Verstehen wir die Entwicklungen im Bereich der Endpunkte?

Mathias Hein, Consultant, Buchautor, Redakteur
Mathias Hein, Consultant, Buchautor, Redakteur

Endpunkte sind inzwischen von den klassischen Tischtelefonen über die Softphones, den mobilen UC-Clients bis hin zu Headsets im Überfluss vorhanden.

Vor etwa fünf Jahren verwirklichte ich erstmals ein Microsoft-Lync-System mit 500 Benutzern, die über kein klassisches Tischtelefon mehr verfügen. Das Unternehmen verstand sich damals als zukunftsorientiert, weshalb die genutzten „Collaboration-Tools“ keine Tischtelefone mehr unterstützen durften. Vor fünf Jahren gehörte zu einem solchen Schritt noch viel Mut, denn dieses von der Firmenleitung verordnete Diktat setzte voraus, dass die Mitarbeiter bei dieser Radikallösung mitspielen würden. Die Angestellten erhielten in unserem Fall nur noch Kopfhörer und die Telefone verschwanden vom Schreibtisch. Damals mussten wir nur noch bei zwei Mitarbeitern „alte“ Schreibtischtelefone installieren. Mit 498 Bluetooth-Headsets wurde der Kulturwandel in Gang gesetzt und die Zukunft hin zu UC geöffnet.

Fünf Jahre nach dem UC-Start dieses Unternehmens sieht die Realität anders aus. Etwa 20 Prozent der Angestellten haben inzwischen ihr Tischtelefone wieder zurück und der Rest der Belegschaft nutzet weiterhin die Kopfhörer. Diese wurden jedoch zwischenzeitlich durch neuere und noch benutzerfreundlichere Modelle ersetzt. Das Unternehmen testet momentan Skype for Business aus der Cloud, um die lokal installierten Lync-Versionen ersetzen zu können. Aus diesem Grund muss man sich die Frage stellen: Wie wird eine Endpunkt-Entscheidung in der Cloud-Ära ausfallen?

Bedeutet der oben erwähnte Aufwärtstrend der Festnetztelefone, dass das Konzept der Softphones gescheitert ist? Ganz und gar nicht. Die Endpunkte der Kommunikation unterliegen auch in der Cloud-Ära einer langfristigen Evolution. Als wir das oben genannte Projekt planten und realisierten, hatte das gesamte Planungsteam noch nie etwas von dem Begriff „Kollaborationswerkzeuge“ gehört. Als wir später über die Bereitstellung von Kommunikations- oder Collaboration-Tools nachdachten, hieß das:

  • Die Mitarbeiter in den Unternehmen verweilen in der Regel physisch an einem Ort,
  • die Kommunikation erforderte normalerweise eine Kabelverbindung zum Internet oder zu den zentralen Telefonressourcen,
  • die Zusammenarbeit mit anderen Mitarbeitern im Unternehmen erfolgt nur während der normalen Geschäftszeiten,

Diese Annahmen sind inzwischen völlig veraltet und scheinen aus einer lang vergangenen Zeit zu kommen. Die Entwicklung der letzten fünf kurzen Jahre veränderte die Realität wie folgt:

  • Es wird eine nahtlose Zusammenarbeit von Mitarbeitern, Partnern und Lieferanten in unterschiedlichen Gegenden dieser Welt erforderlich,
  • die Kommunikation muss über Telefonate, Videochats und Instant Messaging per Funk mit den Smartphones, Tablets, Laptops und sogar den klassischen Desktop-Technologien von jedem Gerät an jedem Ort realisierbar sein,
  • die Zusammenarbeit muss dabei während der regulären Geschäftszeiten (24/7) überallt möglich sein,

Wie sieht die Evolution in der Realität aus? Mein eigener Arbeitsplatz demonstriert die Veränderungen. Zur Zeit verfüge ich über folgende Kommunikationskomponenten:

  • Einen Laptop,
  • eine UC-Anwendungssoftware,
  • ein Tischtelefon,
  • ein Smartphone und
  • ein iPad.

