Branche will beim Glasfaserausbau intensiver zusammenarbeiten

optical-fibers-586952_1920Unter das Motto „Gigabit on Air“, die jederzeitige und ubiquitäre Verfügbarkeit von hochleistungsfähigem Breitband als zentrale Konnektivitätsanforderung an alle digitalen Prozesse, hatte der Bundesverband Glasfaseranschluss (BUGLAS) sein diesjähriges Sommerfest am 4. Juli 2017 in Norderstedt gestellt. Mit Sitzungen aller Arbeitskreise des Verbands, einer Mitgliederversammlung der mittlerweile über 80 im BUGLAS organisierten Unternehmen, einem hochspannenden nachmittäglichen Konferenzprogramm und der abendlichen traditionellen Fiber Night sowie fast 200 Teilnehmern von Unternehmen, Verbänden, Politik und Medien war die Veranstaltung wie in den beiden Vorjahren ein zentraler Treffpunkt der deutschen Glasfaser-Branche. Für die Keynote der BUGLAS-Fiber-Night war eigens der neue schleswig-holsteinische Innenminister Hans-Joachim Grote angereist.

BUGLAS-Präsident und Wilhelm.tel-Geschäftsführer Theo Weirich hatte das Kongressprogramm mit einem Überblick über die zentralen Herausforderungen für die deutsche Glasfaserbranche (FttB/H, Fiber to the Building/Home) eröffnet. Danach erläuterte Timo von Lepel, Geschäftsführer von NetCologne und neues Mitglied im Vorstand des Verbands, in einem Impuls-Statement die durch die Digitalisierung bedingten Änderungen in allen Formen der Kommunikation und zeigte auf, dass die Branche mit ihren Ausbauanstrengungen und den von ihnen errichteten Netzen entscheidend daran beteiligt sei, die Zukunft der Kommunikation proaktiv zu gestalten. An der sich anschließenden Panel-Diskussion „Kooperationen 2.0 – künftig gemeinsam für den Glasfaserausbau?!“ nahmen neben von Lepel BUGLAS-Vizepräsident und M-net-CTO Michael Fränkle, der Deutsche Glasfaser-Geschäftsführer Uwe Nickl, 1&1-Chef Martin Witt sowie Jürgen Lück, Vice President Akquisition Breitband-Kooperationen bei der Telekom, teil.

DruckLück betonte den hohen Stellenwert des Themas Kooperationen für die Telekom und wies auf die beiden Wholebuy-Vereinbarungen mit Innogy und NetCologne hin. Künftig wolle sein Unternehmen mit weiteren Partnern neue Wertschöpfungsmodelle aufbauen. Nickl machte klar, dass es für Kooperationen eines hochleistungsfähigen Netzes und einer starken Marke bedürfe. Die Deutsche Glasfaser sehe sich als Infrastrukturerrichter und sei offen für Open Access. Witt unterstrich die Bedeutung von 1&1 dabei, zusätzliche Last auf die Netze zu bringen. Bei neuen Glasfasernetzen könne die Regulierung ein Stück weit zurückgedreht werden, eine Marktaufsicht sei aber weiterhin nötig. Kooperationspartner müssten die jeweiligen Entgelte bilateral festlegen können. Für Fränkle bedeutet Kooperation, die er treffend mit „Co-opetition“ bezeichnete, vor allem Auswahl für den Kunden. Glasfaser müsse regulatorisch anders behandelt werden als Kupfer. „So wenig Regulierung wie möglich, so viel wie nötig“, lautet sein Credo. Von Lepel machte klar, dass die Amortisierung von Netz-Investitionen in Kooperationen tendenziell einfacher sei. NetCologne habe hier beispielsweise mit kommunalen Partnern sehr gute Erfahrungen gemacht.

Lück stellte in der von Atenekom-Geschäftsführer Tim Brauckmüller moderierten Runde auf die Notwendigkeit von Verhandlungen „auf Augenhöhe“ bei den Vorleistungsentgelten in Kooperationen ab. Nickl lobte den allgemein feststellbaren Wandel hin zur Gigabit-Gesellschaft. Den dafür notwendigen Glasfaserausbau in der Fläche werde es aber in Deutschland ohne Kooperationen nicht geben. Lück nannte dazu den Abbau von Regulierung als ein wichtiges Signal für die Telekom und alle investierenden Netzbetreiber. Witt betonte, dass unterschiedlich hohe Vorleistungspreise in Stadt und Land bei Kooperationen Berücksichtigung finden müssten. Einig waren sich die Teilnehmer der Panel-Diskussion dahingehend, dass die zentrale Herausforderung darin besteht, gemeinsam Last auf die neuen Netze zu bringen. Einem Überbau von Netzen wurde eine Absage erteilt. Auf dem Weg dorthin, so von Lepel, könne ein Konsens hinsichtlich der Ausbauplanung ein wesentlicher Baustein sein. Lück sprach sich diesbezüglich zum Abschluss der Panel-Diskussion für Infrastrukturwettbewerb aus.

Software Defined Access ist nach Darstellung des weltweit zu den Technologieführern zählenden Ausrüsters ADTRAN der Schlüssel zum Breitbandnetz der Zukunft. Werner Heinrich, bei ADTRAN für das Produktmanagement verantwortlich, skizzierte in seinem Blick auf die Technologie-Perspektiven, wie TK-Anbieter sich beim Aufbau moderner Netze durch offene, Software-zentrische Architekturen unabhängig von der Hardware einzelner Anbieter machen und damit schnellere Innovationszyklen und beträchtliche Kosteneinsparungen erzielen können. Zudem werde der Betrieb des Netzes so flexibel, dass die Markteinführung und Einrichtung neuer Dienste dramatisch beschleunigt werden könnten. Schließlich ließen sich mit Software Defined Access das Netzwerkmanagement und die Benutzerfreundlichkeit verbessern und die Fehlerbehebungszeiten deutlich verkürzen.

Das abschließende Politik-Panel befasste sich mit dem Themenblock „Breitbandpolitik 2017 ff. – Weichenstellungen für die digitale Zukunft Deutschlands“. Unter der Moderation von Florian Braun, Mitglied des Landtags von Nordrhein-Westfalen, diskutierten Anke Domscheit-Berg (Die Linke), Carsten Ovens (CDU), Tabea Rößner (Bündnis 90, die Grünen), Jimmy Schulz (FDP) und Alexander Wagner (SPD). Während die die aktuelle große Koalition bildenden Parteien erwartungsgemäß eine positive Bilanz der Breitbandpolitik der vergangenen vier Jahre zogen, übten die derzeit in der Opposition beziehungsweise nicht im Parlament befindlichen Parteien teils heftige Kritik an dem, was in dieser nun ablaufenden Legislaturperiode erreicht wurde. Einigkeit bestand dahingehend, dass für Deutschland ein flächendeckender Glasfaserausbau angestrebt werden muss, hinsichtlich Ausmaß und Zeitpunkt der Erreichung der Flächendeckung gingen die Meinungen jedoch wieder stark auseinander.

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