4 Herausforderungen für Connected-Cars in der Praxis

Von Connected-Cars und autonom fahrenden Autos ist aktuell viel die Rede. Doch damit sie tatsächlich in der Realität erfolgreich sein können, bedarf es einiger Voraussetzungen: Autobauer müssen sich in Zukunft als Digitalunternehmen begreifen und notwendige Infrastrukturen müssen ausgebaut werden. Selbstverständlich müssen auch Datenschutz und Sicherheit immer gewahrt bleiben. Ivo Ivanov, CEO International beim Internetknoten-Betreiber DE-CIX, hat vier der wichtigsten Herausforderungen formuliert:

 

Von der Fahrleistung zur Digitalleistung

Leistung, Beschleunigung von 0 auf 100 Stunden-kilometer, Kraftstoffart und -verbrauch – traditionell spielten Motorparameter und Fahrleistungen eine entscheidende Rolle bei der Auswahl eines PKWs. Durch die Digitalisierung, die auch bei Fahrzeugen immer weiter voranschreitet, könnte sich das künftig ändern. Studien von Deloitte und McKinsey legen nahe, dass in Zukunft die digitalen Aspekte eines Fahrzeugs eine viel größere Rolle bei der Kaufentscheidung spielen werden. Software wird zu einem wichtigen Differenzierungsmerkmal auf den Märkten werden. Dabei geht der Trend zu „Alles aus einer Hand“: klassische Autobauer werden zu Software-Entwicklern, auf der anderen Seite versuchen sich sogar Digitalpioniere wie Apple im Autobau.

 

Die Frage nach der Datenhoheit

Der Trend zum integrierten Angebot (Fahrzeug und Software vom gleichen Hersteller) ist auch vor dem Hintergrund von Datennutzung und Datenschutz zu sehen. Die Daten, die vernetzte Autos massenhaft generieren, sind ein wertvolles Asset, dass niemand leichtfertig aus der Hand geben möchte. Wichtiger aber noch ist, das Vertrauen der Kunden nicht zu gefährden. Wer sich für ein vernetztes Fahrzeug entscheidet, möchte, dass der Hersteller sorgsam mit den eigenen Daten umgeht. Sollte es hier zu Problemen kommen, wäre die Reputation etablierter Marken ernsthaft gefährdet. Ob durch Eigenentwicklung oder in Zusammenarbeit mit vertrauenswürdigen Dritten: Autobauer müssen zweifelsfrei garantieren können, dass Datenschutz und -kontrolle stets gewahrt bleiben. Der beste Weg dahin führt über eine Closed-User-Group (CUG) also ein geschlossenes, privates Ökosystem für die Vernetzung aller relevanten Parteien.

 

Der kritische Faktor Latenz

Latenzen, also Verzögerungen in der Datenübertragung, nehmen wir im Alltag beispielsweise durch ruckelnde Videos oder Online-Spiele wahr. Diese Auswirkungen sind zwar ärgerlich aber nicht kritisch. Bei vernetzten Fahrzeugen sieht das anders aus: werden beispielsweise Kommunikation und Navigation von Einsatzfahrzeugen beeinträchtigt, kann es schnell zu ernsthaften Problemen und Gefahr für Leib und Leben kommen. Sollen Autos irgendwann sogar autonom fahren, wird die Latenz zu einem entscheidenden lebenswichtigen Sicherheitsfaktor werden. Man kann es sich nicht leisten, Daten vom Auto in ein hunderte Kilometer entferntes Rechenzentrum und wieder zurück zu übertragen. Auch Daten können sich nicht schneller als das Licht bewegen und dadurch wird geographische Nähe zu einem entscheidenden Parameter, um die hohen Anforderungen autonomer Mobilität zu erfüllen. Dafür werden in Zukunft kleine, dezentrale Rechenzentren entlang wichtiger Verkehrsachsen benötigt.

Maßnahmen für Cybersicherheit

Die Fremdsteuerung eines vernetzten Autos durch Hacker gehört zu den schlimmsten vorstellbaren Schreckensszenarien der autonomen Mobilität. Was können Hersteller tun, um solche aber auch weniger dramatische Angriffe zu verhindern? Closed-User-Groups im Zusammenspiel mit Peering an einem Internetknoten sind optimal dafür geeignet, den sensiblen Datenverkehr vernetzter oder autonomer Autos gegenüber Unbefugten abzuschirmen. Bei Peering in einer sicheren Umgebung bewegt sich der Traffic nicht über das öffentliche Internet, kann darüber also auch nicht kompromittiert werden.
Fazit

Durch vernetzte und autonome Autos wird sich die Welt der Mobilität grundlegend verändern. Die Präferenzen der Verbraucher werden andere sein und daran müssen sich auch etablierte Marken anpassen, um weiterhin erfolgreich zu bleiben. Gleichzeitig müssen wir die Infrastruktur um- und ausbauen, um den steigenden Anforderungen hinsichtlich Datenübertragung und -verarbeitung gerecht zu werden. Internetknoten wie der DE-CIX, in denen alle Fäden zusammenlaufen und wo sichere Kommunikation zwischen allen Stakeholdern stattfindet, spielen dabei als digitale Daten-Hubs eine zentrale Rolle.

#DECIX