Marianne Calder ist eine Spitzenmanagerin, die seit 25 Jahren in der IT-Branche arbeitet. Während dieser langen Karriere konnte Marianne Calder zahlreiche Erfahrungen damit machen, warum Frauen in der IT noch immer unterrepräsentiert sind. Und sie kann aus erster Hand berichten, wie Unternehmen es schaffen, mehr Frauen in Spitzenpositionen zu bringen. Ein Kommentar zum Weltfrauentag von Marianne Calder, Vizepräsidentin und Geschäftsführerin EMEA bei Puppet.
Es gab schon immer Branchen, die für Männer attraktiver waren als für Frauen – und umgekehrt. Die Technologiebranche ist dabei keine Ausnahme. Seit jeher männlich dominiert, liegt der Frauenanteil in manchen Regionen teils weit unter 20 Prozent. Trotzdem hat sich in den letzten Jahren einiges getan: Die Zahl der Frauen, die im IT-Bereich arbeiten, ist angestiegen. Dennoch könnte sich der Wandel noch schneller vollziehen. Es ist daher wichtig, dass sowohl Wirtschaft als auch Gesellschaft sich weiter darum bemühen, die Beteiligung von Frauen zu erhöhen und die Wahrnehmung der Technologieindustrie durch Frauen zu verändern.
Was jedoch muss getan werden, um Frauen mehr Möglichkeiten zu geben, den technologischen Fortschritt mitzuprägen? Wie bei vielem beginnt dies mit der Firmenkultur, die die Förderung der Vielfalt am Arbeitsplatz als integralen Bestandteil eines Unternehmens begreift. Diese Förderung betrifft nicht nur Frauen, sondern auch andere Gruppen, die helfen können, Unternehmen vielfältiger zu machen. Das Silicon Valley ist hierfür prinzipiell ein gutes Beispiel. Nachdem ich ein Jahr im dänischen Konsulat in San Francisco verbracht hatte, zog ich hochmotiviert ins Silicon Valley und entdeckte die dort herrschende Meritokratie. Die IT-Branche dort ist unglaublich dynamisch und anregend – sie bietet großartige Karrieremöglichkeiten für alle, die in einem schnelllebigen Umfeld erfolgreich sind – auch für Frauen. Mit Persönlichkeiten wie Marissa Mayer, bis vor kurzem noch CEO von Yahoo und ehemals Vizepräsidentin und Ingenieurin hinter Google Maps, Earth, Street View und anderen Produkten, oder Sheryl Sandberg, der Geschäftsführerin bei Facebook, haben Frauen auch schon die Führungsebene in großen Technologiekonzernen erobert. Trotzdem sind Frauen noch immer unterrepräsentiert, auch im Silicon Valley, und es stellt sich die Frage, wie des geändert werden kann.
MINT zugänglicher machen, auch außerhalb der Klassenzimmer
Generell interessierten sich immer noch zu wenige Frauen für technische Berufe jeglicher Art. Der Grund dafür liegt sicherlich größtenteils in der Erziehung, während derer die MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik)-Fächer bei Mädchen noch immer vernachlässigt werden. Diese Fächer sind jedoch der Ausgangspunkt für die IT-Branche und es ist mitunter immer noch schwierig, Studentinnen für eine Karriere in der IT-Branche zu begeistern. Deshalb ist es wichtig, dass Schulen, Eltern und Frauen in Technikberufen aufzeigen und erklären, wie diese Fächer auf eine für sie spannende Art und Weise angewandt werden können.
Aber auch außerhalb des Klassenzimmers sollte häufiger ein Bezug zu diesen Themen hergestellt werden. Auch hier gibt es zahlreiche Beispiele, wo dies bereits geschieht. Eine große Pfadfinderorganisation in den USA hat beispielsweise vor kurzem all ihre Abzeichen aktualisiert, die technisches vormals eher mit männlichen Pfadfindern assoziiert waren. Auch die britische Science-Fiction-Fernsehserie Dr. Who verfolgte ursprünglich das Ziel, Kinder für MINT zu begeistern. Und seit kurzer Zeit ist ‚Dr. Who‘ tatsächlich eine Frau.
Solche Vorhaben helfen auf lange Sicht gesehen mehr Frauen in technische Berufe und dann auch in IT-Unternehmen zu bringen. Um Frauen schlussendlich auch in Spitzenpositionen zu sehen, ist jedoch eines besonders wichtig: Frauen auf höheren Ebenen müssen den Nachwuchs fortlaufend aktiv unterstützen.
Durch Mentoring und Coaching bringen IT-Unternehmen Frauen auch in Spitzenpositionen
Um einem „All-Boys-Club“ entgegenzuwirken haben schon viele Unternehmen Programme entwickelt um ihre weiblichen Talente bei der Karriereplanung zu unterstützen. So können beispielsweise die Einführung von Karrieretagen oder der Austausch mit weiblichen Vorbildern in Unternehmen dazu beitragen, die nächste Generation weiblicher Tech-Leader zu inspirieren. Das meiner Meinung nach wichtigste Werkzeug ist jedoch ein Mentoring-Programm, in dem erfahrenere Frauen auf höheren Ebenen die jüngeren, die erst im Unternehmen angefangen haben, aktiv unterstützen. Auf diese Art können viele Frauen bei entscheidenden Stufen ihrer Karriere und ihres Familienlebens vom Rat ihrer erfahrenen Mentorinnen profitieren. Ich habe selbst drei Kinder und fand große Unterstützung und Ratschläge von leitenden Führungskräften, als ich zum ersten Mal die Balance zwischen Familienleben und Beruf finden musste.
Gelingt es den Unternehmen, ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis in ihren Teams herzustellen, können sie von verbesserter Zusammenarbeit und Produktivität profitieren, da die vielseitigen Perspektiven kreative und innovative Potentiale freisetzen. Die Gesellschaft entwickelt sich langsam in die richtige Richtung, sodass sich in den nächsten Jahren stetig mehr Frauen auch für technische Berufe interessieren sollten. Damit diese auch den Weg in Spitzenpositionen finden, kann die Bedeutung von Mentoring-Programmen in Unternehmen nicht genug betont werden.
Über Marianne Calder
Marianne Calder ist Vice President und MD EMEA bei Puppet, und treibt damit die Expansion den Unternehmens in der Region maßgeblich voran. Marianne Calder hat mehr als 25 Jahre globale Erfahrung in der IT-Branche. Ihre Sporen verdiente sie sich bei Cisco, wo Calder rund 22 Jahre tätig war, zuletzt mit verschiedenen globalen Aufgabengebieten auf der Ebene des Managing Directors. Calder hält Abschlüsse der Stanford University und der Cophenhagen Business School.
#Netzpalaver #Puppet