„Arbeiten Sie noch aus dem Büro, oder befinden Sie sich bereits im Home-Office?“ Die aktuelle Situation fordert viele Unternehmen und Organisationen heraus, ihre bisherigen Arbeitsstrukturen auf die Schnelle zu verändern. Doch natürlich ist Heimarbeit nicht in allen Branchen umsetzbar. In den letzten Jahren haben viele Unternehmen ihre Arbeitsprozesse insoweit flexibel gestaltet, dass einzelne Mitarbeiter auch einmal aus dem Home-Office arbeiten können. Doch was nun, wenn ganze Abteilungen oder sogar alle Mitarbeiter von Zuhause arbeiten müssen? Es gilt, die technischen Voraussetzungen zu schaffen, um sicher das tägliche Geschäft, die notwendige Kommunikation und den vielseitigen Zugriff auf erforderliche Daten aus der Ferne aufrechtzuerhalten.
Auch Paessler wurde mit der Herausforderung konfrontiert, alle Mitarbeiter ins Home-Office zu schicken. Daher folgen nun erste Erfahrungen und Tipps, die als Stütze zur Vorbereitung der IT-Infrastruktur dienen können. Gleich zu Beginn sollte ein Krisenteam ernannt werden, das stets einen Überblick über die aktuelle Situation im Unternehmen hat.
Schritt 1: Geschäftskritische Abteilungen definieren
Das Ziel ist es, den Geschäftsbetrieb weiterhin fortzuführen und so wenig wie möglich einzuschränken. Deshalb sollte zunächst festgelegt werden, welche Abteilungen für die Aufrechterhaltung der Kernprozesse unbedingt erforderlich sind. So ist es natürlich generell wichtig, sich von der Krisensituation nicht unterkriegen zu lassen, sondern auch langfristig zu planen und daher sein Sales-Team in dieser Zeit bestmöglich zu unterstützen. Gerade für technische Unternehmen ist auch das Support-Team unverzichtbar, um Kunden weiterhin bei Fragen unterstützen zu können. Deshalb sollte gerade bei diesen geschäftskritischen Abteilungen darauf geachtet werden, dass das Arbeiten von Zuhause ohne besondere Einschränkungen möglich ist.
Schritt 2: Hardware und Software
Um sich einen Überblick über die Ist-Situation zu verschaffen, kann es hilfreich sein, sich zunächst eine Liste aller Mitarbeiter der ausgewählten Abteilungen zu erstellen. Anhand dieser Liste lässt sich prüfen, wer bereits über ein mobiles Gerät sowie erforderliches Zubehör – wie Webcam und Headset – verfügt oder wer noch kurzfristig ausgestattet werden muss. Dabei sollte auch beachtet werden, welche Software Mitarbeiter im normalen Arbeitsalltag nutzen, und ob die jeweilige Software auch im Home-Office verwendet werden kann. Ist es beispielsweise der Buchhaltung möglich, von Zuhause aus Überweisungen abzuwickeln? Kann die Personalabteilung die Gehälter remote verwalten? Ist spezielle Hardware wie ein USB-Dongle erforderlich, um Daten auch im Home-Office sicher verarbeiten zu können?
Schritt 3: Fernzugriff
Nachdem Abteilungen priorisiert und erforderliche Applikationen definiert wurden, ist es wichtig, die Kapazitäten der IT-Infrastruktur zu prüfen. In einigen Unternehmen arbeiten während des normalen Business bereits eine geringe Anzahl der Mitarbeiter von Zuhause oder unterwegs. Aber was, wenn nun alle gleichzeitig einen Fernzugriff benötigen? Damit alle Mitarbeiter remote auf das Unternehmensnetz zugreifen können, können verschiedene technische Lösungen eingesetzt werden:
- Direct-Access,
- Remote-Access (Terminal-Services),
- Fernzugriff auf die persönlichen Arbeitsstationen im Unternehmen oder
- SSL-VPN.
Unabhängig von der Thematik, wie die Mitarbeiter aus dem Home-Office auf das Unternehmensnetzwerk zugreifen können, muss natürlich die entsprechende Grundlage vorhanden sein: Reicht die Bandbreite des Internet-Service-Provider (ISP) für eine solche Krisensituation aus?
Bei einem hohen Datenverkehr kann es sein, dass der Verbindungsaufbau oder die Übertragung sehr lange dauert und daher die Bandbreite erhöht werden muss.
Schritt 4: Lizenzierung und andere wichtige Konfigurationen
Neben einer stabilen Verbindung spielen auch vorhandene Lizenzen eine wichtige Rolle. Denn was nützt eine gute Internetverbindung, wenn die erhöhte Anzahl von externen Zugriffen auf das Netzwerk nicht abgedeckt ist und somit einigen Mitarbeitern der Zugriff verweigert wird?
Wurden diese Grundlagen geprüft und sind sie gewährleistet, gibt es weitere Aspekte, die berücksichtigt werden sollten:
- Ist die Firewall/das Gateway angemessen konfiguriert (von außen zugänglich) und ausreichend dimensioniert?
- Sind die Backbone und Junction-Switches richtig konfiguriert?
- Sind alle erforderlichen Server (z.B. Terminal-Server, Direct-Access-Server usw.) ausreichend skaliert?
- Ist eine Multi-Faktor-Authentifizierung (MFS) erforderlich? Falls ja, sind alle Mitarbeiter dafür registriert?
- Benötigen bestimmte Mitarbeiter dringend eine VPN-Verbindung, da eine Anwendung nicht über den Direct-Access ausgeführt oder darauf zugegriffen werden kann?
- Besteht ein Überlastungsrisiko aufgrund des erhöhten Zugriffs (Hard- sowie Software)?
Schritt 5: Probelauf
Sofern es sich zeitlich noch einrichten lässt, sollte vor der Umstellung auf Home-Office bestenfalls ein Testlauf durchgeführt werden. So können Schwachstellen frühzeitig identifiziert und behoben werden, bevor Probleme erst am heimischen Arbeitsplatz sichtbar werden. Auf diese Weise lässt sich feststellen, ob die Basis für einen unternehmensweiten Home-Office-Betrieb geschaffen ist. Sofern noch Anpassungen vorgenommen werden müssen, wie die Dimensionierung der IT-Infrastruktur oder die Ausweitung von Lizenzen, können die Verantwortlichen im Unternehmen sich ebenfalls frühzeitig darum kümmern.