Jedes dieser Geräte repräsentiert einen der heute verfügbaren Endpunkte. Jedes Gerät dient einem ganz bestimmten Zweck – um damit zu kommunizieren, zusammenzuarbeiten und in Verbindung zu bleiben. Daher stelle ich mir die Frage, welches dieser Collaboration-Tools verwende ich am häufigsten? Es ist eindeutig mein Laptop mit der darauf installierten UC-Anwendung.

Als remote arbeitender freier Mitarbeiter bin ich in der Regel physisch von meinen Kollegen getrennt. Aus diesem Grund schätze ich es, dass ich mit Hilfe der Collaboration-Tools andere Personen schnell finden und mich ohne Verzögerungen mit ihnen verbinden kann. Ich weiß immer, ob meine Kommunikationspartner sich nicht im Büro befinden, bzw. wenn diese im Büro sind, aber sich gerade in einem Gespräch befinden. Eine belegte Leitung ermöglicht mir jedoch, auf Basis der Chat-Optionen trotzdem in Verbindung zu treten.

Das Rad der Evolution hat sich weitergedreht und jedes Unternehmen hat inzwischen ein eigenes Verständnis davon entwickeln, welche Funktionen für deren Kommunikation notwendig sind. Letztendlich trifft man die Auswahl der Endpunkte, wie auch in anderen Bereichen der Kommunikation, anhand des jeweiligen Anwendungsfalls. Die Frage der richtigen Endpunkte hängt immer von den jeweiligen Anwendungsfällen ab. Sicherlich wird den intelligenten Headsets die Zukunft gehören. Diese Geräte arbeiten inzwischen „kontextbewusst“. Dadurch kann man beispielsweise in einer lauten Umgebung mit dem Headset telefonieren, denn dieses erkennt und filtert durch die integrierte Headset-Software die Nebengeräusche aus und passt die Lautstärke automatisch an.

Dieser Trend wird durch das neue Angebot des „Device as a Service“ (DaaS) noch unterstützt. Dieser Service umfasst alle Aspekte der Endgeräte. Die Dienstleistung beginnt mit dem Kauf der Geräte und geht bis zum Recycling. DaaS schließt außerdem Analytik und laufende Optimierungen ein, um IT-Ressourcen freizusetzen.

Im Bereich der Collaboration unterstützt Device as a Service (DaaS) den Trend hin zu mobilen Geräten und Soft-Clients. Laut einer Umfrage von Global Data Technology wollen etwa 40 Prozent befragten Kunden diesen Weg gehen. Genauer gesagt entscheiden sich 27 Prozent für Festnetztelefone, während 15 Prozent der Befragten angaben, eine Mischung aus allen Endpunktarten installieren zu wollen. Darüber hinaus bieten die neuen Bereitstellungsmodelle – sowohl bei der Cloud-Bereitstellung als auch direkt vor Ort – flexible und einfache Preis- und Bezahlmodelle.

Fazit

Die Geschäftskommunikation verändert sich derzeit durch immer neuere Technologien (X-as-a-Service) und Angebote immer schneller. Um zu verstehen wohin sich die UC-/Cloud-Anbieter bewegen, muss man sich detailliert mit folgenden Fragestellungen auseinandersetzen:

  • Wie erfolgreich wurden die aktuell genutzten mobilen UC-Clients in den Unternehmen eingeführt?
  • Wie passt man die Endpunkte an die Anforderungen der jeweiligen Nutzergruppe an?
  • Verfügt der Anbieter über Erfahrungen mit Unternehmen, die komplett auf Schreibtischtelefone verzichtet haben?
  • Wie Entscheidungen müssen in der Praxis getroffen werden, wenn die Beschaffung der Endpunkte mit widersprüchlichen Anforderungen konfrontiert sind?

#Netzpalaver