So stellt sich ERP-Spezialist Myfactory nach der Übernahme durch Forterro neu auf

Im Dezember 2021 wurde Cloud-ERP-Anbieter Myfactory von Forterro übernommen. Nun wurden dort die Weichen organisatorisch und personell neu gestellt. Grund genug, mit Marcus Pannier, President Central Europe von Forterro, sowie Emmanuel Moritz, VP M&A Integration von Forterro und neuer Interims-Geschäftsführer von Myfactory, über die Zukunft des Unternehmens, Forterros Firmenphilosophie und die grundsätzlichen Pläne der europäischen Größe im Enterprise-Resource-Planning-Markt zu sprechen.

 

Gut ein halbes Jahr nach der Übernahme von Myfactory durch Forterro richten Sie das Unternehmen personell und organisatorisch neu aus. Was sind die Gründe dafür?

Emmanuel Moritz, VP M&A Integration von Forterro und Interims-Geschäftsführer von Myfactory

Emmanuel Moritz: Es ist keine grundsätzliche Neuausrichtung, dafür gibt es auch überhaupt keinen Grund. Wir nehmen Anpassungen zur Unterstützung des bewährten Geschäftsmodells von Myfactory vor. Damit wird von uns die Basis gelegt, dass Myfactory die Potenziale der Forterro-Gruppe – deren Know-how, Ressourcen und Kapital – für sein Business bestmöglich nutzen kann. Es geht also darum, Myfactory noch besser und erfolgreicher zu machen. Vor allem auch für unsere Kunden und Partner, denn Forterro steht für eine langfristige, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit ihnen.

 

Sie haben immer betont, dass Myfactory als eigenständige Einheit erhalten bleibt. Auch bei anderen Töchtern der Forterro-Gruppe ist das stets der Ansatz gewesen. Was sind die Gründe für diese Strategie?

Emmanuel Moritz: Myfactory ist einer der Cloud-ERP-Pioniere mit aktuell rund 2.000 Kunden, hat also schon sehr früh vieles richtig gemacht. Und das soll auch so bleiben. Alle Unternehmen, die Teil von Forterro werden, gehören in ihrem Segment zu den Marktführern und werden von ihren Kunden als Lösungsanbieter und Partner geschätzt. Es wäre nicht zielführend, daran zu rütteln. Die Aufgabe von Forterro ist es vielmehr, sie mit den Möglichkeiten der Gruppe dabei zu unterstützen, ihre bereits erarbeitete Position weiter auszubauen. Kunden von Myfactory können also auf Kontinuität vertrauen und profitieren zusätzlich von größerer Investitions- und Planungssicherheit sowie der Expertise und dem technologischen Know-how, welches ihnen ein Unternehmen wie Forterro bieten kann.

 

Was heißt das im Fall von Myfactory konkret, welche Änderungen haben Sie vorgenommen?

Emmanuel Moritz: Wir haben die Position des Country-Manager für Deutschland, Österreich und die Niederlande sowie für die Schweiz neu geschaffen. So können wir in den Heimatmärkten von Myfactory noch fokussierter und kundenorientierter arbeiten. Mit Timo Bärenklau und Jörg Holzmann – beide bereits in den vergangenen Jahren in verantwortlicher Vertriebsposition für Myfactory tätig – konnten wir die Stellen zudem hervorragend besetzen. In Deutschland und Österreich liegt ein erster Schwerpunkt der Arbeit auf dem Ausbau und der Stärkung des Geschäfts mit unseren Businesspartnern. In der Schweiz investieren wir in Kundenservice und Support. Ich selbst bin seit mehr als 20 Jahren an verantwortlicher Stelle im Enterprise-Resource-Planning-Markt tätig und hoffe daher, zum weiteren Erfolg von Myfactory beitragen zu können. Neue Cloudlösungen sowie die rasche Etablierung eines expliziten Partnermanagements stehen bei mir ganz oben auf der Agenda. Und als VP M&A Integration von Forterro ist es meine Aufgabe, die Integration von Myfactory in die Strukturen der Gruppe zu begleiten und zu fördern. Integration bei Forterro bedeutet immer, die lokale Expertise des Anbieters und sein Business mit den Mitteln der Gruppe zu unterstützen.

