Aus der Notwendigkeit heraus erstellen Organisationen derzeit Richtlinien für die Arbeit von zu Hause. Viele Unternehmen wenden sich zur schnellen, praktischen Umsetzung des Arbeitsplatzes aus dem Home-Office nun Cloud-basierten Lösungen zu. Könnte dies der Beginn einer großen Veränderung in der Arbeitswelt sein?
Es gibt kein Zurück mehr
Veränderungen in der Geschäftswelt schleichen sich langsam ein oder werden alternativ von externen Einflüssen als Katalysator beschleunigt. Die aktuelle Pandemie hat eine bahnbrechende Beschleunigung des Wandels der Arbeitswelt in Richtung Cloud losgetreten. Und schon jetzt sind sich die Experten einig, dass manche dieser Veränderungen der Organisationsstrukturen nicht mehr wieder völlig zurückgefahren werden, wenn die Ausbreitung von COVID-19 eingedämmt wurde. Einige dieser aus der Notwendigkeit schnell herbeigeführten Änderungen werden zur neuen Normalität avancieren.
Aufgrund der außerordentlichen Umstände haben Organisationen weltweit Initiativen für die Arbeit von zuhause starten müssen. Da dieses erzwungene Fernbleiben aus dem gewohnten Büroumfeld auf absehbare Zeit andauern wird, werden sich Mitarbeiter an diese neue flexible Art der Arbeit anpassen und Unternehmen sind gezwungen sich auf die Belegschaft in Telearbeit einzustellen.
Das neue Büro ist zuhause
Die Begrifflichkeit für „Tele-Arbeit“ wurde bereits 1973 eingeführt, um die Idee der Fernarbeit zu beschreiben. Obwohl dieses Grundidee bereits seit Jahrzehnten existiert, wurde sie sich von globalen Organisationen aus verschiedenen Gründen nie vollständig zu eigen gemacht: sei es aus dem Mangel an erforderlicher Technologie, Angst vor Produktivitätsverlust, eingefahrenen Unternehmenskulturen, die auf persönlicher Interaktion aufbauen, um nur einige zu nennen.
Nun hat die Pandemie Organisationen gezwungen, ihre Präferenzen zu überwinden und sich zumindest vorübergehend für Telearbeit zu entscheiden. Einige Experten sind bereits der Meinung, dass Mitarbeiter, die nun Erfahrungen aus erster Hand mit der Arbeit von zuhause aus machen – welche höchstwahrscheinlich sehr positiv verlaufen – nicht mehr dauerhaft ins Büro zurückkehren wollen.
Philippe Weiß, Präsident von Seyfarth Shaw at Work, einem Beratungsunternehmen für betriebliche Ausbildung mit Sitz in Chicago, spricht von einem Wendepunkt in Bezug auf eine breitere Akzeptanz und Umsetzung des Modells der Heimarbeit. Mitarbeiter, die die Vorteile von mehr Freiheit und Autonomie am Arbeitsplatz kennengelernt haben, werden diese nur ungern wieder aufgeben wollen.
Der 5G-Effekt
In der Vergangenheit haben sich die Mitarbeiter gegen die Arbeit von zuhause ausgesprochen, da die Technologie im Büro meist besser war. Im Hinblick auf die Internet-Geschwindigkeit und die Konnektivität bahnt sich hier allerdings gerade der nächste Wandel an. Viele Heimnetzwerke bieten den Mitarbeitern schon heute eine robuste Verbindung wobei sie sich die Bandbreite nicht mit Hunderten von Kollegen teilen müssen. Und mit der Verfügbarkeit von 5G steht der nächste performance-Boost bereits vor der Türe. Der neue Mobilfunkstandard wird eindrucksvolle Geschwindigkeiten mit sich bringen mit bis zu 10 GBit/s und damit einer Steigerung um den Faktor 10. Das sollte jedem Mitarbeiter im Home-Office endgültig einen schnellen Zugang zu benötigten Arbeitsanwendungen, insbesondere performanten Videokonferenzen, ermöglichen. Diese Videokonferenz-Tools werden künftig eine wichtige Rolle bei der Arbeit von zuhause spielen. Mitarbeiter können Besprechungen abhalten und sich dabei virtuell gegenübersitzen, selbst wenn sich der Gesprächspartner auf der anderen Seite des Globus befindet.
