Mehr als die Hälfte der Bürobeschäftigten in Deutschland (57 Prozent) setzen generative künstliche Intelligenz, auch GenAI genannt, im Arbeitsalltag mindestens einmal pro Woche ein. Mehr als zwei Drittel (70 Prozent) nutzen die Technologie einmal im Monat oder öfter. Eine aktuelle Studie zur KI-Nutzung von Veritas Technologies unterstreicht, dass GenAI inzwischen fester Bestandteil der Arbeit in deutschen Büros ist.
Die Integration von GenAI am Arbeitsplatz bietet deutliche Vorteile, denn 41 Prozent der Befragten verzeichnen eine Produktivitätssteigerung. Hauptsächlich eingesetzt wird die Technologie zur Erstellung von Dokumenten wie Memos oder Korrespondenz (44 Prozent) sowie zur der Bereitstellung von Informationen (41 Prozent).
Obwohl KI-Tools oft für Recherchen genutzt werden, bevorzugen die meisten Arbeitnehmer nach wie vor den Austausch mit Menschen bei offenen Fragen. Kollegen (64 Prozent) und direkte Vorgesetzte (62 Prozent) werden als wichtigste Ansprechpartner betrachtet, während die KI weniger Zuspruch erhält (32 Prozent). Sogar von der Google-Suche (62 Prozent) wird sie übertroffen.
Trotz der zahlreichen Vorteile, die der Einsatz von KI mit sich bringt, gibt es auch einige Bedenken. Laut Studie befürchtet etwa die Hälfte der Befragten (51 Prozent), dass in den kommenden drei Jahren einige Stellen in ihren Unternehmen durch KI-Technologien ersetzt werden könnten. Die Sorge um die eigene Anstellung spaltet die Meinungen: Während 86 Prozent der Befragten glauben, dass zumindest die Hälfte ihrer Aufgaben potenziell von KI übernommen werden könnte, sind 14 Prozent sogar davon überzeugt, dass KI-Tools wie ChatGPT und Co. mehr als die Hälfte ihrer Tätigkeiten übernehmen könnten. Dennoch betrachten viele die Technologie als äußerst produktiv (51 Prozent) und profitabel (33 Prozent). Aber auch fehlende Richtlinien im Umgang mit KI-Tools können zur Stolperfalle für Unternehmen werden.
Nachfrage nach Regularien
Die Studie zeigt eine deutliche Kluft bei der Regulierung von KI am Arbeitsplatz. Fast die Hälfte (45 Prozent) der Beschäftigten wünscht sich klare Richtlinien oder verbindliche Regeln vom Management für den Umgang mit generativer KI. Aber knapp ein Drittel (32 Prozent) der Unternehmen bleibt in dieser Hinsicht unklar und machen keine formalen Vorgaben.
Die Mitarbeiter fordern nachdrücklich Unterstützung in dem schnell wachsenden Technologiefeld. Eine Mehrheit von 68 Prozent wünscht sich Anleitungen und Schulungen, um KI-Tools effizient und sicher nutzen zu können. Zudem sprechen sich 70 Prozent der Beschäftigten für nationale oder internationale Regulierungsmaßnahmen aus, um einheitliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Mehr als die Hälfte (51 Prozent) ist der Meinung, dass die Bedeutung und Tragweite des Themas die Entscheidungskompetenz einzelner Unternehmen übersteigt und einen breiteren, strukturierten Ansatz erfordert.
Chancen und Risiken – KI und der Datenschutz
KI bietet die Möglichkeit, den Datenschutz zu verbessern, indem Prozesse automatisiert und so manuelle Fehler minimiert werden. Sie unterstützt beispielsweise bei der Erkennung von Datenschutzverletzungen und der Entwicklung von Systemen, die die Sicherheit der Daten gewährleisten. Darüber hinaus trägt KI zum besseren Schutz personenbezogener Informationen bei, indem sie eine automatische Verschlüsselung und Anonymisierung ermöglicht und so die Datensicherheit erhöht.
Die Nutzung von KI-Technologien birgt aber auch Risiken für den Datenschutz. Es besteht das Risiko, dass die umfassenden Datenmengen, die für den Betrieb von KI-Systemen erforderlich sind, unzureichend gesichert und missbräuchlich verwendet werden. Weiterhin besteht die Gefahr, dass KI-Algorithmen bestehende Vorurteile verstärken und zu diskriminierenden Entscheidungen führen können, wenn sie mit Daten trainiert werden, die entsprechende Wertungen enthalten. Zusätzlich haben Cyberkriminelle die Möglichkeit, KI-basierte Modelle wie beispielsweise WormGPT für die Erstellung von überzeugend realistischen Phishing-E-Mails zu missbrauchen. Diese Gefahren konfrontieren Unternehmen mit enormen Herausforderungen bezüglich der Einhaltung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und unterstreichen die Notwendigkeit geeigneter Sicherheitsmaßnahmen zur Vermeidung von Strafen und weiteren Risiken.
Das Verarbeiten von urheberrechtlich geschütztem Material ohne Erlaubnis oder das Erfassen sensibler persönlicher Informationen könnte die Konformität mit der DSGVO der EU gefährden. Deshalb ist es für Unternehmen entscheidend, wirksame Vorkehrungen gegen Urheberrechtsverletzungen und Datenschutzverstöße zu treffen, um sich vor gravierenden Risiken zu schützen. Im Jahr 2023 führten Verstöße gegen die DSGVO zu Geldbußen in Höhe von durchschnittlich 2,8 Millionen Euro je Vorfall.
Was Unternehmen beachten müssen
Bei der Integration von KI-Technologien müssen Unternehmen strenge Datenschutzstandards einhalten. Dies erfordert nicht nur den Einsatz effektiver Methoden zur Anonymisierung der Daten, sondern auch eine sorgfältige Prüfung der Datenschutzrichtlinien und Löschverfahren der verwendeten Modelle und Plattformen.
Es ist wichtig, potenzielle Sicherheitsrisiken in der zugrunde liegenden Infrastruktur wie zum Beispiel der Datenspeicherung und Datenverarbeitungs-APIs zu identifizieren. Dazu gehören geeignete Sicherheitsmechanismen wie Verschlüsselung, Netzwerksegmentierung, Intrusion-Detection und genaue Zugriffskontrolle. Nur so können Datenverlust und Datendiebstahl wirksam verhindert werden.
Ein weiterer bedeutender Punkt ist der Einsatz intelligenter Systeme für adaptiven Datenschutz. Diese Systeme überwachen kontinuierlich die Aktivitäten von Benutzern und Administratoren, um potenzielle Sicherheitsverletzungen frühzeitig zu erkennen. Im Falle verdächtiger Aktivitäten werden automatisch geeignete Maßnahmen ergriffen, wie die Benachrichtigung des Sicherheitsteams und eine verstärkte Abschirmung des Datenmanagementsystems.
Nur wenn Unternehmen diese Aspekte berücksichtigen und ihre Prozesse darauf abstimmen, können sie sicherstellen, dass KI-Technologien erfolgreich implementiert und die damit verbundenen Chancen optimal ausgeschöpft werden. Die Beachtung klarer Richtlinien und effizientes Datenmanagement sind entscheidende Faktoren, um die Vorteile der Technologie für die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu nutzen.
Von Ralf Baumann, Country Manager bei Veritas Technologies.