Wie teuer der Glasfaserausbau wirklich ist

digital optical data cable in a data vortex
„digital optical data cable in a data vortex“

Bisher ist der Glasfaserausbau in Deutschland oft an zu hohen Tiefbaukosten gescheitert. Neuste Studienergebnisse der MICUS Strategieberatung  in Kooperation mit der Jade Hochschule Wilhelmshaven belegen, dass die Kosten für den Glasfaserausbau auf die Hälfte sinken, wenn innovative Verlegeverfahren zum Einsatz kommen. Zeit zum Nachrechnen.

Ein zukunftsfähiges Telekommunikationsnetz wird es nur durch die Glasfaser als FTTB (Fiber-To-The-Building) geben. Soweit besteht Einigkeit in Politik, Wirtschaft und Verwaltung. Doch vom flächendeckenden Ausbau des Breitbandnetzes ist man in Deutschland weit entfernt. Der Ausbau scheitert vielerorts auch an den vermeintlich hohen Kosten für die Glasfaserverlegung. Dabei gibt es bislang nur unzureichend bekannte Alternativen zu offenen Verlegeverfahren. Die aktuelle in Kooperation mit der Jade Hochschule Wilhelmshaven entstandene Studie der MICUS Strategieberatung schließt diese Lücke. Sie zeigt Kommunen und Kreisen auf, welches die geeigneten Verlegeverfahren und die günstigste Leerrohrbauart für sie ist. Wichtigstes Ergebnis: Alternativen reduzieren die Kosten der heute üblichen offenen Verlegeverfahren um 50 Prozent. Hier tun sich enorme Einsparpotenziale auf, denn beim Glasfaserausbau entfallen rund 70 bis 80 Prozent der Kosten auf die damit verbundenen Tiefbauarbeiten.

Ausgangssituation der Studie

Bisher überwiegen die offenen Bauweisen, grabenlose oder alternative Verfahren hingegen führen immer noch völlig zu Unrecht ein Nischendasein. Experten schätzen, dass heute nur 15 bis 20 Prozent aller Neuverlegungen in grabenloser Bauweise erfolgen, obwohl es nicht an Alternativen mangelt. Die Autoren der Studie haben sich der Frage gewidmet, ob es die eine beste Verlegetechnik gibt, oder ob sie situationsbedingt ausgesucht werden müssen. Die Studie will Planern, Beratern oder Kommunen Entscheidungshilfen an die Hand geben, um die Kosten von Planung und Bau des Glasfasernetzes zu reduzieren.

Die Ergebnisse im Überblick

Das eine, optimale Verlegeverfahren, gibt es nicht. Die Ausgangssituation entscheidet über das Verfahren. Dennoch belegt die Untersuchung, dass innovativen Verlegemethoden eine viel höhere Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Denn bei allen in der Studie beschriebenen Verfahren gilt – sie sind immer preiswerter als die offene Bauweise, einfach anzuwenden und in der Kombination vielseitig einsetzbar. Allein die bei weitem geringere Verlegetiefe von 0,3 Meter statt wie heute üblich 0,6 bis 1 Meter lässt die Einsparpotenziale erahnen.

Innovative Verlegemethoden

Die Methoden Trenching, Pflugverfahren und Bohrverfahren haben alle ihre eigenen passenden Einsatzszenarien mit ihren eigenen Vorteilen und Kosten.

Die Ergebnisse zeigen:

  • Besonders dem Trenching sollte auf Grund seiner positiven Einsatzmöglichkeiten größere Bedeutung geschenkt werden. Es ist kostengünstig, verursacht wenige Verkehrsbehinderungen, minimalen Bauschutt und kann flexibel auf versiegelten Oberflächen eingesetzt werden. Daher eignet es sich insbesondere für Gebiete, bei denen der Leerrohrverlauf entlang von Straßenzügen geplant ist.
  • Für ländliche Regionen, in denen ein Leerrohr weite Strecken über Land verläuft, ist jedoch das Pflugverfahren mit seiner im Gelände deutlich höheren Verlegeleistung effektiver.
  • Die ausschließliche Anwendung von Bohrverfahren ist im Vergleich teurer und sollte dann zum Einsatz kommen, wenn die vorgenannten Verfahren an technische Grenzen kommen. Dies gilt insbesondere für Querungen von Infrastrukturtrassen wie Bundesautobahnen, Bahnstrecken, Gewässer und Schutzgebiete.

Alternativen bei Leerrohren

Bei der Wahl der Leerrohrart ist ein eindeutiges Ergebnis erkennbar. Ein Flatliner (Microrohrverbände liegen nebeneinander) bietet sehr universelle Nutzungsmöglichkeiten. Er ist sowohl kostengünstiger als auch nachhaltiger als ein Multiduct (Microrohrverbände liegen im Rohrverbund). Außerdem ist das Einblasen der Glasfaser durch den effizienteren Aufbau des Verteilnetzes wesentlich schneller und preisgünstiger. Ist die Oberflächenbeschaffenheit dafür geeignet haben sich die Kombinationen aus Trenching und Flatliner sowie Pflügen und Flatliner als wirtschaftlich vorteilhafte Verlegevariante erwiesen. Wird das Horizontalbohrverfahren eingesetzt, bieten sie in Kombination mit Multiducts die größten Vorzüge.

Bewertung am Fallbeispiel

Die Studie zeigt auf, wie teuer Glasfaserausbau wirklich sein muss und gibt dem Praktiker eine Bewertungsmethode als Entscheidungsunterstützung zur Wahl eines Verlegeverfahrens an die Hand. Denn die Potenziale sind gewaltig. Allein im Bundesland Nordrhein-Westfalen sind derzeit nur rund acht Prozent der Haushalte mit Glasfaser erschlossen. Das Ziel: Im Jahr 2025 sollen 100 Prozent erreicht sein. Dazu sind noch rund 30.000 Kilometer Glasfaser in den Boden zu bringen. Ob der Meterpreis hier dann 40 Euro oder 80 Euro beträgt, entscheidet maßgeblich über die Wirtschaftlichkeit der Ausbauprojekte. Umso wichtiger ist es, diese Kosten so weit wie möglich zu reduzieren. Am konkreten Fallbeispiel an einem realen Erschließungsfall zeigt die Studie mit der ihr zugrunde liegenden Bewertungsmethode auf, wie sich die Alternativen auswirken.

Die Studie steht unter www.micus-duesseldorf.de zum Download bereit.