Zukunft der Formen der Zusammenarbeit

Mathias Hein, Consultant, Buchautor, Redakteur
Mathias Hein, Consultant, Buchautor, Redakteur

Bei der Planung der Strategie für die Zusammenarbeit sollte man sich das Bild eines Meeres vor Augen halten, denn nur flüssige Konzepte lassen sich frei definieren.

Der Begriff „Team Collaboration“ ist ein bisschen ein Oxymoron, denn dieser lässt uns denken, dass es auch eine andere Art der Zusammenarbeit gäbe. Von Natur aus sind alle Formen der Zusammenarbeit teambasiert und die Tatsache, dass dieser Begriff existiert, sagt viel darüber aus, wie schwer der Begriff „UCC“ zu definieren ist.

Das Wasser wird von jedem Gegenstand „geformt“. Dabei ist es egal, ob es sich bei dem Gegenstand um eine Landmasse, um einen See oder eine Badewanne oder das Badezimmer selbst handelt. In ähnlicher Weise wird die Zusammenarbeit von den verfügbaren Tools gestaltet. Es ist egal, ob man nur eine oder viele Anwendungen nutzt oder eine UC-Plattform einsetzt, damit die Mitarbeiter im Unternehmen großartige Ergebnisse erzielen. Es gibt keinen fest vorgegebenen Weg zur „richtigen“ Zusammenarbeit, genauso wie es keine feste Form für Wasser gibt.

So wie Wasser für das Leben essentiell ist, kann es jedoch auch unter gewissen Umstände das Leben auslöschen. Werden die vorhandenen Collaboration-Tools ordnungsgemäß genutzt, kann das Unternehmen großartige Produktivitätsergebnisse erzielen. Aber genau das Gegenteil tritt ein, wenn die gleichen Werkzeuge schlecht genutzt werden oder die vorhandenen Werkzeuge für den jeweiligen Bedarf nicht ausreichen.

 

Die IT muss das Thema „Zusammenarbeit“ überdenken

Wenn man über die Zusammenarbeit nachdenkt, so wie ich über Wasser philosophiert habe, wird schnell klar, dass nichts klar ist. Ein ständig wiederkehrendes Thema in meinen Artikeln lautet: die IT-Entscheider sollten beim Thema „Zusammenarbeit“ gegenüber den herkömmlichen Kommunikationsanwendungen (Telefonie, Video oder Konferenzen) andere Aspekte berücksichtigen. Die Nutzer können die klassischen Anwendungen intuitiv handhaben und wissen wie diese genutzt werden. Das Einkreisen des Themas „Kollaboration“ ist viel schwieriger und erfordert andere Denkweisen. Da viele Anwendungen jetzt benutzerdefiniert arbeiten, muss sich die IT von dem zentralen Befehls- und Steuerungsmodell (welches bei den klassischen Technologien so gut funktioniert hat) verabschieden. Darüber hinaus muss sich die IT von den punktuellen Lösungen hin zu Plattformen oder Frameworks öffnen, da diese eine reichhaltige Mischung von Anwendungen für die Mitarbeiter bereitstellen.

Diese Veränderungen führen zur umfassenden Fragmentierung des UCC-Bereichs und die IT muss sich mit einer verwirrenden Vielzahl an Kollaborationsszenarien auseinandersetzen. Auch durch die Konsolidierung der Märkte im Jahr 2017 hat zwar die Anzahl der Anbieter reduziert, aber durch neue Einsatzszenarien die Kommunikationsmöglichkeiten nur noch vergrößert. Inzwischen herrscht kein Mangel mehr an neuen Cloud-basierten Lösungen. Natürlich müssen die großen Anbieter ihr Marktpotenzial schützen und sicherstellen, dass die kleineren Anbieter nicht zu sehr an ihrer Marktdominanz kratzen. Dies bedeutet jedoch auch, dass sie darauf vorbereitet sind, wenn die großen Außenseiter den Markt betreten. Nicht einmal die Chinesische Mauer kann sich gegen Amazon, Apple, Facebook und Google wehren.

Die großen Anbieter haben erkannt, dass der Enterprise-Markt eine weitere Möglichkeit für ein weiteres Wachstum bietet. Dieses Potenzial gilt es im Jahr 2018 zu erschließen. Der große Vorteil liegt dabei bei den neuen Anbietern. Diese müssen keine Altlasten mit sich herumschleppen. Obwohl diese Anbieter über keinerlei UCC-Historie verfügen, verfügen sie über eine nie dagewesene Freiheit, die Zusammenarbeit so zu gestalten, wie es der Markt benötigt. Die angebotenen Lösungen werden sich von den bisher verfügbaren Lösungen unterscheiden. Aus diesem Grund werden diese Anbieter einerseits innovativ agieren und andererseits die bisherigen Marktpraktiken stören. Jeder dieser neuen Anbieter wird daher einen anderen Einfluss auf die Formen der Zusammenarbeit haben. Da bei den neuen Anbietern die Collaboration nicht zum Kerngeschäft gehört, müssen auch nicht primär Umsätze gemacht werden. In vielen Fällen werden die Services kostenlos bereitgestellt oder die Services werden anhand der aktuellen Nutzung bezahlt. Dies beschleunigt natürlich deren Markteinführung.

Die neuen Collaboration-Angebote sind vollständig digital und nur aus der Cloud zu erhalten. Diese Lösungen zeichnen sich bereits durch eine durchgehende Benutzerfreundlichkeit aus und sind mit einer bereits bekannten Marke gekoppelt. Die angebotenen Lösungen werden durch künstliche Intelligenz (KI) unterstützt und sorgt dadurch für eine Zusammenarbeit über die bisherigen Grenzen der Produkte hinaus. Anstatt die Kommunikation in den Grenzen herkömmlicher UC-Systeme zu gestalten, wird die Collaboration in großen IT-Plattformen integriert und die KI wird zur Automatisierung von Aufgaben und Prozessen genutzt.

Fazit

Die Zusammenarbeit muss zukünftig als ein flüssiges Konzept verstanden und darf nicht von zu eng gefassten Produkten begrenzt werden. Der Erfolg der Collaboration hängt letztlich von der Akzeptanz der Endnutzer ab, sodass die Endnutzer zu einem Teil des Entwicklungsprozesses werden müssen. Ohne eine breite Akzeptanz durch die Endnutzer wird der Collaboration-Pfad in die Leere führen. Es gibt keinen Weg zur „richtigen“ Zusammenarbeit, genauso wie es keine feste Form für Wasser gibt. Daher müssen die für die Zusammenarbeit in den Unternehmen verantwortlichen Personen ihre Denk- und Planungsprozesse koordinieren, um eine optimale Lösung für die jeweilige Anforderung bereitstellen zu können.

#Netzpalaver