Private-Clouds ermöglichen eine effiziente Nutzung von Speicher-, Rechen- und Arbeitsspeicherressourcen, können schnellere Reaktionszeiten für Unternehmensanwendungen bieten und helfen bei der Einhaltung von Vorschriften über den Speicherort von Daten. Der Begriff „private Cloud“ wird jedoch vielfältig genutzt und sollte mal wieder präzisiert werden.
Das Konzept einer privaten Cloud ist relativ einfach und unkompliziert. Das National Institute of Standards and Technology (NIST) definierte in seiner Cloud-Computing-Standards-Roadmap vom Jahr 2013 diesen Begriff als: Die private Cloud-Infrastruktur wird für die ausschließliche Nutzung durch eine einzelnes Unternehmen bzw. Organisation mit mehreren Nutzern (z. B. Geschäftseinheiten) bereitgestellt.“
Ein wichtiger Aspekt der NIST-Definition besteht darin, dass eine private Cloud-Infrastruktur nicht vor Ort angesiedelt sein muss oder gar im Besitz des Unternehmens ist, welches sie nutzt.
Unternehmen können Cloud-Service-Anbieter wie IBM, Microsoft und andere mit dem Hosting ihrer privaten Clouds beauftragen. Sie können Unternehmen wie Amazon (Outposts) oder HPE (GreenLake) damit beauftragen, eine private Cloud vor Ort aufzubauen und zu verwalten. Oder sie können den Do-it-yourself-Ansatz wählen und ihr bestehendes Rechenzentrum zu einer privaten Cloud modernisieren.
Unabhängig davon, welchen Ansatz ein Unternehmen wählt, ist eines klar: der gesamte Markt der privaten Clouds wächst kontinuierlich. Der Analyst IDC prognostiziert, dass die gesamten Cloud-Ausgaben, das sind Cloud-Services, Hardware, Software und Dienstleistungen bis zum Jahr 2025 mehr als 1,3 Trilliarden US-Dollar betragen wird. Die prognostizierte durchschnittliche jährliche Wachstumsrate soll 16,9 Prozent betragen- Nur private Cloud-Services, die IDC als Dedicated-Cloud bezeichnet, werden mit 31,0 Prozent noch schneller wachsen.
In der Unterkategorie Private-Cloud-Infrastruktur sind die Ausgaben im Gesamtjahr 2021 um 11,8 Prozent auf 22,5 Milliarden US-Dollar gestiegen. Von dieser Infrastruktur wurden 46 Prozent aller Fälle in den Räumlichkeiten der Kunden bereitgestellt. Dies bedeutet, dass die Bereitstellung von Private-Clouds in Unternehmen ziemlich gleichmäßig zwischen On-und Off-Premise aufgeteilt ist.
Private-Cloud vs. öffentliche Cloud
Der grundlegende Unterschied zwischen einer Private-Cloud und einer Public-Cloud besteht darin, dass alle Ressourcen und die Infrastruktur einer Private-Cloud partitioniert und von der öffentlichen Infrastruktur getrennt sind. Sie kann mithilfe von Software partitioniert werden oder sogar vollständig auf eigener Hardware bestehen, aber die Ressourcen für diese private Cloud stehen ausschließlich einem einzigen Kunden zur Verfügung.
Im Gegensatz dazu wird in der öffentlichen Cloud ein Teil der Cloud für einzelne Kunden bereitgestellt, aber die Ressourcen, die für alle Benutzer innerhalb dieser Cloud verfügbar sind, werden gemeinsam genutzt. Diese Ressourcen werden den einzelnen Nutzern/Kunden in Abhängigkeit von ihren Cloud-Nutzungsverträgen zugewiesen, aber mehrere Arbeitslasten von verschiedenen Nutzern/Kunden können gleichzeitig CPU-Ressourcen auf gemeinsam genutzten physischen Servern verbrauchen.
Natürlich sind die Daten logisch isoliert und den einzelnen Nutzern/Kunden zugewiesen, so dass ein Nutzer/Kunde die Daten eines anderen nicht manipulieren, lesen oder auch nur davon wissen kann, aber der gesamte Ressourcenpool, den sie alle nutzen, wird immer noch gemeinsam genutzt.
Vorteile der privaten Cloud
Der allgemeine Trend geht sicherlich dahin, dass Unternehmen mehr Ressourcen in die öffentliche Cloud verlagern, sei es durch die Migration bestehender Anwendungen oder durch die Einführung einer Cloud-first-Strategie für die Entwicklung neuer Anwendungen.
