliert: Wir leben in einer Welt, die so stark von Software geprägt ist, dass die reale Welt von der digitalen Welt überholt wird. Das heißt aber auch, dass Unternehmen, die künftig noch erfolgreich am Markt bestehen wollen, bei der Bereitstellung von Software genauso gut sein müssen wie beim Bau von Autos, der Entwicklung neuer medizinischer Behandlungen oder der Automatisierung von Fertigungsprozessen.
Dieses Tempo der Veränderungen, das wir gerade in der Wirtschaft sehen, braucht jedoch ein Innovationsmodell, das nicht auf Einzelkämpfer, sondern auf Zusammenarbeit setzt. In der Wirtschaftslehre ist von Coopetition die Rede. Dieses Kofferwort aus Zusammenarbeit (cooperation) und Wettbewerb (competition) beschreibt die Tatsache, dass angesichts der ökonomischen Herausforderungen – und daraus resultierend der Notwendigkeit einer schnellen und allumfassenden Digitalisierung – sich ehemals bittere Gegner verbünden und gemeinsame Sache machen müssen. Wer schlau ist, erkennt seine Unterlegenheit in gewissen Bereichen an – und profitiert in gemeinsamen Projekten von den Erfahrungen der Konkurrenten. Ziel sollte also immer sein, die bestehenden Geschäftsmodelle Hand in Hand weiterzuentwickeln, sodass am Ende alle Marktteilnehmer und der Wettbewerb insgesamt gestärkt werden.
Für mich ist Open-Source genau dieses Innovationsmodell. Der Siegeszug von Open-Source ist viel mehr als nur eine technologische Veränderung. Er ist auch Sinnbild für den Wandel hin zu einer Welt, in der Zusammenarbeit der entscheidende Wettbewerbsfaktor ist. Denn Open-Source ist das wahrscheinlich mächtigste Kollaborationstool unserer Zeit: Es reißt Unternehmens- und sogar Ländergrenzen ein – weltweit arbeiten hunderttausende Entwickler am selben Ziel, nämlich Innovationen durch einen quelloffenen Code für alle frei zugänglich zu machen. Wer Software mit Open-Source entwickelt, kann also den größten verfügbaren Entwicklerpool überhaupt für sich nutzen, was gerade heute angesichts des IT-Fachkräftemangels ein unschlagbares Argument für die deutsche Wirtschaft sein sollte.
Um die Kraft von Open-Source nutzen zu können, braucht es allerdings auch einen Kulturwandel. Die neue Offenheit beginnt in den Köpfen: Es geht nicht nur darum, fremden Quellcode zu nutzen, zu ändern und zu teilen. Im Mittelpunkt stehen vielmehr der Erfahrungsaustausch und die enge Zusammenarbeit mit der Community, um innovative Potenziale zu finden und sie zur Entfaltung zu bringen. Forschungen belegen eindeutig, dass die Fähigkeit, den Status-quo zu hinterfragen und Argumente anzunehmen, die Kreativität fördert und damit unglaublich motivationssteigernd ist. Wirtschaft und Gesellschaft nach Open-Source-Prinzipien zu gestalten, heißt also, bereit zu sein für den offenen Austausch mit anderen und das Scheitern als Chance für Verbesserungen anzusehen. Es bedeutet außerdem, eine aktive Rolle bei der Verbesserung der Welt einzunehmen – für mich der entscheidende Auslöser, zu Red Hat zu wechseln.
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