Homeoffice – nur ein Krisenthema?

Georg Thoma, Geschäftsführer bei Sysob

Die aktuelle Pandemie stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen: Immer mehr Menschen arbeiten von zu Hause. Georg Thoma, Geschäftsführer des Value-Added-Distributors Sysob, erklärt, welche Maßnahmen Fachhändler und Systemhäuser jetzt treffen sollten, um bei ihren Kunden nicht nur in Krisenzeiten die Geschäftsprozesse aufrecht zu erhalten, sondern die Fernarbeit auf Dauer zu ermöglichen.

 

Noch nie zuvor hat es in der DACH-Region eine solch hohe Anzahl an Homeoffice-Arbeitsplätzen gegeben. Mit welchen Herausforderungen sehen sich Unternehmen konfrontiert?

Viele Betriebe können ihren Mitarbeitern das Arbeiten von zu Hause nicht auf Anhieb ermöglichen, da die erforderliche Infrastruktur fehlt. Das beginnt schon bei der Internetverbindung. Denn in der Regel haben Arbeitnehmer, die zuvor immer ins Büro gefahren sind, keine vollständig ausgestattete digitale Arbeitsumgebung zu Hause. Sie müssen also in ihrer Wohnung einen ruhigen Ort finden, wo sie ihren Arbeitsplatz einrichten. Hierbei fällt oft auf, dass in diesem Bereich keine zuverlässige WLAN-Versorgung gegeben ist. Ohne sie kann jedoch kein Mitarbeiter produktiv arbeiten. Denn das Netz muss auch unter hoher Auslastung etwa durch Videokonferenzen, Livestreaming oder Remote-Verbindungen nonstop verfügbar sein. Für Fachhändler gilt es also, Unternehmen dabei zu unterstützen, eine stabile WLAN-Abdeckung auch im Homeoffice einzurichten. Hier bietet sich die Installation professioneller Access-Points an, beispielsweise von unserem Herstellerpartner Alcatel-Lucent Enterprise. Durch eine zentrale Verwaltung können Administratoren die Geräte leicht aus der Ferne einrichten, in Zukunft weitere Heimarbeitsplätze flexibel ergänzen oder Updates flächendeckend durchführen. Außerdem ermöglicht das Network-Management-System auch Security- und Workload-Steuerungen wie Richtlinienkonfigurationen oder Echtzeit-Anwendungsüberwachungen. Damit sind Unternehmen in puncto WLAN auch langfristig für ein performantes und sicheres Homeoffice gerüstet.

 

Wie können Mitarbeiter aus dem Remote-Office auf ihre Daten zugreifen?

Einige Tätigkeiten lassen sich auch unabhängig vom festen Arbeitsplatz im Büro erledigen. Trotzdem ist es unverzichtbar, dass Unternehmen einen Remote-Access einrichten, sodass Mitarbeiter jederzeit auf wichtige Daten und Ressourcen im Firmennetzwerk zugreifen können. Homeoffice-Arbeitsplätze werden erst durch eine Remote-Desktop-Lösung voll funktionsfähig. Wir verzeichnen aktuell eine sehr hohe Nachfrage in diesem Bereich. Im Portfolio haben wir die Softwarelösung Thinstuff-XP/VS Server, die aus einem Windows-PC einen vollwertigen Terminalserver macht. Eine unbegrenzte Anzahl an Nutzern kann gleichzeitig darauf zugreifen und erhält Zugang zu Daten und Anwendungen – egal von welchem Standort und ganz ohne aufwendige Implementierung neuer Hardware. Vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen stellt dies eine flexible und kostengünstige Lösung dar, um mit bestehenden Windows Workstations schnell und einfach Remote-Arbeitsplätze für Mitarbeiter im Homeoffice zu errichten.

 

Das Arbeiten von zu Hause oder unterwegs macht Unternehmen zu einem einfacheren Ziel für Hacker. Warum ist das so und wie können Security-Lösungen dem entgegenwirken?