Bestimmte Behörden und Unternehmen, die in stark regulierten Branchen tätig sind, benötigen jedoch möglicherweise mehr Kontrolle über bestimmte Datentypen, als öffentliche Cloud-Anbieter bereitstellen können. Dazu gehört nicht nur die Sicherheit der Daten selbst, sondern auch die Kontrolle über die Ressourcen, in denen sie gehostet werden. Für diese Nutzergruppen kann eine private Cloud erforderlich sein.
Es kann auch bestimmte Altsysteme und Programme geben, die in einer öffentlichen Cloud-Instanz nicht gut oder gar nicht funktionieren würden. Sie können jedoch in einer privaten, virtualisierten Umgebung ausgeführt werden, die speziell für ihre Unterstützung entwickelt wurde.
Abgesehen von der Einhaltung von Vorschriften und gesetzlichen Bestimmungen bieten private Clouds Unternehmen mehr Kontrolle über ihre Daten und Anwendungen. Und für Unternehmen, die Echtzeitanwendungen betreiben, die eine niedrige Latenzzeit erfordern, kann die Beibehaltung dieser Geschäftsprozesse vor Ort eine Leistung bieten, die ein Public-Cloud-Anbieter nur schwer erreichen kann.
Herausforderungen der privaten Cloud
Unternehmen können ihre eigenen privaten Clouds aufbauen und verwalten. Dies ist jedoch ein kapitalintensives Unterfangen, da das Unternehmen in der Regel über eine ziemlich große Computing-Infrastruktur verfügen muss.
Eine private Cloud, die vor Ort betrieben wird, muss in der Lage sein, Technologien wie Virtualisierung und softwaredefinierte Netzwerke zu unterstützen. Außerdem muss sie ein hohes Maß an Ressourcenerweiterung bieten und über die nötige Bandbreite verfügen, um sowohl die Benutzer als auch die darin ausgeführten Anwendungen zu unterstützen.
Wenn ein Unternehmen jedoch über ein eigenes Rechenzentrum verfügt, ist die Konfiguration dieser Ressourcen für den Betrieb als private Cloud eine praktikable Option. Für viele Unternehmen erfolgt der Übergang zu einer privaten Cloud im Rahmen einer Modernisierung des Rechenzentrums. Anstelle einer einfachen Hardware-Aktualisierung nutzen Unternehmen die Gelegenheit, Cloud-ähnliche Funktionen hinzuzufügen, z. B. Self-Service-Bereitstellung von Ressourcen und Containerisierung. Und auf strategischer Ebene können private Clouds als Grundlage für eine unternehmensweite digitale Transformation dienen.
Private-Cloud vs. Hybrid-Cloud vs. Multi-Cloud
Die meisten Experten sind der Meinung, dass die Hybrid-Cloud in den nächsten Jahren das größte Wachstum verzeichnen wird. Sie ist die flexibelste Art der Cloud-Bereitstellung und eignet sich für Unternehmen, die gerade erst anfangen, nach der Cloud zu greifen und gleichzeitig eine große lokale Infrastruktur unterhalten. Sie eignet sich auch für Unternehmen, die große Public-Cloud-Bereitstellungen unterhalten, aber auch sensible oder stark regulierte Daten in einer privaten Cloud hosten müssen.
Im Allgemeinen kann eine hybride Cloud-Bereitstellung öffentliche Clouds, private Clouds und lokale Infrastrukturen umfassen. Der Schlüssel zum Erfolg der meisten Bereitstellungen ist eine einheitliche Verwaltungsoberfläche, über die Administratoren alles von einem zentralen Standort aus steuern können. Dies gibt Unternehmen die Flexibilität, ihre Daten dort zu verwalten und darauf zuzugreifen, wo sie am effektivsten gespeichert, genutzt und geschützt werden können. Diese Flexibilität führt auch zu Kosteneinsparungen, was ein weiterer Grund dafür ist, dass hybride Cloud-Implementierungen immer beliebter werden.
Ein weiterer Begriff, der im Bereich der Hybrid-Cloud Anwendung findet, ist Multi-Cloud, bei dem der Public-Cloud-Teil der Bereitstellung in der Infrastruktur mehrerer Cloud-Anbieter angesiedelt ist. Wenn ein Unternehmen beispielsweise sowohl IBM-Cloud als auch Microsoft-Azure für seine öffentlichen Cloud-Instanzen nutzt, würde die Zusammenführung dieser beiden mit anderen Rechenressourcen zu einer hybriden Multi-Cloud im Gegensatz zu einer reinen Hybrid-Cloud führen.
