Die Europäische Kommission geht einen wichtigen Schritt in Richtung digitale Souveränität

Tobias Gerlinger, CEO bei Owncloud

Die EU-Kommission erleichtert die Veröffentlichung ihrer eigenentwickelten Software als Open Source. Das ist äußerst erfreulich. Im Sinne der Digitalen Souveränität sollte sich der Open-Source-Gedanke aber auch auf die Beschaffung erstrecken.  Ein Kommentar von Tobias Gerlinger, CEO und Managing Director von Owncloud in Nürnberg.

Die Europäische Kommission stellt die Weichen weiter auf Open-Source. So hat sie vor Kurzem neue Regelungen getroffen, die es ihren Dienststellen ermöglichen, eigene Entwicklungen deutlich schneller und unbürokratischer in Form von quelloffener Software zu veröffentlichen. Zudem können die Software-Entwickler der Dienststellen mit ihren Lösungen nun auch direkt zu anderen Open-Source-Projekten beitragen.

Dieser Schritt ist sehr erfreulich, denn der Code von Software, die mit öffentlichen Geldern für die öffentliche Verwaltung entwickelt wird, sollte grundsätzlich ebenfalls öffentlich sein. Dann können Bürger, Unternehmen und andere Behörden die Software wiederverwenden, wodurch nicht zuletzt die Geldbeutel der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler geschont werden. Was aber das Allerwichtigste ist: Die EU-Kommission stärkt damit die Open-Source-Ecosysteme – und damit die digitale Souveränität Europas. Diese Ecosysteme sind nämlich unsere einzige Chance, eine eigene leistungsfähige Digitalwirtschaft und damit echte Alternativen zu den großen US-amerikanischen und chinesischen Hyperscalern zu schaffen.

Mit den Beschlüssen der EU-Kommission sendet die Politik nun schon zum dritten Mal binnen kurzer Zeit ein wichtiges Signal in diese Richtung. Auch der Koalitionsvertrag der neuen Ampelregierung räumt der digitalen Souveränität einen hohen Stellenwert ein und legt fest, dass Neuentwicklungen von Behörden in der Regel als Open-Source beauftragt werden sollen. Die neue Berliner Landesregierung geht in ihrem Koalitionsvertag sogar noch einen entscheidenden Schritt weiter. Sie erklärt nicht nur die Absicht, speziell für die Verwaltung erarbeitete Software der Allgemeinheit unter freien Lizenzen zur Verfügung zu stellen; sie will auch bei der Beschaffung von Standardsoftware gezielt nach Open-Source-Alternativen Ausschau halten. Bleibt zu hoffen, dass die EU und die Bundesrepublik das genauso handhaben werden. Nur wenn die öffentliche Hand wo immer möglich konsequent Open-Source-Lösungen beschafft, zeigt sie, dass sie es mit der digitalen Souveränität auch wirklich ernst meint.

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