Höhere Produktivität
Die meisten Mitarbeiter nehmen die Arbeit von Zuhause gerne an, weil sie merken, dass es bequemer ist. Schließlich ist der Weg vom Schlafzimmer zum Arbeitsplatz viel kürzer, als die Fahrt ins Firmenbüro und bedeutet damit im Idealfall Zeitgewinn. Die Zeitersparnis ist aber nicht der einzige Vorteil, der für das Home-Office spricht. Laut einer Studie aus dem Jahr 2019 arbeiteten Telearbeiter jeden Monat 1,4 Tage und im Jahr 16,8 Tage mehr als die Kollegen im Firmensitz. Die Studie zeigte auch, dass Mitarbeiter mit Fernzugriff nur 27 Minuten pro Tag durch Ablenkung verloren, im Gegensatz zu den 37 Minuten, die Büroangestellte einbüßten.
Setzen Unternehmen zusätzlich eine Cloud-basierte Lösung für den Fernzugriff ein, die schneller, sicherer und einfacher zu handhaben ist als VPN, tragen sie darüber hinaus zur Erhöhung der Produktivität ihrer Mitarbeiter bei. Auch die Fachleute in der IT- und Netzwerk-Abteilung profitieren, da sie sich dank der Cloud-Lösung nicht mehr um die manuelle Aktualisierung von Geräten oder die Verwaltung von Richtlinien kümmern müssen. Stattdessen können sie neue, große Projekte übernehmen, die für das Unternehmen Vorteile versprechen. Zudem können sich sogar die IT-Mitarbeiter von den Limitierungen des Büros lösen und von zuhause arbeiten, da diese Cloud-basierten Lösungen vom Anbieter verwaltet werden.
Reduzierte Kosten
Natürlich wird eine Änderung, die aus einer Störung des Betriebsalltags resultiert, besonders dann angenommen, wenn sie der Organisation auch finanziell zugutekommt. Unternehmen können eine Vielzahl von Kosteneinsparungen durch die Einführung eines umfangreichen Modells zur Telearbeit erzielen. Wenn die Mitarbeiter aus dem Home-Office arbeiten, gerade auch in Teilzeit, benötigen Unternehmen weniger Bürofläche und damit weniger Büromaterial und Möbel. Da Home-Office-Konzepte oft mit einer „Bring-your-own-Device“-Politik (BYOD) einhergehen, müssen Unternehmen weniger Laptops und andere Geräte beschaffen.
Darüber hinaus bringen Mitarbeiter, die von zu Hause arbeiten, ihren Husten und Schnupfen nicht mit ins Büro, wenn sie trotz Erkrankung dorthin gehen, und stecken damit ihre Kollegen nicht an. Außerdem sind die Mitarbeiter, die von zu Hause arbeiten, nachweislich seltener krank.
Außerdem sind Unternehmen immer auf der Suche nach den neuen Talenten, sogar wenn diese auf der anderen Seite des Globus leben. Noch zögern einige Organisationen, das Netz so weit zu spannen, diese Talente einzustellen, da die Umzugskosten und andere von Regierungen vorgeschriebene Anforderungen den Prozess komplizieren. Diese Barrieren können überwunden werden, wenn die neuen Mitarbeiter aus ihrem Heimatland arbeiten können, unabhängig davon, ob das Unternehmen dort eine Niederlassung hat. Letztendlich erhöht sich dadurch der verfügbare Kreis von Talenten für Unternehmen erheblich.
Fazit
Bis jetzt war die Arbeit von zuhause ein netter Bonus. Diese Denkweise könnte der Vergangenheit angehören. Unternehmen müssen damit rechnen, dass sie Talente nicht für sich gewinnen können, wenn sie die Arbeit von zu Hause noch als zusätzliche Leistung betrachten und nicht als eine neue Normalität in der Verhandlungsphase. Schließlich ist die aktuelle Generation mit der Alltäglichkeit aufgewachsen, von überall aus und zu jeder Zeit über das Internet auf alle benötigten Anwendungen zugreifen zu können. Eine Generation, die es gewohnt ist, zuhause zu lernen, wird auch erwarten aus dem Home-Office arbeiten zu können. Experten raten Unternehmen daher, sich darauf einzustellen, wenn sie diese zukünftigen Mitarbeiter für ihr Unternehmen überzeugen möchten. Gartner sagt hier bereits die Umstellung voraus: die Nachfrage nach Telearbeit wird laut Analystenmeinung allein durch den vollständigen Eintritt der Generation Z in die Arbeitswelt um mindestens 30 Prozent steigen.
Das Home-Office ist also viel mehr als nur die Antwort auf eine kurzfristige Ausnahmesituation. Die vorübergehende Notwendigkeit wird sich zur neuen Normalität entwickeln, und auch nach der Pandemie bestehen bleiben. Auch wenn die Firmenbüros damit nicht vollständig verschwinden, so wird sich die Möglichkeit, von zuhause aus arbeiten zu können als normaler Bestandteil des geschäftlichen Alltages etalieren.
Von Steve Grossenbacher, Head of Product Marketing bei Zscaler