Marcus Pannier, President Central Europe von Forterro

Marcus Pannier: Synergien entstehen natürlich auch. Ein Beispiel: Das „myfactory Cloud ERP“ ergänzt das Angebot von Forterro im deutschsprachigen Markt perfekt. Denn Myfactory richtet sich an eher kleinere mittelständische Unternehmen; Abas, ebenfalls Teil von Forterro, ist das ERP der Wahl für fertigende mittelständische europäische Unternehmen mit internationaler Präsenz oder internationalen Ambitionen. Kunden, die früher aufgrund ihrer Ausrichtung nicht gut zu Myfactory gepasst hätten, finden dort die geeignete Lösung und den für sie richtigen Ansprechpartner. Und umgekehrt gilt das natürlich auch, wenn ein Kunde bei Myfactory besser aufgehoben ist.

 

Stichwort Abas. Seit 2019 gehört Abas zu Forterro, sodass auch der Name im deutschsprachigen Raum bekannter wurde. Aber dennoch kennt ihn nicht jeder, wer ist Forterro?

Marcus Pannier: Zunächst vielleicht einmal die reinen Fakten: Wir sind ein europäischer ERP-Anbieter mit Hauptsitz in London und regionaler Organisationsstruktur. Im Jahr 2012 gegründet, haben wir uns in aller Stille zu einem Unternehmen mit rund 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an über 40 Standorten bei 11 Töchtern in Deutschland, Frankreich, Schweden, der Schweiz, Polen und Großbritannien entwickelt. Unsere ERP-Lösungen sind bei etwa 11.000 mittelständischen Fertigungsunternehmen im Einsatz. Seit März 2022 gehören wir zur Schweizer Partners Group, einem der größten globalen Manager von Privatmarktanlagen. Zum Zeitpunkt der damaligen Transaktion wurde Forterro mit einem Unternehmenswert von einer Milliarde Euro bewertet. Und wir haben ein klares Ziel: Wir machen Forterro zum führenden Anbieter von ERP-Software für den fertigenden Mittelstand in Europa.

 

Forterro folgt dabei einer regionalen Philosophie, die sich von den meisten Wettbewerbern deutlich unterscheidet. Was versprechen Sie sich davon?

Marcus Pannier: Vorrangig dürfen sich unsere Kunden etwas davon versprechen. Wir sind überzeugt, dass deren Anforderungen in ihren konkreten Märkten am besten durch genau dafür entwickelte ERP-Lösungen erfüllt werden können. Nur wer das Umfeld von KMUs, ihre geografische Lage und ihre konkreten Bedürfnisse kennt, kann die genau dazu passenden Lösungen bieten. Oft werden Produkte unterschiedlicher Art nach Fusionen zusammengeführt und durch einen Nachfolger abgelöst. Wir halten das für falsch, denn die eine, für den gesamten Mittelstand geeignete Lösung gibt es nicht. Derartige, übergreifende Produkte sind außerdem für KMUs oft ganz einfach zu komplex und kostspielig. Forterro gliedert sich daher in drei europäische Regionen, die nah am Geschehen unserer Kunden vor Ort sind und über eine entsprechende lokale Expertise verfügen. Der mittelständische Kunde profitiert von dieser regionalen Ausrichtung, denn wir sind auf ihn fokussiert wie kein anderer Anbieter. Das beginnt bei der Produktentwicklung und reicht bis hin zum Support. All dies auf Basis langfristiger finanzieller Stärke, fundierter technischer Innovation und einem tiefen Verständnis für die Geschäftsaktivitäten des Kunden.

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