Neue Daten, die von Threat Metrix kürzlich veröffentlicht wurden, zeigen auf, dass in den letzten 90 Tagen Cyberangriffe mit Ursprung in Europa um 50 Prozent häufiger waren gegenüber anderen Weltregionen. Europa hat damit die USA zum ersten Mal überholt. Vor allem Großbritannien und die Niederlande sind zu Cybercrime-Knotenpunkten geworden und verzeichnen ein immenses Wachstum bei Online-Betrugsringen.
Threat Metrix analysiert und schützt mehr als fünf Milliarden Online-Transaktionen pro Quartal. Der neuesten Analyse des Unternehmens zufolge, waren im 1. Quartal 2017 bislang am meisten digitale Aktivitäten zu verzeichnen, mit einigen der höchsten Niveaus an Angriffen auf der ganzen Welt: So wurden 130 Millionen Betrugsangriffe erkannt und gestoppt, was 35 Prozent mehr ist als im Vorjahr. Zudem wurden 200 Millionen Bot-Angriffe erkannt.
Bezüglich des Transaktionsvolumens liegt Deutschland hinter Großbritannien auf dem zweiten Platz. Allerdings finden – im Vergleich zu den europäischen Nachbarn – äußerst wenige Transaktionen in der Bundesrepublik auf dem mobilen Weg statt: Nur 21 Prozent des Datenverkehrs läuft über mobile Endgeräte. Die Quote an abgebrochenen Transaktionen liegt wiederum recht hoch bei stolzen 9,9 Prozent – dies liegt weit über dem europäischen Durchschnitt. Zudem wuchs die Anzahl der abgebrochenen Transaktionen im Vergleich zum Vorjahr um 57 Prozent. Dieser Anstieg belegt das wachsende Risiko bei mobilen Transaktionen. Angriffe und betrügerische Aktivitäten haben legitime Transaktionen außerdem sowohl in Deutschland als auch in Frankreich um 40 Prozent übertroffen.
Aus Großbritannien kamen der Analyse des Threat-Metrix-Network zufolge in nur 90 Tagen 17 Millionen Angriffe, was einem Anstieg um 30 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum 2016 (Januar bis März) entspricht. Die Niederlande wiesen das höchste Wachstum bei Angriffen insgesamt (50 Prozent) auf.
Unsicherheiten in der EU bieten einen Nährboden für Internetkriminalität
Die dramatische Zunahme der Angriffe mit Ursprung in Europa kann sowohl mit der zunehmenden Raffinesse betrügerischer Techniken und Werkzeuge verbunden sein als auch mit den jüngsten politischen und finanziellen Unsicherheiten in der gesamten Region.
„Angesichts viel Bewegung in ganz Europa und jetzt politischer Unsicherheit in Großbritannien nutzen Cyberkriminelle die laufenden Veränderungen im Verhalten der Bürger und der Wirtschaft. In der Abwicklung des digitalen Handels ergeben sich immer wieder Sicherheitslücken, die Betrüger schnell zu nutzen wissen“, erklärte Pascal Podvin, Senior Vice President of Operations bei Threat Metrix.
Podvin ergänzte: „Während sich die Cyberkriminalität ausbreitet und an Raffinesse gewinnt, wird die Betrugsprävention zu einer noch stärker entscheidenden Funktion, die untrennbar mit dem Gewinn und Verlust von Unternehmen im britischen Markt und anderen Märkten verbunden ist.“
Tools und Techniken des Cybercrimes sind anspruchsvoller denn je
Der Q1-Cybercrime-Report stellte auch fest, dass sich Angriffsvektoren und -muster weiterentwickeln und das Schadenpotenzial zunimmt. So war zum Beispiel eine Verbreitung von Remote-Access-Trojanern (RATs) in der Finanzdienstleistungsbranche zu verzeichnen. Diese Angriffe kombinieren Remote-Access-Software mit präzisen Social-Engineering-Angriffen. Das Fintech-Segment wurde auch von Identity-Spoofing-Attacken getroffen, die von den üppigen Kommissionierungen von Peer-to-Peer-Darlehen, globalen Überweisungen und potenziellen Schlupflöchern in neuen und aufkommenden Plattformen profitieren. Angriffe auf Medien werden zum Nährboden für Identitätsprüfung sowie gefälschte Nachrichten und Rezensionen.
„Wir haben in den vergangenen Monaten eine Reihe von hochkarätigen globalen Sicherheitsvorfällen beobachtet, die alle auf eine Sache hinweisen: Identitätsdaten sind zunehmend die Währung in der globalen Cyberkriminalität, da Betrüger gestohlene persönliche Daten verwenden, um überzeugende Identitäten zu schaffen und damit Angriffe aller Größen zu starten“, kommentierte Vanita Pandey, Vice President of Product Marketing and Strategy bei Threat Metrix.
Schwellenländer immer häufiger Ursprung von Cyberkriminalität
Neben zunehmenden cyberkriminellen Aktivitäten europäischen Ursprungs, verteilt sich der geografische Ursprung von Angriffen auch auf Schwellenländer wie Aserbaidschan, Bangladesch, Ecuador, Georgien, Guatemala, Israel, Kenia, Kuba, Marokko, Peru und Puerto Rico. Dies zeigt, dass Cyberkriminalität immer globaler und vernetzter agiert, da kompromittierte Identitätsdaten in immer mehr Ländern auf der ganzen Welt verbreitet werden.
„Angesichts von Angriffen, die immer schneller werden, ist die einzige Möglichkeit für Unternehmen, die Betrüger zu bekämpfen, genau zu erkennen, wer ihre wirklichen Kunden sind“, erläuterte Pandey. „Dies erfolgt durch die Analyse der digitalen Fingerabdrücke der Kunden in anonymisierter Weise. Unternehmen müssen die digitale Identität der Kunden auf der Grundlage dynamischer, geteilter Analysedaten erkennen und diese reichhaltigen Daten nutzen, um Risikobewertungen durchzuführen.“
Wichtige globale Ergebnisse aus dem ThreatMetrix Q1 2017 Cybercrime Report:
- Europa ist die mobilste Region mit 51 Prozent Mobiltransaktionen. 45 Prozent aller weltweiten Transaktionen stammen nun von mobilen Plattformen.
- Die mobilen Transaktionen weltweit sind in den vergangenen zwei Jahren um 400 Prozent gestiegen, mit durchschnittlich 500 Millionen monatlichen Transaktionen mehr im ersten Quartal 2017 als im Vergleichsquartal 2015.
- 80 Prozent der Transaktionen in Südamerika sind nun grenzüberschreitend.
- Spoofing-Angriffe im asiatisch-pazifischen Raum nehmen zu.
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