Kritische Systeme niemals ungeschützt ins Internet

Wolfgang Kurz, CEO und Founder von Indevis (

Die Angriffswelle auf Microsoft-Exchange-Server ist der zweite Security-Super-GAU nach dem Solarwinds-Hack. Zehntausende Systeme in Deutschland sind davon betroffen und wurden vermutlich schon kompromittiert. Mit einfachen Security-Maßnahmen hätte sich das vermeiden lassen. Klar ist: Unternehmen sollten die Sicherheit ihres E-Mail-Systems nicht ausschließlich dem Hersteller überlassen, sondern lieber auf Security-Spezialisten setzen. Ein Kommentar von Wolfgang Kurz, CEO bei Indevis.

Vier neue Sicherheitslücken in Microsoft-Exchange-Server sorgen seit Anfang März bei vielen Administratoren für schlaflose Nächte. Drei davon sind als kritisch eingestuft. Stehen ungepatchte Systeme ungeschützt im Internet, können Cyberkriminelle die Schwachstellen ausnutzen und in Netzwerke eindringen, um Daten zu verschlüsseln oder zu stehlen. Bereits bevor Microsoft Patches veröffentlicht hatte, kam es zu einer regelrechten Angriffswelle – und es ist davon auszugehen, dass wir viele nachgelagerte Attacken sehen werden. Denn Cyberkriminelle haben möglicherweise eine Backdoor installiert, über die sich später Malware einschleusen lässt. Solche Hintertürchen bleiben oft lange unbemerkt und werden auch gerne im Darknet an andere Hacker verkauft. Unternehmen sollten daher schnellstmöglich prüfen, ob ihre Server bereits kompromittiert wurden.

In Deutschland hat die Angriffswelle eine besonders große Tragweite, da noch viele Unternehmen Exchange-Server onpremises einsetzen. Exchange-Online ist von den Schwachstellen nicht betroffen. Offensichtlich arbeiten die Entwickler hier sorgfältiger und investieren mehr Zeit in die Absicherung. Das gibt ein bisschen zu denken, schließlich verfolgt der Software-Gigant seit einiger Zeit eine vehemente Cloud-Strategie und versucht mit allen Mitteln, Kunden zu Office 365 zu locken. Kommt ihm der Shitstorm um die Sicherheitslücken in der Onpremises-Version von Exchange-Server da nicht ganz gelegen? Kurz bevor Microsoft reagierte, ging zudem die Zahl der Angriffe sogar noch einmal in die Höhe – ganz so, als sei die Information über die anstehenden Patches geleakt worden.

 

Exchange-Server abzusichern ist kein Hexenwerk

Tatsächlich wäre es für Unternehmen verhältnismäßig einfach, Angriffe auf ihre Server zu verhindern. Dafür reichen Standard-Security-Maßnahmen aus – man muss sie nur ergreifen. Kritische Systeme sollten zum Beispiel nur über ein sicheres VPN zugänglich sein und/oder durch eine Web-Application-Firewall abgekapselt werden. Diese analysiert dann den Datenverkehr, bevor er zum Exchange Server gelangt, und blockiert verdächtige Aktionen. Moderne Security-Lösungen setzen dabei Virtual-Patching ein, eine Technologie, mit der sie Schwachstellen automatisiert auf Netzwerkebene schließen können. Sie stellen solche virtuellen Patches in der Regel innerhalb von Stunden bis spätestens zwei Tagen bereit, nachdem eine neue Schwachstelle bekannt wird. Dadurch sind Systeme schnell geschützt und Administratoren gewinnen Zeit, um ihre Server später in aller Ruhe richtig zu patchen. VPN und Web-Application-Firewalls zählen heute zu den Standardmaßnahmen, die man einsetzen sollte, bevor man ein System ins Internet stellt. Mit einem Managed-Security-Service lassen sie sich schnell und einfach auch ohne eigenes Expertenwissen realisieren.

 

Lieber auf spezialisierte Security-Anbieter setzen

Auch wenn Software-Hersteller immer damit werben, dass ihre Produkte sicher sind, wäre es ein Fehler, sich allein darauf zu verlassen. Denn Security ist für Microsoft & Co. immer nur ein nötiges, aber lästiges Beiwerk. Ihr Hauptaugenmerk liegt darauf, die Funktionalität ihrer Software zu verbessern. Wenn es um die Absicherung kritischer Systeme wie Exchange-Server geht, sollte man daher lieber auf Security-Hersteller oder Managed-Security-Services-Provider (MSSP) setzen, die sich voll und ganz auf Cybersicherheit fokussieren. Gerade für mittelständische Unternehmen ist es empfehlenswert, sich einmal von einem Security-Spezialisten beraten zu lassen. Viele sind sich zum Beispiel gar nicht bewusst, dass ihre Exchange Server über das Internet angreifbar sind. Dabei nutzen fast alle die Active-Sync-Funktionalität, um E-Mails auf mobilen Endgeräten zu synchronisieren. Der Server ist dann automatisch online erreichbar. Da die Active-Sync-Schnittstelle über die Webservices des Exchange Server laufen, ist auch diese Funktion von der Schwachstelle betroffen.

 

Prävention lohnt sich

Wer geeignete Security-Mechanismen vor seine kritischen Server schaltet, ist geschützt, wenn neue Schwachstellen in Exchange Server auftauchen. Verantwortliche müssen so nicht fieberhaft auf Hersteller-Patches warten, um diese unter Hochdruck einzuspielen. Zumal hier sensible Daten auf dem Spiel stehen und das Patchen des E-Mail-Systems aufwändig ist. Die gute Nachricht ist: Standardapplikationen wie Exchange lassen sich unkompliziert mit Standard-Security-Lösungen absichern. Ein MSSP hilft dabei, geeignete Maßnahmen schnell und einfach umzusetzen.

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