Infrastrukturen für hybride Rechenzentrums-Architekturen war das zentrale Thema von Schneider Electric zur diesjährigen Cebit. Netzpalaver sprach mit Karin Hernik, Regional Channel & SMB Team Manager von Schneider Electric, über die konzeptionelle Architektur hybrider RZ-Architekturen, die Auswirkungen auf Cloud- und Edge-Datacenter, deren Verbund sowie die notwendigen technischen Vorraussetzungen dafür.
Netzpalaver: Welche Trends bestimmen den Messeauftritt von Schneider Electric dieses Jahr hier auf der CEBIT 2018?
Karin Hernik: Wir sehen auf dem US-amerikanischen Markt seit einigen Jahren eine verstärkte Nachfrage nach Edge-Lösungen. Marktprognosen gehen aktuell von einer jährlichen Steigerungsrate von 20 bis 30 Prozent aus – vor allem im Zusammenspiel mit Hyperkonvergenz. Da die meisten IT-Trends etwas zeitverzögert in Deutschland ankommen, ist es gerade für Unternehmen mit aktuellen Digitalisierungsvorhaben wichtig, sich frühzeitig mit den neuen Möglichkeiten von hybriden RZ-Architekturen auseinanderzusetzen
Netzpalaver: Was sind hybride RZ-Architekturen und wie sind sie aufgebaut?
Karin Hernik: Die Auslagerungen von Anwendungen in die Cloud gehört auch in deutschen Unternehmen zum festen Bestandteil einer ausgewogenen IT-Strategie. Ein Großteil der Applikationen konnten in den vergangenen Jahren bereits kostengünstig in die Cloud verschoben werden. Einige Kernbereiche sind jedoch zu sehr in den lokalen Betrieb integriert, latenzkritisch oder haben schlicht zu hohe Bandbreitenanforderungen, um sie in der Cloud bereitzustellen. In solchen Fällen verbinden hybride RZ-Infrastrukturen die Vorteile von On-Premise und Cloud-Computing, indem sie die hohe Rechen- und Speicherleistung von zentralen Großrechenzentren mit der örtlichen Nähe regionaler Datacenter kombinieren.
Netzpalaver: Welche Rolle spielt die Edge bei diesem Konzept?
Karin Hernik: Die Edge entspricht der untersten Hierarchieebene innerhalb einer hybriden Rechenzentrumsarchitektur. Sie besteht aus einer Vielzahl von kleineren, lokalen Datacentern – meist in Form von vorkonfigurierten Microrechenzentren – die mit den jeweiligen regionalen Rechenzentren verbunden sind. Edge-Computing erfüllt dabei je nach Ausprägung unterschiedliche Aufgaben. Im Bereich Cloud-Edge sind zentralen Cloud-Rechenzentren kleinere IT-Standorte geografisch vorgelagert, um die Rechenleistung näher zum Anwender zu bringen und Latenzzeiten und Bandbreiten zu verbessern. Die sogenannte Device-Edge verbindet moderne Fertigungs- und Produktionsanlagen mit der Cloud. Sie kommt vorwiegend im Industrial-IoT-Bereich zum Tragen und wird beispielsweise für die laufende Zustandsüberwachung von Maschinen eingesetzt sowie für die Aufbereitung und Analyse von Produktionsdaten.
Netzpalaver: Gibt es im Edge-Umfeld spezielle Anforderungen an die physikalische Infrastruktur?
Karin Hernik: Gerade im industriellen Umfeld gibt es oft hohe Vorgaben hinsichtlich des Staubschutzes und der Geräuschdämmung. Aufgrund der Wartungseffizienz und der Verfügbarkeit empfehlen wir im Edge-Umfeld grundsätzlich den Einsatz vorkonfigurierter und standardisierter Mikro-Rechenzentren. Lösungen auf Basis unserer Micro Data Center (DC) Xpress Serie etwa, können aus einem oder mehreren Racks bestehen und lassen sich als eigenständige, geschlossene IT-Infrastrukturen betreiben. Kühlung sowie Stromverteilung und Netzwerkanbindung sind hier bereits integriert. Weitere Funktionen wie Zutrittsschutz, Brandunterdrückung, EMV-Abschirmung und USV-System lassen sich ebenfalls individuell vorkonfigurieren. Zudem sind Edge-Architekturen meist typische Lights-Out-Umgebungen. Das heißt sie werden weitestgehend ohne IT-Personal betrieben, so dass zuverlässige Fernwartungsmöglichkeiten unabdingbar sind.
Netzpalaver: Fernwartung ist hier ein sehr gutes Stichwort. Müssen USV-Systeme künftig intelligenter werden, um mit der voranschreitenden Dezentralisierung durch Edge-Computing Schritt zu halten?
Karin Hernik: Absolut, Connectivity ist ein wichtiger Faktor für den kosteneffizienten Betrieb von Edge-Standorten. Damit auch die für die Verfügbarkeit entscheidende USV-Technik innerhalb von dezentralisierten IT-Umgebungen managebar bleibt, sind dringend neue Kommunikationsschnittstellen gefordert. Einen ersten Schritt in diese Richtung gehen wir hier bereits. Mit SmartConnect haben wir kürzlich eine neue USV-Serie vorgestellt, die ein ab Werk integriertes Cloud-Monitoring bietet – und das quasi Out-of-the-Box.
Netzpalaver:Was verbirgt sich hinter Smart-Connect und welche Vorteile bietet die neue Technik?
Karin Hernik: Die Technik hinter Smart-Connect basiert auf dem cloudfähigen Ecostruxure-IT-Infrastrukturmanagement von Schneider Electric. Der Datenaustausch mit der Plattform erfolgt verschlüsselt und über eine dedizierte Netzwerkschnittstelle an der USV. Zum Funktionsumfang gehören unter anderem automatische Statusbenachrichtigungen, Empfehlungen für Batteriewechsel und Wartung sowie Firmware-Updates. Dank der Cloud-Anbindung ist keine Softwareinstallation erforderlich, auch SNMP-Kenntnisse oder spezielle Gateways werden so nicht mehr benötigt. Besonders interessant für das Edge-Umfeld ist zudem die direkte Integration in die Remote-Management-Lösungen von Kaseya oder Connectwise.
Netzpalaver: Welche Entwicklungen bietet die Batterietechnik hinsichtlich verteilter IT-Umgebungen und Edge?
Karin Hernik: Mittlerweile ist der Einsatz von fortschrittlichen Lithium-Ionen-USVs nicht mehr nur großen Datacentern vorbehalten. Einphasige Systeme, wie die kürzlich vorgestellte APC-Smart-UPS mit Lithium-Ionen-Technik, sind prädestiniert für den Einsatz innerhalb von kleineren Edge-Standorten. Während herkömmliche Batterien alle drei bis sechs Jahre ausgetauscht werden müssen, halten Lithium-Ionen-Akkus durchschnittlich zehn Jahre. Außerdem lassen sich die Systeme problemlos bis zu einer Temperatur von 40 Grad betreiben. Das kann immense Auswirkungen auf die Cooling-Anforderungen, die durchschnittliche IT-Verfügbarkeit und auf die Wartungskosten haben.
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