Obwohl die Funktionen heute noch dieselben sind wie zu Beginn der Entwicklung, haben sich die Gründe für den Einsatz von Hybrid-Clouds im Laufe der Zeit geändert. Ursprünglich dienten sie vor allem dazu, Teile der Onpremise-Infrastruktur eines Unternehmens in eine private Cloud umzuwandeln und dann eine sichere Verbindung zu einer öffentlichen Cloud herzustellen, damit die Daten leichter zugänglich und nutzbar sind.
Heutzutage liegt der Schwerpunkt darauf, sicherzustellen, dass Workloads über jede Umgebung hinweg portabel sind, einschließlich der neuen containerisierten Cloud-Plattformen wie Docker. Ein Prozess oder eine Arbeitslast kann sich sogar über mehrere Clouds erstrecken und wird automatisch dort gestartet und betrieben, wo es am effizientesten, kostengünstigsten oder notwendig ist. Bis zu einem gewissen Grad erfordert dies eine gute Automatisierungsplattform, wie Kubernetes.
Was sind private Cloud-Architekturen?
Private Clouds weisen laut NIST fünf gemeinsame Merkmale mit anderen Arten von Cloud-Architekturen auf:
- Endbenutzer können aus verschiedenen Geschäftsbereichen innerhalb des Unternehmens entsprechende Rechenressourcen selbst bereitstellen, ohne die IT-Abteilung um Erlaubnis oder Unterstützung zu bitten.
- Der Endbenutzer verfügt über den Zugang zu einer Vielzahl von Geräten, einschließlich Tablets und Smartphones, um damit auf private Cloud-Ressourcen zugreifen können.
- Es steht ein Ressourcen-Pooling für die effiziente Nutzung von Rechenressourcen zur Verfügung. So teilen sich verschiedene Endnutzer die Ressourcen, aber diese Ressourcen sind unternehmensintern, im Gegensatz zur Public-Cloud, bei der die Ressourcen von Kunden aus verschiedenen Unternehmen gemeinsam genutzt werden können.
- Es besteht die Möglichkeit, die Ressourcen je nach Bedarf zu vergrößern oder zu verkleinern und die Ressourcen für die Nutzung durch andere freizugeben, wenn der Bedarf nicht mehr besteht.
- Die private Cloud erfordert Methoden zur Messung der Nutzung, sei es in Bezug auf Speicher, Verarbeitung, Bandbreite oder die Anzahl der Benutzerkonten.
Wie man private Clouds einsetzt
Während die Technologie, die hinter Private-Clouds steht, auf absehbare Zeit wahrscheinlich unverändert bleiben wird, entwickelt sich die Art und Weise, wie die Clouds bereitgestellt werden, weiter. Viele Unternehmen werden sich wahrscheinlich für eine private Cloud entscheiden, die von einem Drittanbieter betrieben und gewartet wird.
Private Clouds können entweder vor Ort oder als gehostete Bereitstellung bei einem der großen Cloud-Anbieter, die Private-Cloud-Dienste anbieten, existieren. Dies folgt dem Trend, dass heutzutage nicht mehr der Cloud-Typ wichtig ist, sondern dass alle Daten und Arbeitslasten dorthin gelangen können, wo sie am effizientesten verarbeitet werden können oder wo sie aufgrund einschlägiger Sicherheitsvorschriften untergebracht werden müssen.
Private Clouds innerhalb einer öffentlichen Cloud-Infrastruktur können tatsächlich Sicherheitsvorteile bieten. Der Irrglaube, dass öffentliche Clouds von Natur aus weniger sicher sind als private Clouds, wurde im Laufe der Jahre durch zahlreiche Studien weitgehend widerlegt. Tatsächlich verfügt eine gut gewartete öffentliche Cloud, insbesondere eine, deren Infrastruktur von einem erstklassigen Anbieter verwaltet wird, wahrscheinlich über alle aktuellen Patches und Schutzmaßnahmen. Das macht eine darin bereitgestellte Private-Cloud wahrscheinlich sicherer als eine Private-Cloud-Instanz, die vor Ort von einem Unternehmen verwaltet wird, das sich nicht auf Cloud-Bereitstellungen oder Cybersicherheit spezialisiert hat.
Von Mathias Hein, Consultant, Buchautor, Redakteur