Die Doppelgänger-Kampagne auf den sozialen Netzwerken rund um gefälschte Zitate von Schauspielern und Musikern führt vor Augen, wie real die Bedrohung einer Beeinflussung von politischen Meinungsprozessen ist. Es ist davon auszugehen, dass Desinformationen ein gängiges Instrument ausländischer Akteure sind, um den Ausgang der EU-Wahlen zu beeinflussen. Die Herausforderung bei Fake-News besteht nicht so sehr darin, tatsächlich eine alternative Realität zu schaffen. Meistens reicht es aus, zu einem günstigen Zeitpunkt Zweifel zu wecken, um die Meinung derjenigen zu beeinflussen, die noch nicht entschieden sind oder sich einfach leicht beeinflussen lassen. Dazu genügt eine Geschichte, die glaubhaft ist und nicht so leicht entkräftet werden kann.
Desinformationen sind ebenfalls ein gängiges Instrument, um die Polarisierung zu fördern, was wiederum ausländischen Akteuren in die Karten spielt. Das Wahlsystem des EU-Parlaments ist für diese Art der Einmischung nicht so anfällig wie etwa das britische oder das US-amerikanische System, wo es traditionell Zweiparteiensysteme gibt. Dennoch muss dieser Einfluss im Auge behalten werden.
Man kann sich nicht mehr auf Authentizität und Originalität von Informationen verlassen. Stattdessen ist ein gesundes Maß an Skepsis erforderlich, denn Inhalte lassen sich immer leichter fälschen, sind möglicherweise vollständig synthetisch erzeugt oder wurden zumindest manipuliert. Die Verfälschung der Realität wie eingangs die gefälschten Zitate von bekannten Persönlichkeiten ist eine weitere Form der Beeinflussung. Es muss sich jedoch nicht immer um komplett erfundene Nachrichten handeln. Als Maßnahme dagegen hilft, sich die Informationsquelle genau anzuschauen. Im Zweifelsfall sollten verschiedene Quellen miteinander verglichen werden. Es ist ein guter Anfang zwei oder drei Beiträge zum gleichen Thema kritisch zu lesen. Es ist ebenso sinnvoll Überlegungen anzustrengen, welche Beweggründe und Absichten die verschiedenen Quellen und Autoren verfolgen.
Zu den gängigen Mitteln der Desinformation gehören auch Videos und Bilder. Auch sie können gefälscht sein, so dass ein Vergleich der Quellen schwerer fällt. Sich an Warnsignalen zu orientieren kann zunächst helfen, z. B. wenn Details nicht ganz korrekt dargestellt sind wie zuckende Augen oder repetitiv klingende Stimmen. Doch diese Indikatoren sind lediglich eine Momentaufnahme. Noch kann auf die Körpersprache geachtet werden und darauf, ob sie natürlich wirkt oder nicht. Die Fälschungen wie Deepfakes und Voicefakes werden immer besser, auch mit dem Hilfsmittel der KI.
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