Von UC zur Team-Collaboration zum Digital-Work-Hub?

Mathias Hein, Consultant, Buchautor, Redakteur
Mathias Hein, Consultant, Buchautor, Redakteur

Weder der Begriff „Kommunikation“ noch der Ausdruck „Collaboration“ – allein oder sogar zusammen – beschreibt die IKT-Zukunft vollständig.

Im Vorfeld der jährlichen Benutzerkonferenz von Microsoft gab es wieder einmal Spekulation darüber, was das Unternehmen mit seinem Hauptprodukt „Skype for Business“ zukünftig vor hat. Natürlich gehört es zu den Aufgaben einer richtigen Marketingabteilung den entstehenden Hype und die Neugier noch zu füttern. Die wenigen konkreten Verlautbarungen des Unternehmens sollen die Interessierten noch neugieriger machen und sie sollen sich fragen, welche Rolle die UC-Plattform in einer Team-orientierten Zukunft einnimmt?

Die Frage des Augenblicks lautet für mich jedoch: Welche Position nimmt Skype for Business gegenüber Microsoft-Teams ein? Lassen sich die UC- und Team-Collaboration-Tools in Zukunft universell nutzen? Team-Chat ist einer der großen Gewinner der Entwicklung und hat sich von einer Nischenanwendung zur unternehmensweite Ressource gewandelt. Microsoft ist hier in guter Gesellschaft, denn alle UC-Anbieter sind derzeit auf der Suche nach Möglichkeiten zur Diversifizierung ihrer Lösungsportfolios.

Das Spiel mit den Namen und Begriffen

Team-Chat ist inzwischen nicht mehr nur Chat, sondern bildet die Basis für den digitalen Arbeitsplatz. Dieser digitale Arbeitsplatz stellt alle möglichen Kombinationen von Kommunikationsanwendungen (Chat, Text, Sprache, Video und einer zunehmenden Palette an Applikationen) bereit. Man könnte dieses Konzept auch als „Produktivität UC“ bezeichnen.

Natürlich verstecken die Anbieter hinter den jeweiligen Bezeichnungen viele neue Produktideen. Es ist jedoch inzwischen ein Fakt, dass die klassischen Begriffe „Communications“ und „Collaboration“ – allein oder sogar zusammen – nicht mehr als Wegweiser für die aktuellen Produkte genügen.

Im engeren Sinne dient die Kommunikation dem Austausch von Information. Information ist in diesem Zusammenhang eine zusammenfassende Bezeichnung für Wissen, Erkenntnisse, Erfahrung oder Empathie. „Austausch“ ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen gemeint; „Übertragung“ ist die Beschreibung dafür, dass dabei Distanzen überwunden werden können, oder es ist eine Vorstellung gemeint, dass Gedanken, Vorstellungen, Meinungen und Anderes ein Individuum „verlassen“ und in ein anderes „hineingelangen“. Der zunehmende Einsatz von Kommunikationstechnologien führte beispielsweise dazu, dass auch technische Aspekte in den Kommunikationsbegriff eingingen. Unter Kommunikation werden somit auch „Datenübertragung“ und in einfachen Fällen auch „Verbindung“ von Geräten verstanden.

Kommunikation ist alltäglich und verläuft scheinbar selbstverständlich, sodass sie nicht weiter problematisch erscheint. Für die meisten Situationen reicht dies auch aus; es wäre zu aufwendig, die eigene Kommunikation ständig zu hinterfragen. Erst bei Missverständnissen und Misserfolgen, die mit Kommunikation in Zusammenhang gebracht werden können, wird Kommunikation problematisiert.

Unter einer Kooperation versteht man das zweckgebundene Zusammenwirken von Handlungen zweier oder mehrerer Lebewesen, Personen oder Systeme, in Arbeitsteilung, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Ist die wechselseitige Einwirkung der Akteure nicht zweckgerichtet, spricht man hingegen von Interaktion. Kooperation führt häufig zum Nutzen für alle Beteiligten. Es gibt aber auch erzwungene Kooperation oder unter Täuschung zustande gekommene Kooperation, bei der eine Seite mehr oder alle Vorteile aus dieser Kooperation zieht und die Andere nur Kosten hat.

