Business-Resilienz als Antwort auf IT-Krisen

Der Crowdstrike-Vorfall im Sommer 2024 hat gezeigt, dass herkömmliche Methoden zur Fehlerbewältigung an ihre Grenzen stoßen. Unternehmen können sich nicht länger darauf verlassen, dass ein Problem erst nach seinem Auftreten erkannt und manuell behoben wird. Stattdessen braucht es eine vorausschauende Strategie: Business-Resilienz, kombiniert mit Automatisierung und künstlicher Intelligenz, bietet die Grundlage, um IT-Störungen nicht nur schneller zu beheben, sondern sie von vornherein zu vermeiden.

Ein einziges fehlerhaftes Routineupdate eines weit verbreiteten Sicherheitsdienstes reichte aus, um innerhalb weniger Stunden zahlreiche Branchen weltweit zu lähmen. Banken, Einzelhändler und große Industrieunternehmen sahen sich mit massiven Ausfällen konfrontiert. Der Anbieter reagierte schnell mit einem Bugfix, doch in den meisten Fällen dauerte es rund zwei Tage, bis die Systeme wieder stabil liefen – bei einigen Unternehmen sogar länger. Versicherungsexperten beziffern die durchschnittlichen Schäden pro Unternehmen auf 44 Millionen Dollar. Solche Ereignisse zeigen nicht nur Schwachstellen auf, sondern sind auch eine Chance für den technologischen Fortschritt: Unternehmen können aus ihnen lernen, Prozesse optimieren und ihre digitale Widerstandsfähigkeit nachhaltig stärken.

 

Von Reaktion zu Resilienz: Der strategische Wandel

Traditionell setzen Unternehmen bei unerwarteten Ausfällen auf sogenannte „War Rooms“, in denen Teams versuchen, Fehler manuell zu identifizieren und zu beheben. Doch in einer IT-Landschaft, die durch Microservices, verteilte Systeme und Multi-Cloud-Umgebungen geprägt ist, ist dieser Ansatz nicht mehr zeitgemäß. Die steigende Komplexität macht es immer schwieriger, Störungen schnell zu lokalisieren und ihre Ursachen präzise zu analysieren.

Eine widerstandsfähige IT-Strategie geht über das reine Reagieren hinaus. Sie setzt auf vorausschauende Strukturen, die Unternehmen nicht nur vor unvorhergesehenen Problemen schützen, sondern gleichzeitig ihre Agilität fördern. Denn IT-Störungen können aus vielen verschiedenen Gründen entstehen – von Softwarefehlern über Cyberangriffe bis hin zu menschlichem Versagen. Die zentrale Herausforderung liegt darin, robuste Systeme und Prozesse zu schaffen, die solchen Risiken standhalten.

 

Transparenz, Automatisierung und Sicherheit als Säulen der Resilienz

Eine effektive Business-Resilienz-Strategie basiert auf drei zentralen Elementen: Observability, Workflow-Automatisierung und integrierter Sicherheit.

Observability sorgt für die notwendige Transparenz in komplexen Systemlandschaften. Durch die Auswertung von Logs, Metriken und Traces lassen sich Fehlerquellen frühzeitig erkennen, bevor sie kritische Auswirkungen haben. Unternehmen, die auf Observability setzen, erhalten einen präzisen Überblick über ihre Anwendungen und Services und können schneller auf Störungen reagieren.

Workflow-Automatisierung reduziert Fehler, die durch manuelle Eingriffe entstehen, und steigert die Effizienz. Moderne IT-Infrastrukturen ermöglichen es, Routineaufgaben automatisiert auszuführen – von der Bereitstellung neuer Softwareversionen bis zur intelligenten Steuerung von Incident-Management-Prozessen. Untersuchungen zeigen, dass Automatisierung den Zeitaufwand für viele IT-Prozesse um bis zu 50 Prozent senken kann.

Integrierte Sicherheit ist eine weitere essenzielle Komponente einer resilienten IT. Eine mehrschichtige Sicherheitsstrategie umfasst regelmäßige Sicherheitstests über alle Entwicklungsphasen hinweg sowie den Einsatz von Schwachstellenmanagement und proaktiven Abwehrmechanismen.

 

KI als Treiber der digitalen Widerstandsfähigkeit

Künstliche Intelligenz spielt eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung von IT-Störungen. Fortschrittliche Observability-Plattformen kombinieren prädiktive, kausale und generative KI, um sowohl Fehler zu vermeiden als auch deren Behebung zu beschleunigen.

Prädiktive KI analysiert historische Daten und nutzt maschinelles Lernen, um mögliche Störungen frühzeitig zu erkennen. Kausale KI geht noch einen Schritt weiter: Sie stellt Zusammenhänge zwischen verschiedenen Systemkomponenten her und identifiziert präzise die Ursache einer Fehlfunktion. Generative KI wiederum unterstützt IT-Teams, indem sie automatisierte Codevorschläge, Dashboards oder Handlungsanweisungen bereitstellt.

Die Kombination dieser drei Technologien wird als hypermodale KI bezeichnet. Sie ermöglicht eine tiefgehende Analyse großer Datenmengen, präzise Vorhersagen und automatisierte Lösungen, die IT-Systeme resilienter und effizienter machen.

 

Agilität als Erfolgsfaktor für widerstandsfähige IT

Resilienz bedeutet nicht nur Sicherheit, sondern auch eine flexible, agile Softwarebereitstellung. Continuous-Delivery stellt sicher, dass neue Softwareversionen schnell und automatisiert ausgerollt werden, ohne dabei die Stabilität des Gesamtsystems zu gefährden.

Doch Geschwindigkeit allein ist kein Garant für Erfolg. Werden neue Funktionen zu überhastet eingeführt, kann dies Nutzer überfordern und langfristig sogar die digitale Resilienz eines Unternehmens schwächen. Die Herausforderung liegt darin, eine Balance zwischen Innovation und Stabilität zu finden.

Observability, Automatisierung und KI sind dabei die zentralen Bausteine. Sie sorgen für eine zuverlässige, sichere und zugleich agile IT-Infrastruktur, die Unternehmen nicht nur auf künftige Herausforderungen vorbereitet, sondern sie aktiv dabei unterstützt, ihre digitale Widerstandsfähigkeit kontinuierlich auszubauen.

Von Alois Reitbauer, Chief Technology Strategist bei Dynatrace

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