Lazarus steckt hinter dem Verschlüsselungstrojaner VHD-Ransomware

Während der Analyse zweier Fälle der VHD-Ransomware bei Angriffen in Europa und Asien konnten Kaspersky-Forscher diese der berüchtigten nordkoreanischen APT-Gruppe Lazarus zuordnen. Sowohl die Entwicklung von Ransomware als auch der finanziell-motivierte Hintergrund davon, deuten auf einen Strategiewechsel der Gruppe hin; beides ist für eine staatlich geförderte APT-Gruppe höchst ungewöhnlich.

Im März und April 2020 gab es erste Berichte über die sogenannte VHD-Ransomware , die sich durch ihre Selbstreplikationsfähigkeit auszeichnet und darauf abzielt, Geld von ihren Opfern zu erpressen. Die Verwendung eines mit opferspezifischen Anmeldeinformationen kompilierten Programms zur Verbreitung der Malware ähnelt dabei dem Vorgehen bei APT-Kampagnen. Kaspersky-Forscher konnten nach der Analyse eines Vorfalls, bei dem die VHD-Ransomware in enger Verbindung mit bekannten Lazarus-Tools gegen Unternehmen in Frankreich und Asien eingesetzt wurde, die Ransomware mit der APT-Gruppe Lazarus in Verbindung bringen.

 

Backdoor des Multi-Plattform-Malware-Frameworks MATA entlarvt Hintermänner

Zwischen März und Mai 2020 führten Kaspersky-Experten zwei voneinander unabhängige Untersuchungen im Zusammenhang mit der VHD-Ransomware durch. Bei dem ersten Vorfall in Europa gab es kaum Hinweise darauf, wer hinter den Angriffen steckt, allerdings ähnelten die Verbreitungstechniken denen von APT-Gruppen. Generell stimmte der Angriff nicht mit der üblichen Vorgehensweise bekannter Gruppen, die es auf große und bedeutende Ziele abgesehen haben, überein. Darüber hinaus gab es nur eine sehr begrenzte Anzahl an Malware-Samples der Ransomware und öffentlich gemachter Fälle, was darauf hindeutet, dass diese Malware-Familie wohl nicht, wie üblich, auf Untergrundforen in großem Umfang gehandelt wird.

Bei dem zweiten Angriff, bei dem VHD-Ransomware zum Einsatz kam, konnte jedoch die Infektionskette nachvollzogen werden; die Forscher konnten die Malware so mit der Lazarus-Gruppe in Verbindung bringen. Die Hintermänner des Angriffs nutzten unter anderem eine Backdoor, die Teil des Multi-Plattform-Frameworks MATA – über das Kaspersky erst kürzlich detailliert berichtete – ist und aufgrund von Ähnlichkeiten im Code und der Tools dieser APT-Gruppe zugeordnet werden kann. Laut Daten der Kaspersky-Telemetrie befanden sich die vom MATA-Framework infizierten Opfer in Deutschland, Polen, der Türkei, Korea, Japan und Indien.

Diese Erkenntnisse legen nahe, dass Lazarus hinter den bisher entdeckten VHD-Ransomware-Kampagnen steckt. Die verwendete Ransomware entwickelte und betrieb die Gruppe selbst, was recht ungewöhnlich im Cybercrime-Milieu ist.

„Wir wussten, dass die Aktivitäten von Lazarus stets auf finanziellen Gewinn ausgerichtet waren, aber seit WannaCry gab es von der Gruppe keine Ransomware-bezogenen Aktivitäten“, kommentiert Ivan Kwiatkowski, Sicherheitsforscher beim Global Research and Analysis Team (GReAT) von Kaspersky. „Es ist zwar offensichtlich, dass die Gruppe die Effizienz anderer Cyberkrimineller mit diesem überfallartigen Ansatz für Ransomware nicht erreichen kann, allerdings ist es besorgniserregend, dass sie sich dieser Art von Angriffen zugewandt hat. Die globale Ransomware-Bedrohung ist bereits groß genug und hat häufig erhebliche finanzielle Auswirkungen auf die Opfer – teilweise gehen sie bankrott. Die Frage, die wir uns stellen müssen, ist, ob diese Angriffe ein einmaliges Experiment oder Teil eines neuen Trends sind und ob sich private Unternehmen daher Sorgen machen müssen, Opfer staatlich geförderter Bedrohungsakteure zu werden. Unabhängig davon müssen sich Unternehmen im Klaren darüber sein, dass Datenschutz wichtiger ist als je zuvor. Die Erstellung von Backups wesentlicher Daten und die Investition in reaktive Abwehrmechanismen sind ein absolutes Muss.“

 

Kaspersky-Tipps zum Schutz vor Ransomware-Angriffen

Mitarbeiter darin schulen, wie Ransomware durch Phishing verbreitet wird und worauf Mitarbeiter achten sollten, um Kompromittierungen durch Ransomware zu vermeiden. Spezielle Schulungskonzepte wie die Kaspersky-Automated-Security-Awareness-Platform können hierbei helfen.

  • Unternehmen sollten sicherstellen, dass alle eingesetzten Softwarelösungen, Anwendungen und Systeme immer auf dem aktuellsten Stand sind. Der Einsatz einer Security-Lösung mit Schwachstellen- und Patch-Management-Funktionen wie Kaspersky-Vulnerability-and-Patch-Management hilft dabei, noch nicht gepatchte Schwachstellen im eigenen Netzwerk zu identifizieren.
  • Regelmäßig Cybersicherheitsaudits der eigenen Netzwerke durchführen und entdeckte Schwachstellen beseitigen.
  • Alle Endpunkte und Server sollten mit einer umfassenden Lösung geschützt werden. Eine entsprechende Lösung wie Kaspersky-Integrated-Endpoint-Security kombiniert Endpunktsicherheit mit Sandbox- und EDR-Funktionalität und ermöglicht so einen Schutz vor bekannten und unbekannten Bedrohungen.
  • Das Sicherheitsteam sollte stets über aktuelle Threat-Intelligence-Daten verfügen, um über neue und aufkommende Tools, Techniken und Taktiken von Bedrohungsakteuren und Cyberkriminellen auf dem Laufenden zu sein.
  • Ransomware ist eine strafbare Handlung. Unternehmen, die zum Opfer werden, sollten deshalb niemals auf Lösegeldforderungen eingehen und nicht zahlen. Stattdessen sollte der Vorfall den örtlichen Strafverfolgungsbehörden gemeldet werden. Darüber hinaus gibt es kostenfreie Entschlüsselungs-Tools unter https://www.nomoreransom.org/en/index.html, die die Daten gegebenenfalls wiederherstellen können.

Weitere Ergebnisse der Analyse sind verfügbar unter:  https://securelist.com/lazarus-on-the-hunt-for-big-game/97757/

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