Ja, das stimmt. Mobiles Arbeiten stellt ein höheres Sicherheitsrisiko für Unternehmen dar. Das liegt unter anderem daran, dass aktuelle Security-Standards außerhalb der Organisation weniger eingehalten werden. So ist beispielsweise auf dem Laptop nicht unbedingt eine professionelle Antiviren-Lösung installiert, notwendige Updates fehlen oder die Übertragung sensibler Unternehmensdaten ist nicht ausreichend geschützt. Hier sind die Arbeitgeber gefragt, durchgängige Sicherheitskonzepte einzuführen. Sie müssen nicht nur ihr Netzwerk schützen, sondern auch die Endpunkte verwalten, den Zugriff auf die Cloud sichern und die Identität interner und externer Nutzer überprüfen. Empfehlenswert ist der Einsatz einer Netzwerkzugangskontrolle, die dafür sorgt, dass nur autorisierte Personen und Endgeräte von außen auf die Unternehmens-IT zugreifen können. Unser neuer Herstellerpartner Pulse Secure bietet das ganze Spektrum von SSL-VPN über richtliniengestützte Zugriffsverwaltung bis hin zu Containerbildung auf BYOD-Geräten, damit private und geschäftliche Daten strikt getrennt bleiben. Clavister hat außerdem eine klassische „Homeoffice-Firewall“ im Sortiment, die besonders leicht zu installieren ist und sich deshalb speziell für Kunden im KMU-Umfeld eignet. Ergänzt wird sie durch darauf abgestimmte Management- und Analysetools sowie Lösungen zum Identity-and-Access-Management. Im Fokus steht immer der ganzheitliche Ansatz – denn der ist entscheidend, um mobiles Arbeiten auf Dauer abzusichern.

 

Gestohlene Passwörter stellen eines der größten Sicherheitsprobleme dar. Wie können Reseller ihre Kunden schützen?

Oft sind sensible Daten nur durch ein einfaches Passwort geschützt, wodurch das Unternehmen äußerst anfällig für Phishing oder Man-in-the-Middle-Angriffe ist. Hier bringt die zusätzliche Nutzung von Hardware-Token für die Multi-Faktor-Authentifizierung ein hohes Maß an erweiterter Sicherheit. Identity-and-Access-Management ist für uns als Security-Distributor ein ganz zentrales Thema, das im aktuellen Homeoffice-Boom wegen der vielen mobilen Netzwerkzugriffe noch stärker an Bedeutung gewinnt. Gerade in diesem Bereich wird deutlich, dass wir dem Channel nicht Insel-Produkte, sondern umfassende Lösungsszenarien bieten. Ein Beispiel ist die Okta-Identity-Cloud, die sowohl Schutz für Identitäten als auch einen sicheren Zugriff auf zahlreiche Cloud-Applikationen und lokale Infrastrukturkomponenten bereitstellt. Zu nennen sind hier sicherlich ebenso die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Yubico-Lösungen. Die Hardware-Token lassen sich auch mit Angeboten unserer anderen Hersteller kombinieren, so beispielsweise mit Password Safe. Der Passwortmanager von Mateso ermöglicht die zentrale und sichere Verwaltung von Passwörtern, Identitäten, Kunden- sowie Lizenzdaten und vielen weiteren Informationen.  Darüber hinaus ergänzen die Security-Keys von Yubico als zweiter Sicherheitsfaktor die PIN-Eingabe, liefern IAM-Lösungen eine zusätzliche Schutzebene und sorgen zusammen mit Clavister für einen sicheren VPN-Zugriff. Dies alles zeigt: In unseren Kernsegmenten WLAN, Serverbased-Computing und Security sind aufeinander abgestimmte Lösungen die Basis für ein langfristiges und sicheres Homeoffice

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Wird die aktuelle Krise nach Ihrer Ansicht die Arbeitsweise in Zukunft verändern?

Ja, auf jeden Fall. Die Zahlen der Homeoffice-Arbeitsplätze springen gerade schlagartig in die Höhe. Das wird natürlich nach der Krise wieder etwas abflachen. Jedoch bin ich fest davon überzeugt, dass sich künftig immer mehr Unternehmen für das mobile Arbeiten entscheiden werden, denn dafür bietet es einfach zu viele Vorteile. Zum einen steigt die Produktivität der Mitarbeiter nachweislich. Zusätzlich fällt das Pendeln weg, wodurch auch diese Zeit effektiv genutzt werden kann. Für die Belegschaft hat das mobile Arbeiten derweil auch Vorteile in Bezug auf die Work-Life-Balance. Weil beide Parteien – Arbeitgeber und Arbeitnehmer – von Remote-Offices profitieren, bin ich sehr zuversichtlich, dass auch in Zukunft viele Homeoffice-Arbeitsplätze bestehen bleiben. Und genau deswegen ist jetzt der richtige Zeitpunkt für Fachhändler und Systemhäuser, ihr Geschäftsmodell auf diese langfristige Veränderung der Arbeitswelt auszurichten und dementsprechend Kundenkontakte zu knüpfen oder zu stärken.

#Sysob