Kooperation ist zumindest für deren Dauer ein Zusammenschluss im Sinne von Systembildung. Es bildet sich auf einer höheren organisatorischen Ebene (zeitweise) ein neues System. Dessen Teilnehmer – die Kooperationspartner – erwarten ein der Kooperation entsprechendes Verhalten. Diese Erwartungen können als Rechte und Pflichten verhandelt und vereinbart werden. Es kann grundsätzlich zwischen zwei Grundprinzipien der Kooperation unterschieden werden:

  • Die synergetische Kooperation, in der Neues durch die Kooperation geschaffen wird, was durch die Einzelteile nicht möglich ist und
  • die additive Kooperation, in der Prozesse oder Abläufe durch die Kooperationspartner zusammengefasst werden, um einen optimierenden Effekt zu erzielen

Also müssen wir uns damit abfinden, dass derzeit der Begriff „Teams“ irgendwie die Zukunft von Skype for Business beschreibt. Dabei wird Teams intern bei Microsoft noch immer als „integrierte Zusammenarbeit“ und Skype for Business als „Unified Communications“ bezeichnet. UC hat eigentlich wenig mit Collaboration zu tun, es sei denn, man nutzt das Bildschirm-Sharing und arbeitet mit Kollegen gemeinsam an einem Dokument. Daher ist das klassische UC nur ein Mechanismus zur Bereitstellung von Sprache, Video und Instant-Messaging (IM) auf einem Client. Die Unterscheidung zwischen „Integration“ und „Vereinheitlichung“ ist eigentlich nicht mehr als Haarspalterei. Eigentlich werden diese Begriffe heute in der Alltagssprache synonym genutzt. Natürlich besteht ein gewaltiger Unterschied zwischen einer Kommunikation und einer Kooperation. Eine Zusammenarbeit zwischen Menschen erfordert somit vielfältigere Aspekte als die reine Kommunikation. Der Zusammenarbeit liegt immer der Gedanke der „Arbeitsteilung“ zugrunde, während Kommunikation nur eine Aufgabe ist.

Wo wird die Arbeit erledigt?

Wo erledigt der Anwender die Zusammenarbeit – egal ob diese „integriert“ oder „vereinheitlicht“ (unified) ausgeführt wird? Die Arbeit wird zukünftig an einem digitalen Arbeitsplatz erledigt. Unter dem Begriff des „digitalen Arbeitsplatzes“ (digital Workplace) versteht inzwischen jeder etwas Anderes. Die digitalen Arbeitsplätze stehen heute sinnbildlich für die rasanten technischen Änderungen vieler Industrien. Es geht nicht darum, den einzelnen Arbeitsplatz zu digitalisieren. Es geht auch nicht darum, die Arbeit zu digitalisieren. Es geht vielmehr darum, Informationen besser verfügbar zu machen und bereitzustellen, Geschäftsprozesse qualitativ hochwertiger und schneller abzubilden und den Menschen in die Lage zu versetzen, bessere Entscheidungen zu treffen und sich hierfür mit Kollegen oder anderen Dritten auszutauschen.

Daher sind solche Collaboration-Plattformen wie Microsoft-Teams als sogenannte „Work-Hubs“ agieren und in einer Plattform alle für die Zusammenarbeit notwendigen Werkzeuge bereitstellen. Somit besinnt sich Microsoft nur auf seine ursprünglichen Wurzeln als Entwickler von Office-Produktivitätswerkzeugen und nutzt seine Erfahrung in der Gestaltung gemeinsamer Collaboration-Räume für einen weiteren Wandel der Arbeitsumgebungen. Dabei ist es dann unerheblich, ob Teams das Skype for Business als präferierte Benutzeroberfläche verdrängt. Es geht nur darum, ob die Anwender nahtlos kommunizieren und ihre Arbeit problemloser erledigen können.

Fazit

Mark Twain sagte einmal scherzhaft: “I love Progress, but I hate Change!” Wandel können wir jedoch nicht aufhalten. Und die Angst davor ist unangebracht – es geht vielmehr darum, ihn bewusst und sinnvoll zu nutzen.

#Netzpalaver